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Ducati 1299 Superleggera: Die Offenbarung aus Bologna

Von Rolf Lüthi
Alessandro Valia, der seit 2002 bei Ducati arbeitet, ist offizieller Ducati-Testfahrer für die Motorräder aus Borgo Panigale. Im Interview mit SPEEDWEEK.com spricht er über sein Verhältnis zur 1299 Superleggera

Valia fuhr während 15 Jahren Rennen in der Italienischen Meisterschaft und auch in der Superbike-WM. Während er dazu neigt, immer über die eigenen Grenzen hinausgehen zu wollen, verlangt sein Beruf eine gewisse Sensibilität und Kenntnis der technischen Fachsprache. Die Testfahrten mit der 1299 Superleggera haben sich als unerwartet positive Erfahrung herausgestellt, da er dadurch sie die ganze Kraft der «Limited Edition» schätzen lernen konnte, die mit ihrer Spitzentechnologie die Quintessenz von Ducati perfekt auf den Punkt bringt.

Wie war dein Eindruck von der 1299 Superleggera bei deinem ersten Test?

Das erste Mal mit der Bestie, so nenne ich sie, wenn wir unter uns sind, fand auf dem Mugello Circuit statt. Bereits beim Verlassen der Boxengasse war mir klar, dass es sich um ein außerordentliches Motorrad handelt, das eindeutig dafür bestimmt ist, Performance zu bieten und dies mit großem Stolz in allen Fahrsituationen zum Ausdruck bringt: Es beschleunigt, bremst und schaltet, legt sich in die Kurve und wechselt die Richtung, so gut wie es bisher bei keinem anderen Motorrad gelungen ist.

Worauf habt ihr euch bei der Entwicklung der 1299 Superleggera konzentriert?

Wir haben uns vor allem auf eine Herausforderung konzentriert: Herausragende Technologie und absolute Spitzenleistung in einem Motorrad zu vereinen, das für den Straßenverkehr zugelassen ist. Das Ergebnis ist zweifellos positiv.

Hättest du je gedacht, dass ein für den Straßenverkehr zugelassenes Motorrad ein dermaßen hohes Leistungsniveau erzielen kann?

Hätte mir das jemand vor ein paar Jahren gesagt, hätte ich es nicht geglaubt. Das erste echte Rennmotorrad, mit dem ich gefahren bin, war die 999 SBK F03, auf der ich meine Testfahrerkarriere begonnen habe. Und ich kann mit Gewissheit sagen, dass die 1299 Superleggera unvergleichlich ist.

Was ist das beeindruckende Merkmal dieses Motorrads?

Auch wenn der Motor mit desmodromischer Ventilsteuerung, Euro4-Norm und 215 PS der stärkste jemals serienmäßig hergestellte Zweizylinder ist und ein Symbol für die höchste Ingenieurskunst von Ducati darstellt, sind die Bauteile aus Kohlefaser noch außerordentlicher. Diese Bauteile, gefertigt aus dem exklusivsten je in einem Serienmotorrad verwendeten Material, sorgen dafür, dass die 1299 Superleggera wendiger ist als die SBK-Maschine von Chaz Davies.

Auf welche Art beeinflusst der Einsatz von Kohlefasern das Handling?

Der Einsatz von Kohlefasern hat dazu beigetragen, das Gewicht weiter zu reduzieren, aber vor allem wird das Handling von der geringeren Trägheit der Räder beeinflusst: Die Richtungswechsel erfolgen blitzschnell und Bremsungen sind unglaublich stark.

Welche Art von Performance kann der 1285-ccm-Motor Superquadro der 1299 Superleggera liefern?

Wir haben es mit der höchsten Entwicklungsstufe eines Zweizylindermotors von Ducati zu tun. Wenn man die PS erhöhen möchte, muss man natürlich Einbußen beim Drehmoment in Kauf nehmen, doch die 1299 Superleggera ist hier die Ausnahme, die die Regel bestätigt.

Welche Rolle spielt die Elektronik bei der Verbesserung des Fahrerlebnisses?

Die Elektronik ist eine der Komponenten, die den Umgang mit einem derart leistungsfähigen Motorrad ermöglicht hat und ein einzigartiges Fahrerlebnis garantiert. Dies ist auch den Assistenzfunktionen zu verdanken, die von Motorrädern stammen, die an der MotoGP- und Superbike-WM teilnehmen: wie etwa die Ducati Traction Control (DTC) oder die Ducati Slide Control (DSC), die es dem Fahrer dank der 6-Achsen-IMU (Inertialsensoreinheit) ermöglicht, über die Grenzen der Mechanik hinauszugehen. Außerdem trägt das Kurven-ABS dazu bei, die unglaubliche Bremskraft auch in Schräglage sicher zu dosieren.

In welcher Hinsicht kann die 1299 Superleggera mit einem Rennmotorrad verglichen werden?

Der einzige mögliche Vergleich ist der mit der Panigale R, die an der Superbike-Weltmeisterschaft teilnimmt. Die DNA und das dynamische Fahrverhalten haben beide Modelle gemeinsam. Nähme man das Kennzeichen, die Blinker und den Scheinwerfer ab, würde sie bei einem Weltmeisterschaftsrennen sicher nicht fehl am Platz sein.

Wie fühlt man sich, wenn man seine eigenen Grenzen auf einem Motorrad aus Kohlefaser mit einem 215-PS-Motor überschreitet?

Es ist mein Beruf, auf der Rennstrecke immer an der Grenze unterwegs zu sein. Als Profi bin ich nicht so leicht zu beeindrucken, aber der 1299 Superleggera ist es gelungen: Motor, Bremsen, Fahrwerk und Elektronik stellen in ihrer Einheit den höchsten Stand der Technik dar.

Wirkt sich der Racing-Auspuff auf die Leistung des Motorrads und das Fahrerlebnis aus?

Mit dem offenen Auspuff wird die 1299 Superleggera zu einem echten Rennmotorrad. Die Kraft steigt im mittleren Drehzahlbereich höllisch an: Wir sprechen von ganzen 15 PS mehr bei 7000 Umdrehungen! Die Leistungsabgabe nimmt noch stärker zu und der Sound bringt pure Gänsehaut, vom Moment der Zündung bis zum Erreichen von 12.000 Umdrehungen. Allen, die die Gelegenheit haben, sie auf der Rennstrecke zu sehen, empfehle ich, sich vorher ein paar Ohrstöpsel zu besorgen.

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