Spielberg, Crashgate & Co. Die größten DTM-Skandale
Der Spielberg-Skandal 2015
«Timo, schieb ihn raus»
Spielberg, 2015, es ist kurz vor dem Ende des Rennens, als Audis Motorsportchef Wolfgang Ullrich seinem Fahrer Timo Scheider via Funk den folgenschweren Auftrag gibt: «Timo, schieb ihn raus». Der zweimalige Meister schiebt, schießt dabei Robert Wickens und Pascal Wehrlein ab - fertig ist der wohl größte, weil schlagzeilenträchtigste Skandal in der Geschichte der Serie.
Alle Medien schlugen auf die DTM ein, die Beteiligten gingen vor allem verbal aufeinander los. Die Strafen waren drakonisch: Audi wurden die 62 in der Herstellerwertung erzielten Punkte gestrichen, was am Ende den Titel kostete. Zudem gab es die Rekordstrafe in Höhe von 200.000 Euro, Scheider wurde für zwei Rennen gesperrt.
«Die krasseste Fehlentscheidung in der DTM»
Robert Wickens bekam 2014 in Spielberg in Führung liegend nach einem Unsafe Release (Unsichere Freigabe beim Boxenstopp) eine Durchfahrtsstrafe aufgebrummt. Mercedes diskutierte mit der Rennleitung über die Richtigkeit der Strafe, Wickens wurde nicht informiert, trat diese nicht innerhalb der vorgeschrieben Zeit an und wurde schließlich disqualifiziert.
Die Mercedes-Verantwortlichen tobten, bezeichneten dies als «krasseste Fehlentscheidung in der DTM» und legten Fotobeweise aus der Vogelperspektive vor, zudem unterstellten sie den Sportkommissaren, Wickens mit Pascal Wehrlein verwechselt zu haben. Wickens nannte das Ganze «armselig». Da die Strafen als Tatsachenentscheidungen gewertet wurden, war ein Protest vonseiten Mercedes nicht möglich. Dafür gab es wenige Tage nach dem Skandal einen Offenen Brief von Mercedes, wo nochmal Dampf abgelassen wurde.
Wasserflasche auf dem Norisring
Es war eine der größten Blamagen in der Geschichte der DTM: der Norisring-Skandal 2013. Mattias Ekström feierte seinen Sieg noch im Parc fermé ausgiebig. Während der Schwede seinem Team in den Armen lag, entleerte sein Vater eine Wasserflasche in Ekströms Hose. Da dies noch vor dem obligatorischen Wiegen passierte, war das ein Verstoß gegen die Parc-fermé-Regeln, Ekström wurde disqualifiziert.
Audi legte Berufung ein, der jedoch zurückgewiesen wurde. Dafür gab es erstmals in der Geschichte der Tourenwagen-Serie am Ende gar keinen Sieger, der Zweite Robert Wickens rückte nicht nach. Begründung des DMSB: Weil «der Fahrer seinen Sieg auf der Strecke aber unter sportlich einwandfreien Bedingungen erzielt hat und das Fahrzeug dem Reglement entsprach».
Putins Rundflug in Moskau
Mike Rockenfeller holte 2013 in Moskau die Pole Position – dank Wladimir Putin. Da der russische Präsident damals den Flugraum über dem Moscow Raceway ebenso kurzfristig wie überraschend sperren ließ, wurde die Zeitenjagd vor dem entscheidenden Shootout abgebrochen.
Der Grund: Wegen der Sperre des Flugraums konnte der Rettungshubschrauber nicht starten. Alle das nur wenige Wochen nach dem Norisring-Skandal. «Andere Länder, andere Sitten, würde ich da nur sagen», meinte Rockenfeller, der das Rennen später auch gewann. Ohne weitere Zwischenfälle.
Crashgate in Barcelona
Die gesamte Flotte eines Herstellers fährt mitten im Rennen nicht mehr weiter? Ja, auch das gab es in der DTM bereits. 2007 in Barcelona beorderte Audis Motorsportchef Wolfgang Ullrich seine Fahrer neun Runden vor dem Ende des Rennens in die Box – als Reaktion auf die Ausfälle der beiden damaligen Titelkandidaten Mattias Ekström und Martin Tomczyk.
Beide wurden von den Mercedes-Fahrern Mika Häkkinen und Daniel la Rosa abgeschossen, so der Audi-Vorwurf. «Ich weiß nicht, wie ein zweimaliger Formel-1-Weltmeister sich so verschätzen kann», wetterte Tomczyk. Mercedes wies jede Absicht zurück. Bestraft wurde das Duo trotzdem: Häkkinen und la Rosa wurden aus der Wertung genommen und für das anschließende Rennen um zehn Plätze zurückversetzt, Häkkinen musste zudem 20.000 Euro Strafe zahlen, la Rosa 10.000. Meister wurde dann übrigens Ekström.