Kampf bis zum Ende
Niki Lauda
Nach diesem Auftakt haben die Fans Hunger auf mehr. Kein Wunder: Der Auftakt von Melbourne war Rennsport vom Feinsten: mit überraschend überragenden McLaren-Mercedes, die den gejagten Doppel-Weltmeister Sebastian Vettel im Red-Bull-Renault fürs Erste in die Verfolgerrolle beförderten. Mit Ferrari, das Fernando Alonso im Alleingang aus dem Mittelfeld auf Rang 5 beförderte. Mit starken Silberpfeilen, die allerdings im Rennen leicht verwachsten und ausserhalb der Top-Ten landeten. Mit einem Williams, dessen Tempo ein gewisser Maldonado auf Rang 6 halten konnte – zumindest bis kurz vor dem Ziel. Mit einem Lotus-Team, in dem Rückkehrer Grosjean Riesen-Potenzial andeutete und das weit unter Wert geschlagen wurde. Übrigens mit einem Rückkehrer Räikkönen darin, dem nicht viel zu seiner alten Form fehlt – und der bei den kommenden Rennen als Kandidat für einen Rang unter den ersten fünf anzusehen ist, sofern er sich passabel qualifiziert und nicht in Q1 scheitert wie in Melbourne.
Dazu kommen schnelle Sauber- und Toro-Rosso-Ferrari, die vom Tempo her zu den ständigen Punktekandidaten gerechnet werden dürfen.
Überdies ist da der masslos enttäuschte Lewis Hamilton, der die Pole-Position herausfuhr, aber im Rennen nur Rang 3, und von dem man ab jetzt ein Wiedergutmachungsrennen nach dem anderen erwarten darf.
Interessanterweise wurden die neuen Fahrzeuge, weitgehend ohne angeblasene Diffusoren ausgestattet, vom Fahrverhalten her in die Vergangenheit zurückmanövriert. «Es sind wieder mehr klassische Rennwagen», sagt der Australier Mark Webber, der sich mit 36 Jahren vor Sebastian Vettel in der Startaufstellung platzierte. Dass auch Schumi (43) Rosberg (26) im Silberpfeil das Nachsehen gab, könnte ein Indiz dafür sein, dass die Alten mit den Neuwagen besser oder zumindest besser als zuletzt zurecht kommen. Die Aussagen beider lassen das vermuten. Aber Rosberg hatte seine Quali-Runde ebenso versemmelt wie Vettel. Da steht noch Klärungsbedarf an.
Wenn wir bei diesen beiden Deutschen sind, gewissermassen die herausragenden nationalen Trümpfe für die Zukunft im GP-Sport, sollten wir uns übrigens noch mal in Ruhe das Überholmanöver anschauen, das Vettel an dem Wiesbadener verübte. Übermässiger Respekt war da von Seiten des Weltmeisters wirklich nicht dabei…
Wenn sich dann noch Teilnehmer so herzhaft duellieren wie Massa und Senna oder Perez und Rosberg, dann regt sich auch auf das starke, dichtgestaffelte Mittelfeld weiterer Appetit.
Zumal das zweite Rennen die Vollgas-Gemeinde nach Sepang führt, auf einen eher klassischen Kurs mit extremeren Belastungen für das Material, vor allem mit schnelleren Kurven.
Darauf hoffen vor allem die Vettel-Fans, die gesehen haben, dass seinem Auto in Melbourne die langgezogenen, schnellen Kurven fehlten. Auf den Geraden – und davon gibt es in Sepang auch zwei sehr lange – war der Red Bull Renault zum Auftakt jedenfalls verflixt schnell.
Alles ist angerichtet für eine einzigartige Meisterschaft. Nach einem Durchmarsch von Vettel sieht es nicht aus. Das ist schon mal gut für die Quoten. «Diese WM wird später entschieden», legt sich Fernseh-Experte Niki Lauda fest. Und der Dreifache muss es ja eigentlich wissen.
Mehr über die aktuelle Lage in der Formel 1 und alle Hintergründe vom Auftakt in Melbourne erfahren Sie in der aktuellen Printausgabe von SPEEDWEEK, ab Dienstag (20. März) im Handel!