Formel-1-Kerbs waren auch in der Formel 3 ein Thema
Ausgerechnet Red Bull Racing-Talent Max Verstappen, der in Spielberg das Heimspiel seiner Mannschaft bestreitet, fiel den gelben Randsteinen zum Opfer, die in der fünften Kurve angebracht wurden, um die Piloten auf der Piste zu halten. Beim ersten Mal kam der 18-jährige Niederländer mit einem blauen Auge davon: Er büsste eine Frontflügel-Endplatte ein, konnte aber weiterfahren.
Doch als er die gelben Abweiser zum zweiten Mal erwischte, litt nicht nur der Frontflügel, auch die rechte Spurstange ging zu Bruch – und sorgte damit für ein vorzeitiges Aus des diesjährigen Überraschungssiegers von Barcelona, der sich schon zuvor darüber beschwert hatte, dass die Kerbs gefährlich seien.
Verstappen ist mit seiner Kritik nicht alleine, auch andere GP-Piloten äusserten schon nach der Streckenbesichtigung am Donnerstag Bedenken – und verwiesen darauf, dass die gleichen Randsteine schon in der Formel-3-EM arge Schäden an den Rennern verursacht hatten. Die Nachwuchsserie war im Mai auf dem Red Bull Ring zu Gast, und dabei ging Einiges zu Bruch, wie Maximilian Günther bestätigt.
Der 18-Jährige bestreitet für das Prema Powerteam seine zweite Saison in der Formel-3-EM und belegt derzeit den zweiten Platz in der Meisterschaftstabelle. Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com erinnert er sich: «An der Stelle, an der sich Max Verstappen das Auto beschädigt hat, waren sie bei uns noch nicht drin. Aber in der achten Kurve hatten wir genau die gleichen Kerbs in der gleichen Anordnung.»
Günther betont: «Die muss man auf jeden Fall vermeiden, denn sie sind sehr gefährlich für das Auto. Da kann viel zu Bruch gehen – die Radaufhängung, der Frontflügel, der Unterboden und bei einigen wurde sogar das Monocoque beschädigt.»
Auch wenn die Formel-3-Renner mit weniger Bodenfreiheit als die Boliden der Königsklasse unterwegs sind, versteht Günther die Kritik des Red Bull Racing-Piloten: «Ja, das ist schon sehr gefährlich, auch wenn es natürlich für alle gleich ist. Man hat aber das Recht, sich darüber zu beschweren. Ich finde das keine optimale Lösung.»
Der Förderpilot der ADAC-Stiftung Sport räumt ein: «Es ist gut und recht, dass man die Piloten zwingt, die Streckenbegrenzungen zu respektieren. Es ist auch gut, dass man solche Ansätze ausprobiert.»
Er erklärt aber auch: «Es ist wohl etwas zu viel des Guten, denn man macht sich damit sein ganzes Rennen kaputt und es ist auch gefährlich und man kann sich wehtun – das sieht man von Aussen nicht, aber im Auto kann es sehr unangenehm werden, wenn man die erwischt.»
Günther fügt an: «Ob da eine Wand steht oder diese Abweiser macht grundsätzlich keinen Unterschied. Man sollte sie meiden. Aber am Ende sind wir ja auch alle Rennfahrer, die das Auto an die Grenze bringen und jeden Millimeter der Strecke nutzen wollen. Denn nur so schafft man gute Zeiten. Es ist eine neue Lösung, ob es die Beste ist, ist aber nicht klar. Vielleicht muss man damit noch mehr Erfahrung sammeln.»
Und der deutsch-österreichische Nachwuchsfahrer fasst zusammen: «Generell ist es richtig, dass man solche Kerbs dahin baut. Aber ich denke, sie sind zu krass für die Renner, sie passen einfach nicht zu den Formelautos. In der ersten Kurve ist das gut gelöst, da sind die Randsteine entlang der Fahrtrichtung und man verliert Traktion, wenn man da rüberfährt. Es lohnt sich also nicht, aber man beschädigt sich nicht gleich das Auto oder hebt ab.»