Romain Grosjean: Entlassung bei Lotus ist vom Tisch
Eric Boullier gratuliert Romain Grosjean: Dritter Rang wie in Bahrain
Romain Grosjean: Doppelbürger (Schweiz/Frankreich), Lotus-Pilot, Bleifuss, allerdings mit Hang, am einen oder anderen Gegner hängen zu bleiben. Keiner hat je den Speed des Genfers in Frage gestellt, aber die Leistungen im vergangenen Jahr waren unkonstant. Unter seinen Gegnern hat der 27-Jährige kaum Freunde, die meisten fühlen sich beim Rad-an-Rad-Kampf mit ihm unwohl. Wenig verwunderlich nach dem Startunfall von Belgien 2012, worauf der Autoverband FIA den Lotus-Fahrer in Monza zuschauen liess. Im vergangenen Winter sickerte durch: Grosjean steht intern auf dem Prüfstand und zwar alle paar Rennen. Nun darf der Mann mit den roten Backen zum ersten Mal durchatmen. Was ist passiert?
Lotus-Teamchef Eric Boullier freute sich am Nürburgring über die beste Teamleistung seit Bahrain – wie damals in der Wüste kamen seine Fahrer Kimi Räikkönen und Grosjean auf den Rängen 2 und 3 ins Ziel.
Boullier glaubt nicht, dass es sich bei der tollen Leistung in Deutschland um eine Eintagsfliege gehandelt hat: «Ich gehe davon aus, dass unsere Darbietung auf dem Nürburgring repräsentativ gewesen ist, was die derzeitige Form angeht.»
Gut für Lotus: Drei der vier kommenden Rennen werden in aller Wahrscheinlichkeit unter hohen Temperaturen ausgetragen – Ungarn, Italien und Singapur (Belgien klammern wir als meteorologische Wundertüte mal aus). Als Faustregel gilt: je höher die Umgebungs-Temperatur, desto wohler fühlt sich der Lotus. Gut für Lotus auch die neue Reifenwahl von Pirelli – die schwarzen Renner halten mit weicheren Reifen besser haus als die meisten anderen Fahrzeuge.
Eric Boullier sehnt sich nach dem zweiten Saisonsieg (Kimi gewann in Australien), bleibt aber wohltuend auf dem Teppich: «An unserem Ziel hat sich nichts geändert – wir wollen in der WM unter die besten Drei.»
Da liegt der Franzose nicht schlecht auf Kurs: Kimi Räikkönen ist derzeit WM-Dritter mit 116 Punkten (hinter Sebastian Vettel mit 157 und Fernando Alonso mit 123); Lotus belegt im Markenpokal den vierten Zwischenrang mit 157 Punkten (hinter Red Bull Racing mit 250, Mercedes mit 183 sowie Ferrari mit 180). Gemessen an der Form in der Eifel sind Mercedes und Ferrari durchaus einzuholen.
Und was ist nun mit Romain Grosjean?
Viele konnten nachvollziehen, dass Lotus vom Genfer gleichmässiger gute Leistungen sehen will, aber war das Damokles-Schwert über seinem Kopf nicht eine stumpfe Waffe? Mit welchem Piloten sollte Grosjean denn bitteschön ersetzt werden? Mit Formel-1-Neuling Davide Valsecchi? Der würde kaum mehr Punkte erobern. Zudem: Lotus steht durch die Verpflichtung Grosjeans hoch in der Gunst von Renault und Total. Boullier möchte dieses Band verstärken – da wäre es politisch ungeschickt, das französische Zugpferd vor den Stall zu stellen.
Aber so weit kommt es jetzt sowieso nicht. Eric Boullier lobt: «Man darf nicht nur das Ergebnis ansehen. Mehr noch als der dritte Platz von Romain freut es mich, dass er im ganzen Training konkurrenzfähig war und nichts falsch gemacht hat. Er war schnell und konstant. Ich habe ihm gesagt, dass er sich selber den neuen Massstab gesetzt habe. Seine Saison ist gesichert.»