Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Mercedes: Schumi legte den Grundstein für Rosberg

Von Elmar Brümmer
Toto Wolff (rechts neben Sieger Rosberg): «Keiner kann uns diesen Sieg nehmen»

Toto Wolff (rechts neben Sieger Rosberg): «Keiner kann uns diesen Sieg nehmen»

Formel-1-Team von Rosberg und Hamilton: Niki Lauda und Toto Wolff in der Ära nach Schumacher und Haug.

Die Mercedes-Rennwagen haben ihren verhaltenen Schimanski-Lack abgelegt, das neue Hochglanz-Silber gerät zur (bewussten) Symbolik für den Neuanfang: Die Silberpfeile strahlen wieder, wovon vier Pole-Positionen in Folge und der erste Saisonsieg künden. Der Schatten des umstrittenen Reifentests sollte das nur vorübergehend trüben.

Denn nach dem im Januar begonnenen radikalen Frühjahrsputz ist aber nicht nur der Anstrich neu, und es wird auch nicht bei den Äußerlichkeiten bleiben. Der von Daimler-Lenker Dieter Zetsche persönlich eingesetzte Motorsportdirektor Torger Christian Wolff, genannt «Toto», kehrt in der österreichischen Allianz mit Team-Aufsichtsrat Niki Lauda mit eisernem Besen.

Die Schlüsselpositionen sind aus Norbert Haugs ehemaligem Revier im Stuttgarter Vorort Fellbach in die Teamzentrale ins mittelenglische Brackley verlagert worden. Die neue Macht-Konzentration macht durchaus Sinn. Weg von der Konzerndenke, hin zu einem neuen Selbstbewusstsein.

Dazu soll in der Rennfabrik, wo vor zwei Jahren lediglich eine Aushilfssekretärin Deutsch sprach, mehr Mercedes-Identität (wohlgemerkt: nicht –Mentalität) Einzug halten. Im mobilen Zuhause des Rennstalls im Fahrerlager ist das schon deutlich: Auf der etwa zehn Meter hohen Fassade prangt die moderne Interpretation des Mercedes-Sterns, und auch auf der Motorabdeckung des W04 ist das Markenzeichen nun prominent erkennbar.

Der Grundstein für die aktuellen Erfolge wurde maßgeblich durch das Trio Michael Schumacher/Ross Brawn/Norbert Haug gelegt, allein, es fehlte an Zeit und vor allem Konsequenz.

Wolff ist nicht nur selbst der starke Mann, er holt auch weitere starke Männer – den Technikguru Paddy Lowe vom Konkurrenten McLaren beispielsweise. Nachdem er schon in Deutschland alte Seilschaften gekappt, undichte Stellen gestopft und selbsternannte Rennleiter aus dem Umfeld verbannt hat, geht es nun an die Struktur im ehemaligen Brawn-Rennstall.

Die Vergangenheitsform zählt, vom Silberpfeil-Mythos mal abgesehen, nicht zum bevorzugten Sprachgebrauch. Wolff steht für eine neue Offenheit – verbunden mit einer neuen, nötigen Härte. Nach der Diskussion um die Stallorder von Malaysia muss er sich jetzt im Reifen-Mysterium bewähren.

Der 41-Jährige verneint energisch, dass die Tage von Ross Brawn (58) gezählt seien. Er habe keinerlei Ambitionen auf den Posten des Teamchefs, und lerne jeden Tag von dem ehemaligen Ferrari-Superhirn. Verabschiedet hingegen wurde Geschäftsführer Nick Fry, der Sponsoren und Stimmungsmache im Team betreute.

Der Wiener Wolff, der einen Rundenrekord auf der Nordschleife des Nürburgrings hält, bevorzugt auch im Geschäftsleben ein hohes Tempo – als Investor hatte er einst bei Technologieunternehmen ein gutes Gespür, später stieg er bei den Motorsportunternehmen HWA und Williams ein. Am Mercedes-Rennstall gehören ihm angeblich 30 Prozent der Anteile, zehn Prozent soll Lauda bekommen haben.

Natürlich wird in der Misstrauensbranche Formel 1 auch das kritisch betrachtet. Ohne diesen Deal hätte Wolff das Amt nicht angetreten – alles, was er als Mercedes-Motorsportchef jetzt tut, geschieht damit in eigener Sache.

«Es geht darum, die richtigen Zutaten zusammenzubringen», sagt Wolff über die radikalen Veränderungen im Mercedes-Rennstall. Seine Vorbilder sind Ferrari und McLaren. Was er will, ist ein blindes Verständnis für den Sport und den Erfolg: «Zu Glanzzeiten gab es dort jeweils eine Gruppe von Leuten, die fast ohne Worte miteinander interagieren konnte.»

Die Rückendeckung aus der Stuttgarter Konzernzentrale scheint er zu besitzen: «Wenn wir im Unternehmen als Spitzenteam wahrgenommen werden, dann werden wir Zeit bekommen.»

Monte Carlo war ein guter Anfang für die neue Stern-Zeit, und das soll so bleiben. «Wir haben wirklich schwierige Zeiten hinter uns, nichts und niemand kann uns diesen Sieg nehmen», sagt der Hoffnungsträger.

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