Erfahrung siegt mit Jugend
v.l. Romain Dumas, Jörg Bergmeister, Martin Ragginger, Wolf Henzler
Erfolge bei einem 24 Stunden-Rennen sind kein Zufall. Neben der Technik, die stimmen muss, sind es vor allem die Fahrer, die zweimal rund um die Uhr nicht nur fehlerfrei fahren, sondern auch das das Optimum aus ihrem Fahrzeug herausholen müssen, ohne es da dabei zu überfordern. Die Zeiten, wo man nur mit materialschonenden Rumrollen ein 24 Stunden-Rennen gewinnen kann, sind längst vorbei.
Der Porsche 997 GT3 RSR des BMS-Teams war nicht das schnellste Auto am Start der diesjährigen 24 Stunden von Spa. Aus eigener Kraft wäre ein Sieg nicht machbar gewesen, doch die vier BMS-Piloten konnten sich gegen die interne Porsche-Konkurrenz von IMSA durchsetzen und hielten den Druck zum führenden BMW konstant. Es war klar, dass die kleinste Schwäche der Leader sofort ausgenutzt werden kann. Die kam 40 Minuten vor dem Ende in Form der gerissenen Spurstange an Dirk Werners BMW M3.
Für drei der vier Spa-Sieger war es ein weiterer Erfolg in ihrer Sammlung, für einen hingegen der erste grosse Triumph.
Für Romain Dumas war es der zweite Gesamtsieg bei den 24h von Spa. Er war bereits in der denkwürdigen Regenschlacht von 2003 dabei, als er auf dem GT2-Porsche gemeinsam mit Stéphane Ortelli und Marc Lieb die GT1 verblies. Dumas schaffte 2010 auch beinahe einmaliges: Erst einmal (Luigi Chinetti 1949) gelang es einem Piloten, im gleichen Jahr die 24 Stunden von Le Mans und Spa zu gewinnen.
Wolf Henzler hat bislang ein sehr bewegendes Jahr. Was schon damit begann, der er zu Jahresbeginn erstmals Vater wurde. In der ALMS arbeitet er eng mit den Falken-Ingenieuren zusammen, um den Reifen konkurrenzfähig zu machen. Auch wenn er dort in dieser Saison noch nicht siegreich war, so gab es auch für den Nürtinger schon Highlights. Mit Felbermayr-Proton sowie den Kollegen Marc Lieb und Richard Lietz gewann er die GT2-Klasse in Le Mans, der Sieg in Spa setzt dem nun die Krone auf.
Jörg Bergmeister kann bereits auf unzählige Klassensiege in 24-Stunden-Rennen verweisen. Doch Gesamtsiege sind für ihn auch eher die Seltenheit, da er zumeist in der nicht gesamtsiegfähigen GT2-Klasse aktiv ist. 2003 schaffte er dennoch mit Timo Bernhard, Kevin Buckler und Michael Schromm den Gesamtsieg in Daytona, nachdem die noch sehr unzuverlässigen neuen Daytona-Prototypen reihenweise ausgefallen sind. Das Gefühl der Niederlage kurz vor Ende eines 24h-Rennens kann der lange Langenfelder nachvollziehen, im Mai führte er mit dem Hybrid-911 am Nürburgring, bevor kurz vor dem
Ende der Motor versagte. Ein typisches Ragginger-Pech, könnte man meinen.
Denn der junge Österreicher Martin Ragginger war am Ring auch einer der Hybrid-Piloten. Kollege Burkard Bechtel sagte einst über den früheren Porsche-Junior. «Er braucht kein Glück, es würde schon reichen, wenn er einmal kein Pech hat.» In Spa hat es nun endlich gepasst, Ragginger konnte für einmal ganz nach oben aufs Treppchen. Für den erst 22-jährigen könnte damit endlich der Knoten geplatzt sein. Nach Günther Huber (1970), Dieter Quester (1973, 1986, 1988) und Gerhard Berger (1985) ist Ragginger erst der vierte Österreicher, der in Spa siegen konnte.