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Heinz Kinigadner: «Sunderland-Sieg war nicht geplant»

Von Günther Wiesinger
«Es schaut sehr gut aus», lautete das Resümee von KTM-Berater Heinz Kinigadner bei Halbzeit der Dakar-Rallye. Der Ex-Weltmeister analysiert die Situation an der Spitze bei Halbzeit.

Die fünfte Dakar-Etappe von Moquegua nach Arequipa wurde am Freitag eine Beute von Sam Sunderland, dem Dakar-Sieger 2017. Er liegt jetzt in der Gesamtwertung nur noch 59 Sekunden hinter dem US-Amerikaner Ricky Brabec auf der Honda. Der Österreicher Matthias Walkner hat sich in zwei Tagen vom achten auf den fünften Gesamtrang verbessert, dem Salzburger fehlen nur noch 6:17 min auf den Spitzenreiter.

Heinz Kinigadner, 250-ccm-Motocross-Weltmeister 1984 und 1985 und mehrfacher Dakar-Teilnehmer, beobachtet die Rallye im Auftrag von KTM und Red Bull und freut sich über die ausgezeichnete Ausgangslage der Werksfahrer Sunderland, Quintanilla, Price und Walkner. KTM hofft auf den 18. Dakar-Sueg hinhtereinander. Honda auf den ersten Sieg beim sechsten Auftritt als Werksteam seit der Rückkehr von HRC in den Rallyesport.

Der Tiroler gab SPEEDWEEK.com nach der fünften Etappe, also bei Halbzeit der Rallye, am Abend vor dem Ruhetag vom Samstag, eine Einschätzung der Situation. Insgesamt werden in Peru in diesem Jahr «nur» 5603 km gefahren.

Heinz, so ausgeglichen und abwechslungsreich war die Dakar-Rallye noch nie. Fünf verschiedene Fahrer auf vier unterschiedlichen Fabrikaten holten bisher die fünf Etappensiege.

Ja, die Organisation hat ein paar Veränderungen vorgenommen. So wurde zum Beispiel die Startreihenfolge verdreht, dann wurde hinter den Autos gestartet, heute gab es einen Massenstart.

Und es kommen noch zwei solche Tage von den fünf Wettkampftagen, die uns noch bevorstehen. Die nächsten drei Wettkampftage ab dem Sonntag werden aber normale Dakar-Tage, wobei die Teilnehmer jetzt auf den Strecken retour fahren, auf denen sie bisher runtergefahren sind.

Insofern wird es eine Dakar werden, bei der nicht der kompletteste Rallye-Fahrer gewinnt, der gut Motorrad fährt und ausgezeichnet navigiert, sondern wahrscheinlich wird der schnellste Motorradfahrer vorne sein. So schaut es momentan für mich aus. Denn wir erleben eine relativ einfache Dakar-Rallye.

Wenn du von normalen Dakar-Tagen sprichst, heißt das: Der Sieger des Vortags startet als Erster?

Ja, und das ist natürlich ein Nachteil. Heute am Freitag war ja Massenstart. Die Fahrer sind nebeneinander losgefahren. Jeder Fahrer hatte sich eine Taktik zurechtgelegt. Aber dann hat es vor Sam Sunderland den Honda-Fahrer Goncalves geschmissen, Sam ist stehen geblieben. Er hat dadurch Zeit verloren, die er zwar gutgeschrieben bekam, aber er hat durch den Stopp den Kontakt zu den Topfahrern verloren und nicht gewusst, wie die Situation an der Spitze aussieht. Er konnte deshalb auch nicht taktieren und hat heute mit mehr als drei Minuten Vorsprung gewonnen, was wahrscheinlich nicht seinem Plan entsprochen hat.

In der Gesamtwertung lauern aber jetzt drei KTM und eine Husqvarna hinter Honda-Hoffnung Brabec. Das sind doch gute Voraussetzungen?

Ja, es schaut sehr gut aus. Aber es wird sehr stark davon abhängen, wer nach der Dienstag-Etappe an der Spitze ist, denn dann folgen die Massenstarts und am letzten Tag die verkehrte Startreihenfolge. Dann ist es so, dass einfach Vollgas gefahren werden kann. Die ersten zehn Fahrer haben dann zehn Minuten Startunterschied, da kann man nicht mehr viel gutmachen, weil alle Fahrer eng beisammen fahren.

Wenn ein Toby Price jetzt als Neunter startet, kann er 26 Minuten gutmachen, wenn Vollgas fahren könnte.

Toby ist heute mit Tränen in den Augen ins Ziel gekommen. Er hat brutale Schmerzen, weil er in der ersten Dezember-Woche beim Training in Dubai mit Matthias Walkner kollidiert ist und sich einen Kahnbeinbruch zugezogen hat. Er ist von Dr. Mir in Spanien operiert worden. Er kann sich im Ziel nicht einmal den Handschuh oder die Jacke ausziehen. Dass er noch dabei ist, grenzt für mich an ein Wunder. Ich kann nur sagen: Hut ab!

Toby bringt die größte Leistung von allen zusammen.

Hiasi Walkner war gestern Zweiter, heute Dritter, er hat sich vom achten wieder auf den fünften Platz vorgekämpft. Wie schätzt du seine Chancen ein?

Er ist körperlich so gut beisammen wie noch nie. Dazu hat er inzwischen viel Erfahrung, er navigiert sehr gut.

Aber er hat am ersten Tag nicht angegriffen, weil es von der Organisation diese Änderungen gegeben hat. Das war vielleicht ein Fehler. Das wird man erst am Ende der Rallye genau wissen.

Aber Hiasi hat Glück, weil er heute Dritter geworden ist, also startet Sam Sunderland am Sonntag vor ihm, der schnell und ein guter Navigierer ist. So können sie zu zweit ein halbwegs gutes Tempo machen. Sonst sind Fahrer wie Van Beveren, Benavides und Toby Price sowie Quantanilla im Vorteil. Der Husqvarna-Fahrer ist sehr stark, den muss man weit oben haben auf der Rechnung.

DAKAR MOTO - ERGEBNIS ETAPPE 5

1. Sam Sunderland (KTM) in 4:11:48 Stunden
2. Xavier de Soultrait (F/Yamaha) + 3:23 Minuten
3. Matthias Walkner (A/KTM) + 3:23 Minuten
4. Lorenzo Santolino (E/Sherco TVS) + 4:00
5. Adrien Van Beveren (F/Yamaha) + 4:26
6. Andrew Short (USA/Husqvarna) + 04:36
7. Luciano Benavides (RA/KTM) + 04:36
8. Stefan Svitko (SK/KTM) + 5:05
9. Toby Price (AUS/KTM) + 5:45
10. Skyler Howes (USA/Husqvarna) + 6:00
11. Ricky Brabec (USA/Honda) + 6:46
12. Kevin Benavides (RA/Honda) + 6:46
13. Pablo Quintanilla (RCH/ Husqvarna) + 7:19
14. D. Nosiglia Jager (BOL/Honda) + 9:55
15. Armand Monleon (E/KTM) + 12:41

DAKAR MOTO - GESAMTSTAND NACH ETAPPE 5
1. Ricky Brabec (USA/Honda) in 16:51:34 Stunden
2. Sam Sunderland (KTM) + 59 Sekunden
3. Pablo Quintanilla (RCH/ Husqvarna) + 2:52 min
4. Toby Price (AUS/KTM) + 3:21 min
5. Matthias Walkner (A/KTM) + 6:17 min
6. Adrien Van Beveren (F/Yamaha) + 6:36 min
7. Kevin Benavides (RA/Honda) + 9:01 min
8. Xavier de Soultrait (F/Yamaha) + 18:37 min
9. Stefan Svitko (SK/KTM) + 26:28 min
10. Andrew Short (USA/Husqvarna) + 27:54 min
11. Lorenzo Santolino (E/Sherco TVS) + 37:00 min
12. Oriol Mena (E/Speedbrain) + 41:30 min
13. Luciano Benavides (RA/KTM) + 48:42 min
13. Adrien Metge (F/Sherco TVS) + 14:45 min
14. Jose Cornejo Florimo (RCH/Honda) + 1 h 02 min 44 sec
15. D. Nosiglia Jager (BOL/Honda) + 1 h 16 min 48 sec

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