Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Formel-1-Pilot am Mikro: Sébastien Buemis Nebenjob

Von Vanessa Georgoulas
Auch am Mikro ein Profi: Sébastien Buemi

Auch am Mikro ein Profi: Sébastien Buemi

Zu Besuch bei Buemi: Der dritte Mann im Formel-1-Kader von Red Bull debütierte in diesem Jahr als TV-Experte.

Nein, langweilig wurde es Sébastien Buemi in diesem Jahr nicht. Der 24-Jährige aus Aigle stand zwar Ende 2011 nach drei Jahren als Stammpilot des Red-Bull-Nachwuchsrennstalls Toro Rosso plötzlich ohne Cockpit da, trotzdem gönnte er sich keine Ruhepause. Als Reservist der Red-Bull-Equipen verbrachte er Tausende von Arbeitsstunden im Simulator und an der Strecke, nebenbei sorgten der Nervenkitzel des 24h-Klassikers von Le Mans und seine Ausflüge in die Medienwelt für Abwechslung.

Eingespieltes Team

Seit dem vierten Saisonlauf in Bahrain stand Buemi in diesem Jahr während des Qualifyings in der Kommentatoren-Box der deutschsprachigen Abteilung des Schweizer Fernsehens. Am Sonntag sass er dann jeweils bei den französischsprachigen Kollegen von RTS (Radio Télévision Suisse) als Experte mit am Mikro. «Anfangs war ich natürlich nervös, es ist nicht einfach, in einer Fremdsprache zu kommentieren», erklärt er. Doch mit der Zeit lief die Arbeit bei den Schweizern sehr unaufgeregt ab: Im Gegensatz zu den lautstarken Einlagen der Kollegen in den benachbarten Boxen, aus denen zur Sendezeit ein erregtes Stimmen-Wirrwarr in den unterschiedlichsten Sprachen dröhnt, üben sich die Eidgenossen in routinierter Entspanntheit, sie sind ein eingespieltes Team.

Keine Notizen

Im Gegensatz zu den Profis kommt Buemi am Mikro ohne Notizen aus. «Ich schaue einfach, was mir auf- und einfällt», erklärt er grinsend. Und das ist einiges: Ob sanfte Verbremser, leichte Rutscher oder minime Rundenzeit-Verbesserungen – nichts entgeht seinem fachkundigen Auge. Manchmal tippt er nur auf den Zeitenmonitor, um seinen Nebenmann auf etwas hinzuweisen. Doch meist ergreift er selbst das Wort und erklärt, warum seine Kollegen nun die Bremsbalance anpassen müssen, oder welchen Herausforderungen man in einzelnen Kurven begegnet. Buemi sieht, was selbst gestandenen Fachmännern verborgen bleibt, im Gegensatz zu vielen renommierteren TV-Experten ist er noch mittendrin im Geschehen. «Das ist sicher ein Vorteil», stimmt er zu, «vor allem in einer so schnelllebigen Welt wie der Formel 1.»

Begehrter Profi

Und diese Welt ist Buemis Zuhause. Der Westschweizer hofft, im nächsten Jahr als Nachfolger von Nico Hülkenberg für Force India wieder in der GP-Startaufstellung zu stehen. Sollte das nicht klappen, will ihn Red Bull gerne weiter in der Reserve behalten, wie Motorsportberater Dr. Helmut Marko gegenüber blick.ch bestätigte. Doch Buemi will nicht nur virtuelle Runden drehen, auch wenn er dabei viel lernt: «Wir kommen im Simulator sehr nahe an die realen Rundenzeiten von Sebastian Vettel und Mark Webber heran und tragen viel zur Abstimmungsarbeit der Piloten bei. Dabei lerne ich natürlich auch viel, aber es ersetzt das Fahren auf der Rennstrecke nicht.» Und die Zuschauerrolle entspricht ihm erst recht nicht, obwohl er sowohl bei den Fernseh-Machern als auch beim TV-Publikum gut ankommt: «Es ist natürlich nicht einfach, nur dazusitzen und zu kommentieren, während die anderen da draussen ihre Runden drehen. Die Arbeit macht mir Spass, aber ich wäre viel lieber da unten im Auto unterwegs», gibt er unumwunden zu.

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