Mercedes: Lewis Hamilton glaubt an Ross Brawn
Lewis Hamilton mit Ross Brawn
Tatsache ist: Mercedes krempelt den Formel-1-Laden nach drei enttäuschenden Grand-Prix-Jahren gewaltig um (2010 und 2011 jeweils Gesamt-Vierte, 2012 Gesamt-Fünfte).
Zu dieser Umbruchphase gehört das Engagement zahlreicher Spitzentechniker (darunter Geoff Willis oder Aldo Costa) sowie die Trennung von Michael Schumacher und Rennchef Norbert Haug. Zum neuen Mercedes gehört auch der erfolgshungrige Lewis Hamilton.
Tatsache ist ebenfalls: Mercedes-Chef Dieter Zetsche muss 2013 dem Vorstand endlich eine Aufwärtstendenz vorlegen können – die beiden Österreicher Niki Lauda (als Chefberater) und Toto Wolff (als Teamchef abseits der Technik) sollen es richten. Beide sind nicht eben als Menschen bekannt, die um den heissen Brei herumreden. Sie werden den Finger dorthin legen, wo es weh tut. Und die entsprechenden Massnahmen einleiten.
Passt da Ross Brawn noch ins Bild?
Lewis Hamilton beteuert jedoch, dass der 58-Jährige bleibe: «Mir ist zugesichert worden, dass das Engagement von Ross langfristig ist. Ich weiss nichts von Plänen, dass man Paddy Lowe von McLaren engagieren wolle.»
Brawn selber sagt dazu aber differenziert: «Natürlich will ich zuerst sehen, wie die Dinge laufen, bevor ich mich endgültig langfristig binde. Aber es stimmt, dass ich mit Paddy gesprochen habe. Dabei geht es jedoch mehr um eine Nachfolge-Regelung so wie ich damals meine Nachfolge bei Ferrari organisiert habe.»
Die Tatsache, dass Michael Schumachers Weltmeister-Macher Brawn keine Anteile mehr am Mercedes-Rennstall besitzt, sollte gemäss Ross nicht als Anzeichen gedeutet werden, dass er das Team verlasse.
«Ich habe mich von den Anteilen getrennt, weil ich kein Unternehmer bin. Ich bin ein Racer. Aber ich bin noch immer Chef und habe das Sagen, was sportliche und technische Belange betrifft. Aber mit dem übrigen Tagesgeschäft möchte ich mich nicht befassen.»
Brawn ärgert sich über die kolportierten Geschichten über seinen angeblichen Weggang und Paddy Lowe als Nachfolger. «Das sind Ablenkungen, und sie helfen nicht.»
Insider halten fest: Selbst wenn Paddy Lowe heute für Mercedes unterzeichnen würde, könnte er – gemäss den üblichen Verträgen in der Branche – frühestens in einem halben Jahr für die Silberpfeile arbeiten (was jemand allerdings im stillen Kämmerlein zuhause macht, ist wieder ein anderes Thema).
Insider beteuern bei abgeschaltetem Diktiergerät auch: Brawn wird sich nun in aller Ruhe anschauen, wie er mit den beiden Österreichern klarkommt. Sollte er merken, dass er unter ihrer Leitung nicht arbeiten kann, dann wird er die entsprechenden Konsequenzen ziehen.
Eines ist ebenfalls schon klar: Der 41 Jahre alte Toto Wolff wird in England dem Team aus rein geographischen Gründen genau auf die Finger schauen. Sein Hauptbüro des Mercedes-Rennchefs wird nicht in Stuttgart platziert, sondern im britischen Werk von Brackley.