Marc Moser: «Folger bekommt in IDM nichts geschenkt»
Marc Moser war einer der Gäste beim vorerst letzten Live-Stream-Interview mit IDM-Kommentator Eddie Mielke. Die beiden hatten schon letzte Woche persönlich miteinander plaudern können, als der IDM-Superbike-Pilot aus Frankfurt in der Motorsport Arena Oschersleben gemeinsam mit seinem Team Bonovo Action by MGM Racing und seinen beiden Teamkollegen Jonas Folger und Maximilian Weihe zu Testfahrten mit der Yamaha R1 unterwegs war. Moser hatte seinen Vertrag im Team um Michael Galinski schon frühzeitig verlängert und konnte der Saison 2020 gelassen entgegensehen.
Bei den ersten gemeinsamen Testfahrten mit dem ganzen Team und dem neu aufgebauten Motorrad war Moser gleich gut in Fahrt gekommen und hatte für seinen Geschmack ansprechende Rundenzeiten vorgelegt. «Der Eindruck hat nicht getäuscht», erklärt Moser. «Das Motorrad ist super und relativ ähnlich zu dem Vorjahresmodell. Es gab kleine, feine Verbesserungen und das macht einfach mega Spaß. Man kann die Leistung, die das Motorrad im unteren Drehzahlbereich hat, deutlich besser nutzen.»
Da der Start in die IDM 2020 weiter auf sich warten lässt, muss sich auch Moser vorerst mit Tests statt mit Rennen anfreunden. «Soweit ich weiß», überlegt er, «fahren wir in Assen, Anfang Juli. Ausserdem fahren wir in Magny Cours noch im Rahmen der Französischen Meisterschaft mit. Das wird dann bestimmt der erste richtige gute Test, denn da können wir uns schon mal aufs Rennenfahren einschießen.» In der Französischen Meisterschaft selbst kennt sich Moser noch nicht wirklich aus. «Ich habe mir mit meinem gebrochenen französisch auf der Internetseite mal angeschaut, wo ich dahin komme.»
Marc Moser gehört eher zum ruhigeren Menschenschlag. Jetzt hat er im Team Bonovo Action by MGM richtig Alarm mit drei Seitenwagen-Teams an Bord, einem Supersport- und einem Superstock-Kollegen und mit Maximilian Weihe und Jonas Folger zwei Superbiker an seiner Seite. Die Erwartungen und das Interesse an Folger als ehemaligem MotoGP-Piloten sind immens. «Ich bin froh, dass Jonas Folger dabei ist», offenbart Moser. «Für mich hat das nur Vorteile. Ich kann viel von ihm lernen und wir kommen gut miteinander klar. Ich denke, er war in Oschersleben wirklich schnell. Ich war ehrlich gesagt etwas überrascht, dass er so schnell so gut zurechtgekommen ist. Auf einer für ihn neuen Strecke. Am Anfang hatte er mich gebeten, dass ich ihm zwei, drei Runden die Strecke zeige. Und dann hat er auf einmal extrem schnelle Runden rausgehauen. Das war unglaublich.»
Moser, der selber lange in der FIM-Superstock-1000-EM am Start war, traut Folger auch in der Superbike-WM einiges zu. «Ich weiß, dass man, wenn man in der EM vorne dabei war, auch in der WM klarkam. Und Jonas war jetzt schon immer einen Ticken schneller als ich. Und dieser Tick hat mir früher in der EM an die Spitze gefehlt. Von daher glaub ich, dass er da eine super Leistung abrufen kann.»
Moser selbst muss sich hinter Folger nicht verstecken. Obwohl er mit dem sechsten Gesamtrang im Vorjahr nicht so wirklich happy war, nachdem er nach einer schöpferischen Pause inklusive Bachelor-Abschluss 2019 wieder in die IDM zurückgekehrt war. Im ersten Rennen hatte er gleich ein Bruch des Handgelenks kassiert und fing die Saison mit einer Pause an. Anschließend fehlte ein wenig die Kraft, die guten Trainingsleistungen über die Distanz zu bringen. Es brauchte seine Zeit, wieder an das vorherige Niveau heranzukommen.
Die Rückkehr auf die Rennstrecke nach den Corona-bedingten Einschränkungen der letzten Wochen und Monate hat Moser in Mielkes Interview schnell beschrieben. «Absolut geil», lautet seine persönliche Überschrift. «Da wusste man wieder, wofür man das alles macht. Nur davon zu träumen reicht nicht.»
Die erste Klatsche gegen Jonas Folger hat Moser allerdings schon vor vielen Jahren kassiert. «Er war schon zu Minibike-Zeiten ein Ausnahmetalent», weiß Moser. «Wir fuhren mal in einem Rennen gegeneinander. Ich wurde Dritter und er hat mich überrundet.» In der IDM Superbike wird Folger dieses Kunststück nicht gelingen. Auch Moser ist vom hohen Niveau der Meisterschaft überzeugt. «Es wird keine leichte Arbeit für ihn. Klar ist er Favorit, aber er wird nichts geschenkt bekommen.»