Formel-1-Motoren: Viel Kritik am V6-Turbo
Lotus-Mitbesitzer Kritik am V6-Turbomotor: Gérard Lopez und Formel-1-Chefpromoter Bernie Ecclestone sind sich einig
Das ist Musik in den Ohren von Bernie Ecclestone: Der Formel-1-Chefpromoter hörte entzückt zu, wie Bobby Epstein, Vorstandsvorsitzender des Circuit of the Americas und Mit-Organisator des US-GP, vor laufender Kamera den Kollegen von Sky Sport erklärte: «Ich glaube nicht, dass wir ein Problem mit der Grösse des Startfeldes haben. Wenn der Wettbewerb stimmt, dann spielt die Anzahl Autos keine so grosse Rolle, aber ich wäre sehr glücklich, wenn ich die Rennwagen auch spüren könnte, das wäre grossartig.»
Es gehe ihm dabei um das Gänsehaut-Feeling, erklärt Epstein weiter: «Jetzt kann man die Formel-1-Autos zwar noch hören, aber man spürt sie nicht mehr. Ein wichtiger Teil der Formel 1 war aber wohl, dass man den Sound richtiggehend gefühlt hat. Einige Leute sind sehr enttäuscht, weil das nicht mehr der Fall ist. Sie lieben die Erfahrung hier, die schöne, moderne Anlage und das ganze Entertainment-Programm, aber es wäre viel besser, wenn die Ferraris im Rahmenprogramm nicht lauter als die Formel-1-Autos wären.»
Der US-Amerikaner fügte an: «Red Bull hat in dieser Woche mit einem alten, V8-bestückten Auto einen Showrun in der Innenstadt von Austin veranstaltet, und Tausende von Zuschauern sind gekommen. Wir haben wahrscheinlich einige Karten aufgrund dieses Auftritts verkauft.» Und Ecclestone ergänzte: «Und wenn diese Leute hierher an die Strecke kommen, fragen sie sich: Was ist passiert, wo ist dieses Auto hin? Mir tut es leid, die Leute haben ein Paket gekauft, das wir nicht liefern. So einfach ist das. Wir müssen die Regeln ändern und diese Motorenregeln loswerden, die bringen keinem etwas. Die sind nicht Formel 1. Wir werden versuchen, dies im Winter zu ändern, soviel ist klar.»
Der ehemalige GP-Pilot und heutige Sky Sport F1-Experte Martin Brundle kann darüber nur den Kopf schütteln: «Wir können nicht zu den V8-Benzinern zurückkehren, das ist einfach keine Option. Technisch sind diese richtige Dinosaurier. Mir gefällt der Sound der V6-Turbos jetzt schon ganz gut. Aber man kann ihn sicher noch weiter verbessern, wenn das gewünscht wird.»
Doch nicht nur von den GP-Organisatoren und Formel-1-Chefvermarkter Ecclestone erntet das neue V6-Turbo-Aggregat viel Kritik. Auch einige Fahrer – allen voran Formel-1-Champion Sebastian Vettel – beschwerten sich lautstark und wiederholt über die neuen Motoren und die Fahrweise, die sie verlangen. Und selbst die Teamverantwortlichen sind sich mit Blick auf die Triebwerke nicht einig.
So erklärte Lotus-Mitbesitzer Gérard Lopez auf die finanziellen Herausforderungen der Formel-1-Teams und das Fehlen von Marussia und Caterham in Austin angesprochen: «Wir sagen gewisse Dinge und neigen dazu, anschliessend das Gegenteil zu machen. Nehmen wir zum Beispiel den neuen Motor. Die Idee entstand, als die Diskussion über die Sparmassnahmen startete. Fakt ist, dass der neue Motor, der aus technologischer Sicht eine grossartige Sache ist, von allen Teams finanziert werden musste. In unserem Fall haben die Motoren und die Entwicklungen darum herum etwa 50 bis 60 Millionen US-Dollar gekostet. Das hat mit Kosteneinsparungen nichts zu tun, sondern ist im Gegenteil dazu eine grosse Geldverschwendung.»
Das sieht Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff natürlich anders. Schon im Rahmen des Japan-GP erklärte der 42-jährige Wiener: «Wir haben kein Problem mit dem Motorsound, wir alle hier haben uns daran gewöhnt und auch die Fans werden sich daran gewöhnen.»