Danner: «Pirelli hat sich vielleicht vertan!»
Danner glaubt: «Auch Alonso ist vorne dabei.»
Es ist Nacht in Abu Dhabi, im üblichen Gewusel des Fahrerlagers finden wir RTL-TV-Experte Christian Danner und bitten ihn zu einem kurzen Interview.
Christian, wir haben in den ersten beiden freien Trainings einige Ausrutscher gesehen. Waren das alles Einzelfälle, oder hast du einen gemeinsamen Nenner erkennen können?
Gut, in Kurve 1 sind die meisten mal rausgerutscht. Das scheint mir bei allen ein handfestes Übersteuern beim Einlenken zu sein.
Zuerst hatte ich den Eindruck, die Fahrer hätten einfach beim Anbremsen die Räder auf die weisse Linie gesetzt ...
Nein, das war es nicht. Das war es bei Massa, der ja meist im Training einen eklatanten Fahrfehler zeigt. Ich glaube, bei den anderen liegt es daran, dass noch sehr wenig Gummi auf der Bahn liegt, wir sagen dazu, die Piste sei grün. Abseits der Ideallinie ist dann die Haftung dramatisch niedriger, und das reicht bereits für einen Abflug. Der andere Grund: Ich befürchte, Pirelli hat sich bei der Reifenwahl wieder vertan.
Wie vertan?
Ich glaube, die Reifen sind zu hart. Mit der gelb markierten Mischung wird ja gefahren ohne Ende. In Indien konnte ich das verstehen, weil das für alle noch Neuland war, hier aber – wo es genügend Erfahrungswerte geben sollte – kann ich das nicht ganz nachvollziehen. Vielleicht hat es aber auch damit zu tun, dass die Temperaturen gemessen an den letzten beiden Jahren hier niedriger sind.
McLaren ist zwei Mal Bestzeit gefahren, einmal mit Button, einmal mit Hamilton. Ist das realer Speed?
Also konkurrenzfähig sind die auf alle Fälle. Ich glaube aber nicht, dass wir ab Morgen eine Dominanz von McLaren erleben. Für siegfähig halte ich sie aber, so wie immer sind das aber auch drei andere, womit wir die üblichen fünf Verdächtigen hätten – beide Fahrer von Red Bull Racing, beide Fahrer von McLaren, dazu Alonso im Ferrari. Und heutzutage, also mit den drei Komponenten Pirelli-Reifen, KERS und verstellbarer Heckflügel, ist jedes Rennen von den ersten fünf Startplätzen aus zu gewinnen.
Wir hatten im ersten Training drei Nachwuchsfahrer im Einsatz – Romain Grosjean im Renault, Robert Wickens im Marussia-Virgin, Jean-Eric Vergne im Toro Rosso. Wie sind dir die Drei aufgefallen?
Wickens ist schon in recht vielen verschiedenen Rennserien gefahren, und das merkst du einfach. Selbst wenn seine Leistung in einem Virgin natürlich schwierig einzuordnen ist. Grosjean hat mir Eindruck gemacht, selbst wenn klar wurde, dass Renault offensichtlich viel daran lag, ihn nicht schlecht aussehen zu lassen, Stichwort Benzinlast. Bei Vergne fiel auf, dass er einstieg und gleich auf guten Zeiten war. Das ist ein Einsatz, der sich sehen lassen darf. Insgesamt haben alle drei gut gearbeitet.