Timo Bernhard plant langfristig im ADAC GT Masters
Timo Bernhard (li.) und sein Teammanager Klaus Graf
Ein Neuzugang sorgt für viel Furore im ADAC GT Masters: Das KÜS Team75 Bernhard von Sportwagen-Weltmeister Timo Bernhard und seinem Vater Rüdiger startet mit Kévin Estre und einem Porsche 911 GT3 R erstmals in der 'Liga der Supersportwagen'. Im Interview erklärt der Porsche-Werksfahrer die Hintergründe zum Start seines Teams im ADAC GT Masters.
Sie haben als Porsche-Werksfahrer ein umfangreiches Programm, warum engagieren Sie sich darüber hinaus mit einem eigenen Team im Motorsport?
Timo Bernhard: «Für mich ist es eine grosse Freude als Teambesitzer tätig zu sein und ich bin Stolz darauf, was wir aufgebaut haben. Ich versuche mir mit dem Team etwas für meine Zukunft aufzubauen und denke, es ist für mich der richtige Schritt. Das alles wäre aber nicht möglich ohne ein perfektes Team, das hinter mir steht und mich unterstützt. Das ist in erster Linie mein Vater, ohne den meine bisherigen Erfolge nicht möglich gewesen wären. Meine Mutter unterstützt das Team in der Organisation und mit unserem Teammanager Klaus Graf bin ich auf einer Wellenlänge. Auf das gesamte Team kann ich mich perfekt verlassen, denn ohne die tollen Leute in meiner Mannschaft würde es nicht funktionieren.»
Warum haben Sie und ihr Vater sich dazu entscheiden, neben dem Porsche Carrera Cup Deutschland auch noch ein Programm im ADAC GT Masters zu starten?
«Wir haben das Team in den vergangenen Jahren Schritt für Schritt entwickelt. Das Team existiert bereits seit 1975, daher kommt auch der Name Team75. Damals hat es mein Vater das Team gegründet und ist bei Rallyes gestartet. Nach verschiedene Rallye-Einsätze engagieren wir uns seit drei Jahren im Porsche Carrera Cup. Der Cup ist eine wichtige Meisterschaft und eine sehr gute Basis. Auf das ADAC GT Masters haben wir schon seit zwei, drei Jahren ein Auge geworfen. Unser Engagement nun auszuweiten, passt optimal zur Entwicklung des Teams. Wir haben uns Schritt für Schritt gesteigert und der neue Porsche 911 GT3 R war nun die willkommene Gelegenheit, in das ADAC GT Masters einzusteigen.»
In der Sportwagen-Weltmeisterschaft FIA WEC sind Sie für Porsche weltweit im Einsatz, wie kombinieren Sie das mit dem Job als Teamchef?
«Innerhalb der laufenden Saison konzentriere ich mich natürlich auf die Sportwagen-Weltmeisterschaft, aber vor und nach der Saison engagiere ich mich stark im Team. Wenn immer mein Terminkalender es möglich macht, bin ich natürlich auch beim ADAC GT Masters vor Ort. Mit meiner Motorsporterfahrung denke ich, dass ich dem Team eine gute Unterstützung bin, auch wenn ich nicht bei jedem Rennen dabei sein kann.»
Im ADAC GT Masters startet Kévin Estre für ihr Team, bei Porsche ist er als Werksfahrer ihr Kollege. Das ist eine sehr ungewöhnliche Situation.
«Wir hatten vor zwei Jahren schon eine ähnliche Situation, als Earl Bamber für unser Team im Porsche Carrera Cup gefahren ist. Er ist dann im vergangenen Jahr dann zum Porsche-Werksfahrer aufgestiegen und hat Le Mans gewonnen, so gesehen haben wir damit gute Erfahrungen gemacht. Ich schätze Kévin extrem hoch ein. Generell zählen die Porsche-Werksfahrer zu den besten Fahrern in der Szene. Es ist auch ein tolles Signal von Porsche, das er für uns fährt.»
Könnten Sie sich vorstellen selbst zusammen mit Kévin im ADAC GT Masters zu fahren?
«Das ist nicht geplant, denn mein Programm mit dem Porsche 919 Hybrid in der Sportwagen-Weltmeisterschaft hat natürlich Priorität. Ich werde es mir aber ganz sicher nicht nehmen lassen, den Roll-Out mit unseren neuen Porsche selbst zu fahren.»
Wer wird denn Teamkollege von Kévin Estre im ADAC GT Masters?
«Das ist momentan noch nicht entschieden. Wir haben nach der Ankündigung des Programms aus allen Teilen der Welt ein tolles Feedback und viele Anfragen bekommen. Unser Ziel ist es, eine homogene Fahrerkombination zu haben, mit der wir an der Spitze fahren können. Wir haben aber keine vermessenen Ziele und wissen, dass wir viel lernen müssen und im ADAC GT Masters gegen eine sehr gute und erfahrene Konkurrenz antreten. Wir wollen einen guten Job machen, denn unser Engagement im ADAC GT Masters ist langfristig angelegt und beschränkt sich nicht auf eine Saison.»
Bis zum Saisonstart in der Motorsport Arena Oschersleben vom 15. bis 17. April sind es noch gut drei Monate. Wie sieht ihre Vorbereitung bis dahin aus?
«Wir erwarten die Auslieferung des neuen Porsche im Februar und werden voraussichtlich im März mit unserem Testprogramm starten. Kévin ist in den kommenden Wochen schon viel im Einsatz und fährt in den USA in Daytona und in Sebring. Das ist ein grosses Plus für uns, denn zum Saisonstart des ADAC GT Masters hat er dann bereits einige Renneinsätze hinter sich und ist gut im Training.»
Beim Saisonstart des ADAC GT Masters treten am gleichen Termin in der Sportwagen-Weltmeisterschaft FIA WEC in England an. Verfolgen Sie die ADAC GT Masters-Rennen dann im weltweit frei empfangbaren Online-Livestream?
«Ich schaue mir sicherlich die Ergebnisse an und halte mich informiert, schon alleine weil Sie mich als Racer interessieren. Aber ich werde voraussichtlich selbst zu sehr eingespannt sein um die Rennen zu schauen. Bei allen Wochenenden, an denen es mir zeitlich möglich ist, komme ich natürlich selbst zum ADAC GT Masters.»
Zeitgleich zu ihrem Weltmeistertitel ist im vergangenen November ihre Biographie erschienen. Ist das nicht verfrüht, wenn nun Erfolge als Teamchef im ADAC GT Masters folgen könnten?
«Ich freue mich sehr über das Buch, es ist toll geworden und ich habe schöne Reaktionen darauf bekommen. Nun liegt es an mir, weiterhin als Fahrer und als Teamchef so erfolgreich zu sein, das wir in einigen Jahren noch ein zweites Buch machen können.»