DTM: Eine Ära geht zu Ende

USA-Strecke zum Fremdschämen, samt Selbstmord-Versuch

Von Mathias Brunner
​Die Formel 1 tritt am 20. Oktober zum Grand Prix der USA an. Auf dem Circuit of the Americas bei Austin (Texas) hat das Rennen sein Zuhause gefunden – nach einigen Versuchen, die echt zum Fremdschämen waren.

Die Formel 1 hat sich in den USA prima eingenistet: mit dem Grand Prix der USA seit 2012 auf dem Circuit of the Americas bei Austin (Texas), mit dem Miami-GP (seit 2022) und der Rückkehr nach Las Vegas (seit 2023). Wenn wir etwas grosszügiger denken, kommen in Nord- und Mittelamerika die Publikumserfolge von Montreal (Kanada) und Mexiko-Stadt hinzu.

Aber ein Blick auf die GP-Historie zeigt: Gerade in Amerika hatte die Formel 1 nicht immer ein glückliches Händchen.

Las Vegas: Von wegen Glamour!

Die Glitzerwelt von Las Vegas und der Glamour der Formel 1 sind füreinander geschaffen. Aber Anfang der 80er Jahre auf dem Parkplatz des Caesar’s Palace-Hotels zu fahren, das war nun wirklich Formel-1-unwürdig.

Eine andere Pistenführung war damals nicht möglich, weil die Casino-Besitzer sich weigerten, den legendären Strip für ein Autorennen sperren zu lassen. Das ist heute ganz anders.

1981 also: Die Kurven dieser aufgeblasenen Kartstrecke waren fad, dafür wurde im Gegenuhrzeigersinn gefahren, was den Piloten so zusetzte wie die Hitze.

Besonders peinlich für die Formel 1: 1981 und 1982 fiel hier sogar die WM-Entscheidung. Der besagte Parkplatz wurde 2003 überbaut. Die neuen Formel-1-Grossaktionäre von Liberty Media machen das mit dem kommenden Las-Vegas-GP besser – gefahren wird in der Nacht und unter Einbezug des weltberühmten Vegas Strip.

Dummheit in Dallas

Wir wissen nicht, wer für die GP-Premiere von Dallas 1984 die Schnapsidee absegnete, ausgerechnet im Juli nach Texas auszurücken. Gefahren wurde auf einem Micky-Maus-Kurs in jenem Gelände, wo 1936 die Texas Centennial Exposition stattfand und noch heute im so genannten Fair Park jedes Jahr einer der grössten Jahrmärkte der USA stattfindet, die 24 Tage dauernde State Fair of Texas, die 2,2 Millionen Besucher anzieht.

Zurück zum GP von 1984: Bei Temperaturen um die 40 Grad begann sich die Piste bald aufzulösen und musste in aller Eile notdürftig repariert werden, mehrfach.

Schnellhärtender Beton war nur teilweise die Lösung. Reifentechniker von Goodyear trauten ihren Augen kaum, als sie die Pistentemperatur massen – 66 Grad! Williams-Fahrer Keke Rosberg trotzte der Hitze am besten und gewann.

Phoenix: Wo laufen sie denn?

Strassenrennen oder Straussenrennen? Es gehört zur Legendenbildung um den drei Jahre lang veranstalteten Formel-1-Lauf in Phoenix, dass ein Rennen mit den lauffreudigen Grossvögeln in Arizona mehr Zuschauer anlockte als im gleichen Jahr der Formel-1-WM-Lauf.

Wir waren zwar nicht beim Straussenrennen, aber wir waren beim Strassen-GP, und daher wissen wir: Der Zuschaueraufmarsch zum Grand Prix war ab dem Jahre 1989 wirklich peinlich.

Dazu ein völlig einfallsarmer Kurs, eine Ansammlung von 90-Grad-Kurven. Wie populär die Formel 1 damals war, zeigt meine Taxifahrt. Ich kam am Flughafen an und bat den Fahrer naiv, mich bitteschön zur Rennstrecke zu bringen.

Wir endeten an einer Hunderennbahn.

Das Formel-1-Feld war Anfang der 90er Jahre so reichhaltig (wir hatten im Laufe der Saison 41 Fahrer in 18 Teams!), dass jeweils am Freitagmorgen aussortiert werden musste: Acht Piloten traten an, nur vier kamen weiter. Genannt wurde das Vorqualifikation.

Im Rahmen des Grand Prix von Belgien traf ich Ende August den Belgier Eric van de Poele. Der heute 61-Jährige bestätigte mir, was sich 1991 im Training zum Grossen Preis der USA in Phoenix (Arizona) zugetragen hat.

Die Vorquali wurde nach wenigen Minuten mit der roten Flagge unterbrochen. Was war passiert?

Erst nach und nach sickerten Details über die ungewöhnliche Trainingsunterbrechung durch: Wie sich herausstellte, war der 27 Jahre alte Marlon Rauvelli aus den nahen Maricopa-Krankenhaus ausgebüchst, an Krücken zur Rennstrecke gehumpelt und auf den Strassenkurs vorgedrungen – in der Absicht, sich dort vom nächstbesten Formel-1-Auto überrollen zu lassen!

Lamborghini-Pilot van de Poele: «Das waren damals meine ersten Runden überhaupt im Rahmen eines Formel-1-GP-Wochenendes. Und dann komme ich um eine der 90-Grad-Ecken, und mitten auf der Strasse liegt ein Mann! Ich traute meinen Augen kaum.»

Van de Poele zischte zum Glück um Haaresbreite am Lebensmüden vorbei, der anschliessend von Sicherheitskräften aufgelesen und ins Krankenhaus zurückgebracht wurde.

Was aus Herrn Rauvelli geworden ist, wissen wir nicht, was aus dem Phoenix-GP wurde, schon: Das unbeliebte Rennen (1991 nur 18.500 zahlende Zuschauer!) verschwand aus dem WM-Kalender.

Wie sich die Zeiten geändert haben: Am GP-Wochenende auf dem Circuit of the Americas in Austin haben wir zwar nur zehn statt 18 Teams im Einsatz, dafür proppevolle Tribünen – es werden beinahe 450.000 Fans erwartet.

Wir gehen zuversichtlich davon aus, dass sich keiner davon auf die Rennstrecke legen wird.

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