Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Österreich-GP: Ein Wintermärchen

Kolumne von Günther Wiesinger
Vettel am 1.12. 2012 in Spielberg

Vettel am 1.12. 2012 in Spielberg

Sebastian Vettel und Dr. Marko haben den Red Bull Ring für 2013 ins Spiel gebracht. Aber die Anlage ist nicht geeignet.

Am vorletzten Samstag liess sich Sebastian Vettel mit seinem Rennwagen vor der Einfahrt zum Red Bull Ring in Spielberg fotografieren. Der Weltmeister parkte seinen RB8 nachher an der Rennstrecke. So ist es nicht ganz verwunderlich, dass Vettel am gleichen Tag vor grossteils österreichischen Journalisten in Graz beim Show-Run in der Innenstadt die Frage stellte, wieso Österreich zwar über eine tadellose Rennstrecke verfüge, aber in der Steiermark seit 2003 kein Grand Prix mehr stattfinde.

Ein paar Tage später legte Dr. Helmut Marko, Motorsportchef von Red Bull und in der Steiermark zuhause, noch ein Scherflein nach. Marko zählte etliche Gründe auf, die für einen Formel-1-GP in der Steiermark sprechen. Über die Gegenargumente ging er hinweg. Ich gehe davon aus, dass er ein bisschen provozieren wollte.

Auch wenn es Tausende Formel-1-Fans nicht gerne hören: Es wird 2013 mit Sicherheit keinen WM-Lauf auf dem Red Bull Ring in der Steiermark geben.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Die 4,5 km lange Strecke (das Layout ist mit jenem von 1996 bis 2003 identisch) wäre zwar für ein Formel-1-Rennen brauchbar, aber die gesamte Anlage wurde vor der rund 70 Millionen Euro teuren Wiedereröffnung im Mai 2011 nicht mehr für derartige Grossanlässe konzipiert. Es gibt zwar 24 Boxen mit 100 bis 125 Quadratmeter und vier weitere Boxen für die Technische Abnahme, aber die restliche Infrastruktur wurde für Events wie DTM oder ADAC Masters massgeschneidert. Es existieren nur drei Tribünen mit rund 20.000 Sitzplätzen. Man bräuchte aber mindestens 80.000 Sitzplätze, um Ecclestones saftige GP-Gebühren (sie liegen wohl zwischen 15 und 27 Millionen Euro) wieder einspielen zu können.

Klar, Ecclestone fehlt 2013 ein Rennen in der zweiten Juli-Hälfte im Kalender. Aber der Red Bull Ring kommt als Notlösung nicht in Frage. Der Grand Prix ist für den Streckenbetreiber kein Thema. Der Eigentümer will bei den F1-Gebühren nicht gegen arabische Scheichs und hemmungslose Stadtpolitiker (wie in Valencia) um die Wette feilschen.

Natürlich könnte man zusätzliche Tribünen errichten. Aber so ein Grossanlass lässt sich beim besten Willen nicht in wenigen Wochen aus dem Boden stampfen. Bis ein hieb- und stichfester Vertrag ausgehandelt wäre, würden Wochen vergehen. Man müsste Ticketpreise kalkulieren, eine eigene Website installieren, den Kartenverkauf organisieren, ein Rahmenprogramm aus dem Ärmel schütteln, bei den Behörden unzählige Bewilligungen einholen, beim Bundesamt für Umweltschutz vorstellig werden, mit Anwohnern reden, mit Politikern wegen einer möglichen Defizitabdeckung verhandeln, die Kapazität des Media Centres um ein Vielfaches erhöhen, eine Nutzung des nahen Militärflugplatzes Zeltweg für Privatflugzeuge durchsetzen und genügend Unterkünfte für Teammitglieder, Sponsoren, Medienvertreter und Zuschauer auftreiben. Und vieles mehr.

Gut, Dr. Marko wünscht sich einen Formel-1-GP 2013 auf dem Red Bull Ring. Aber in diesem Fall wird der Wunsch Vater des Gedankens bleiben.

Die steirische Rennstrecke ist ein Schmuckkästchen. Aber sie ist mit den Anforderungen eines Formel-1-WM-Laufes im Jahr 2013 nicht kompatibel. Bis 2003 war das Land Steiermark im Besitz der Rennstrecke. Sie verursachte für den Betreiber jährlich Millionenverluste. Politiker standen noch nie im Ruf, die Grundsätze der Wirtschaft halbwegs verstanden zu haben. Das haben Ministerpräsident Kurt Beck und seine Adlaten zuletzt beim Nürburgring-Desaster grandios unter Beweis gestellt.

Der neue Eigentümer hat das Projekt Spielberg von Anfang professionell konzipiert und eine sinnvollere, wirtschaftlichere und ganzjährige Nutzung angestrebt. Sogar eine Langlauf-Loipe, ein Biathlon-Schiessstand und ein Eislaufplatz sind vorhanden. Selbst winterliche Kutschenfahrten werden angeboten. «Spielberg. Nomen est omen», heisst der Slogan.

Mega-Events wie Formel-1-Rennen waren nie Bestandteil dieses Konzepts.

Formel-1-GP 2013 in der Steiermark – ein Wintermärchen.

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