Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Red Bull Racing: Gill Jones schreibt Geschichte

Von Petra Wiesmayer
Gill Jones

Gill Jones

Beim Grand Prix von Bahrain bot sich auf dem Podium ein ungewohntes Bild: Zum zweiten Mal in der Geschichte nahm eine Frau den Konstrukteurspokal entgegen.

«Es ist gut für die Formel 1, dass wir auch mal eine Frau da oben hatten», sagte Sebastian Vettel nach seinem zweiten Saisonsieg. Die Rede war dabei von Gill Jones, der Chef-Elektronikerin bei Red Bull Racing,die unter anderem die Telemetrie, Monitore und den Boxenfunk koordiniert. «Sie hat einen großen Anteil an meinem Erfolg.» Als einzige Frau in der «Bullen-Box» ist die 40-jährige es gewöhnt nur mit Männern zu arbeiten.

Dass sie in Bahrain ausgewählt wurde, auf dem Podium den Pokal entgegen zu nehmen sei eine riesige Überraschung gewesen, sagt Jones. «(Team Manager) Jonathan Wheatley funkte mich an und sagte, dass Christian wolle, dass ich aufs Podium gehe. Das hätte ich nie erwartet und war total unvorbereitet», erinnert sie sich und meint scherzhaft, mit 177 Rennen hätte es allerdings auch eine Weile gedauert.

«Für mich war das ein ganz besonderer Moment, das Team vertreten zu können und die Abteilung, in der ich arbeite – Elektronik – denn wir haben eine wichtige Rolle im Team. Und auch als Frau ist das für mich etwas sehr Besonderes. Ja, ich bin sehr stolz.»

Alles sei so plötzlich passiert, dass sie nicht einmal Zeit gehabt hätte, zu Hause anzurufen und Bescheid zu sagen, erzählt die Engländerin. «Ich wusste gar nicht, was ich tun sollte und bin nur Richtung Boxengasse gelaufen. Ich war nicht sicher, wo ich hingehen sollte und habe unseren Marketingchef Dominik Mitsch gefragt, ‹wie komme ich denn da hin?› Er hat mich dann durch die Absperrungen geschoben. Danach ging ich rauf und als ich endlich Sebastian sah, bin ich ihm einfach hinterher gegangen.»

Sie sei unglaublich nervös gewesen, sagt Gill Jones und habe überhaupt nicht mitbekommen, worüber sich Vettel, Räikkönen und Grosjean vor der Siegerehrung unterhalten hätten. «Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte oder wo ich hingehen musste. Ich dachte nur, ‹was soll ich tun?› Das war alles sehr seltsam.» Und dann hätte sie sich auf dem Siegerpodest auch noch verlaufen, gibt sie zu.

«Bevor ich rausging sagte jemand zu mir, ‹du musst auf der anderen Seite stehen und am Podium vorbei laufen.› Also tat ich das und auf halber Strecke haben sie mich zurück dirigiert.» Seltsamerweise sei es auf dem Podium sehr ruhig gewesen, erzählt sie weiter. «Man hört die Hymnen und die Musik aber nicht mehr. Ich konnte aber alle sehen, wo sie standen.»

Auf dem Weg zum Podium hätte Sebastian Vettel sie noch gewarnt, dass der Pokal in Bahrain sehr schwer sei, und «ich dachte, ‹oh nein, ich werde ihn fallen lassen.› Dann sah ich aber, dass er Griffe hatte und war etwas beruhigt.» Am eindrucksvollsten sei es jedoch gewesen, die ganzen Glückwünsche entgegen zu nehmen, betont Jones.

«Als sie mich alle beglückwünschten und sagten ‹gut gemacht›, dachte ich nur, ‹nun, ich habe nicht viel anderes gemacht, als ich immer tue›, aber es war schön, die ganzen Nachrichten von zu Hause zu bekommen. Es ist schon unglaublich, wie viele Leute einem SMS und eMails schicken, von denen man jahrelang nichts gehört hat.»

Als sie in der Formel 1 anfing hätte sie nie gedacht, dass sie einmal mit auf dem Podium stehen würde, sagt Gill Jones abschließend. «Als das Team immer öfter gewann, wurde es immer wahrscheinlicher, denn es waren vor mir schon viele Leute dort oben – die Jungs an der Boxenmauer und alle aus dem Büro. Für mich war das schon etwas ganz Besonderes.»

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