Formel 1: Max Verstappen – Chancen verspielt?

Analyse: Wie gefährlich ist Unerfahrenheit?

Kolumne von Mathias Brunner
Wenn Unerfahrenheit auf Übermut trifft: Romain Grosjean

Wenn Unerfahrenheit auf Übermut trifft: Romain Grosjean

Sind Bezahlfahrer ein Sargnagel der Hinterbänkler? Monisha Kaltenborn: «Wir diskutieren am wahren Problem vorbei.»

Die Diskussion wird sich noch eine Weile hinziehen: Gibt es in der Formel 1 zu viele Fahrer, die ihren Platz vorwiegend dank fetter Mitgift und nicht des Talents wegen erhalten haben?

Sind Teams mit unerfahrenen Piloten automatisch im Nachteil?

Wir haben uns einmal angesehen, mit wie vielen Formel-1-WM-Läufen im Gepäck die Teams 2013 antreten. Dabei kam folgende Tabelle heraus:

1. Ferrari 369 Grands Prix (Alonso 197, Massa 172)
2. Red Bull Racing 297 (Vettel 101, Webber 196)
3. McLaren 265 (Button 228, Pérez 37)
4. Mercedes 238 (Rosberg 128, Hamilton 110)
5. Lotus 202 (Räikkönen 176, Grosjean 26)
6. Toro Rosso 51 (Ricciardo 31, Vergne 20)
7. Sauber und Williams, je 39 (Hülkenberg und Maldonado je 39, Gutiérrez und Bottas je 0)
9. Caterham 20 (Pic 20, van der Garde 0)
10. Marussia 0 (Razia 0, Chilton 0)
(Force India haben wir absichtlich aussen vor gelassen, weil wir noch nicht wissen, wer dort das zweite Cockpit erhält.)

Es fällt eine Kluft zwischen Lotus (202) und Toro Rosso (51) auf.

Und: Die ersten fünf Rennställe waren auch die ersten fünf Rennställe der Formel-1-WM 2012 (selbst wenn die Reihenfolge nach WM-Punkten hiess: Red Bull Racing, Ferrari, McLaren, Lotus, Mercedes). Ein Zufall ist das nicht.

Es fällt auch auf: Bei den zehn Fahrer-Paarungen der besseren fünf Teams gab es im Winter nur zwei Wechsel (Pérez für Hamilton bei McLaren, Hamilton für Schumacher bei Mercedes), bei der Gruppe von den Rängen 6 bis 10 wurden hingegen sieben von zehn Fahrern ausgetauscht!

Ex-Marussia-Pilot Timo Glock glaubt, dass es sein früheres Team mit den beiden Neulingen Luiz Razia und Max Chilton besonders schwer haben werde. Weil keiner die Erfahrung habe, um das Auto vorbildlich zu entwickeln. Einen Vorwurf kann man Chilton und Razia deswegen nicht machen.

Das Engagement eines Fahrers, der Geld mitbringt, ist jedoch ein zweischneidiges Schwert: Pastor Maldonado und Bruno Senna füllten die Williams-Kasse 2012 mit rund 50 Mio Dollar, aber die Liste ihrer Unfälle war lang. Exakte Zahlen gibt es nicht über die beschädigten Fahrzeuge, aber die Schäden gingen ebenfalls in die Millionen.

Fahrer wie van der Garde, Razia oder Chilton werden Fehler machen, so wie das fast jeder Anfänger in der Formel 1 getan hat. Aber diese Fehler können sehr schnell sehr teuer werden. Die Unfälle kosten Geld, die Unerfahrenheit kostet Zielankünfte, so kommen die Hinterbänkler nicht vom Fleck.

Dennoch: Mit GP-Novizen anzutreten, muss nicht unbedingt von Nachteil sein. Ein Williams-Mitarbeiter in Jerez: «Die Leute werden noch staunen, wie schnell sich unser Valtteri Bottas einlebt.»

Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn ist durch die Beförderung von Esteban Gutiérrez ebenfalls in die Diskussion um Bezahlfahrer verwickelt. «Die ganze Diskussion hat etwas die Bodenhaftung eingebüsst», meint sie. «Für mich ist Sergio Pérez ein gutes Beispiel. Gewiss, er ist seit Jahren Teil des Förderprogramms von Telmex. Was ist daran schlecht? Die meisten jungen Fahrer haben langjährige Partner an ihrer Seite. Statt über ein Überhandnehmen der Bezahlfahrer zu lamentieren, sollte man sich lieber um die Kostensenkung in der Formel 1 kümmern.»

Übrigens hat sich gerade Sauber immer wieder für Talent und nicht fürs Geld entschieden: Kimi Räikkönen hatte ebenso wenig potente Sponsoren im Rücken wie Kamui Kobayashi.

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Von Ivo Schützbach
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