Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Dangl & Gesslbauer (27.): Schlimmer als befürchtet

Von Helmut Ohner
Die beiden Österreicher Patrick Dangl und Geri Gesslbauer teilten sich in Le Mans mit dem Italiener Anthony Groppi das Motorrad im Team von Aviobike. Wie erträumt, sahen sie nach 24 Stunden die Zielflagge.

«Man kennt ja die Schauergeschichten, die Fahrer erzählen, nachdem sie an einem 24-Stunden-Rennen teilgenommen haben, deswegen geht man selbst vom Schlimmsten aus. Es war aber noch schlimmer», waren sich Patrick Dangl und Geri Gesslbauer einig. «Nach der Zieldurchfahrt weiß man allerdings, warum man es gemacht hat.»

«Es ist ein unbeschreibliches Erlebnis mit Eindrücken, die lange in unseren Gedächtnissen bleiben werden. Man fährt in den Nachtstunden seinen Stint und wundert sich, welche Gerüche von den Campingplätzen wahrzunehmen sind. Obwohl die Strecke ausgeleuchtet ist, weiß man nie, wo der Einlenkpunkt für die nächste Kurve ist. Man wundert sich auch, wenn man im Dunkeln plötzlich Bremsscheiben glühen sieht», sagten sie unisono.

Für das Yamaha-Trio war der Langstreckenklassiker ein denkwürdiges Rennen. «Patrick war zuvor noch nie in Le Mans und für Anthony war das Motorrad neu, nur ich kannte beides», erzählte Gesslbauer, der im Qualifying einen Sturz zu verzeichnen hatte. «Normalerweise fahre ich ja Pirelli, in der Superstock-Klasse sind aber Dunlop vorgeschrieben. Mit dem harten Vorderreifen bin ich lange nicht zurechtgekommen.»

Der Abflug blieb für den Steirer nicht ohne Folgen. «Auf der linken Seite habe ich einige Blutergüsse, außerdem habe ich mir am kleinen Finger links eine Knochenabsplitterung zugezogen. Die Schmerzen waren auszuhalten und es hat beim Fahren nicht wirklich gestört. Gottlob hat auch der Handschuh trotz Verbandes gepasst.»

Beinahe wäre Gesslbauer in den Startunfall von Bradley Smith und Christophe Seigneur verwickelt worden. «Mein Start war leider nicht gut. Aus meiner Sicht bin ich nur knapp am rutschenden Motorrad vom Franzosen vorbeigekommen. Auf alle Fälle habe ich mich so sehr erschreckt, dass ich viele Plätze verloren habe. Nach dem Ende der Pace-Car-Phase konnte ich mich von der 44. Auf die 22. Position verbessern.»

«Nach dem Stint von Groppi war Patrick an der Reihe. Leider ist es ihm dann wie mir im Qualifying ergangen. Er ist über das Vorderrad gestürzt. Unsere Yamaha war übel zugerichtet, Tank verbeult, beide Lenkerstummel abgebrochen und ein schwer beschädigter Heckrahmen mussten getauscht werden. Es hat alleine schon lange gedauert, bis er wieder zurück in der Box war. Insgesamt haben wir 27 Runden durch den Zwischenfall verloren.»

Auch danach waren die Probleme noch nicht ausgestanden. «Als ich wieder an der Reihe war, ist der Motor mehrmals abgestorben. Ich habe an allen erreichbaren Kabeln gezogen, dann hat es wieder klaglos funktioniert. Beim nächsten Boxenstopp hat sich herausgestellt, dass sich die ECU beim Sturz aus der Halterung und eine Steckverbindung gelöst haben. Zu allem Überfluss wurde auch noch ein Ölverlust festgestellt.»

Die Fahrt durch die Nacht verlief ohne weitere Auffälligkeiten. «Alle drei waren wir im Dunkeln recht flott unterwegs. Von einigen Ausfälle haben wir profitiert und wir wurden im Klassement nach vorne gespült. Wir sind dann auf dem 27. Paltz gelandet. Für Rang 18 in der Superstock-Wertung haben wir immerhin noch drei WM-Punkte kassiert.»

Auch wenn das Ergebnis nicht den Vorstellungen der beiden Österreicher entsprochen hatte, am Ende waren doch beide erleichtert, ins Ziel gekommen zu sein. Schon vor dem Rennen war für den Niederösterreicher Dangl klar: «Ich wäre schon überglücklich, wenn wir die Zielflagge sehen, weil ich irgendwann einmal meinen Enkeln die Medaille für diese Zielankunft zeigen möchte. Für mich als Amateurrennfahrer ist das 24-Stunden-Rennen in Le Mans das Größte.»

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