Ablenkung in der Corona-Katastrophe: Helden
Das gelungene Bookazine «Helden» von auto motor und sport Edition
Auf der ganzen Welt stehen Menschen auf die Balkone ihrer Wohnung und spenden Applaus – für Ärzte und Pflegepersonal, die rund um die Uhr um Menschenleben kämpfen. Aber wir sind auch dankbar den unzähligen anderen Helden in Coronazeiten: Menschen, welche Versorgungsketten aufrechterhalten oder unseren Müll wegbringen. Kassiererinnen aus den Supermärkten berichten, wie auffallend viele Kunden Dankbarkeit zeigen, vielleicht mit einem Trinkgeld oder mit einer kleinen Aufmerksamkeit.
Die Welt kennt nur ein Thema: den Virus SARS-CoV-2, der zur Lungenkrankeit Covid-19 führt. Noch heute 2. April werden wir die Grenze von einer Million Erkrankter erreichen, mehr als 200.000 haben sich von der Krankheit erholt, fast 50.000 Menschen jedoch haben es nicht überlebt.
Vielleicht sind in diesen Tagen auch jene Menschen Helden, auf ihre Weise, die uns für kurze Zeit auf andere Gedanken bringen. Ein kurioser Zufall, dass auto motor und sport Edition ausgerechnet ein Bookazine (Magazin in Buchform) zum Thema Helden herausgebracht hat.
Auf der Titelseite: eine Ikone der Film- und Renngeschichte, der US-amerikanische Hollywood-Star und Gelegenheits-Rennfahrer Steve McQueen. Er hat einmal von sich gesagt: «Es gab einen Punkt in meiner Karriere, da war ich mir nicht sicher, was ich eigentlich bin – ich wusste nicht, ob ich ein Schauspieler war, der Rennen fährt, oder ein Rennfahrer, der schauspielert.»
Krönung von McQueens Begeisterung für Geschwindigkeit auf zwei und vier Rädern war natürlich der Film «Le Mans», ein Projekt, das ihn an den Rand des finanziellen Ruins brachte. Steve McQueen wollte den Rennsport so zeigen, wie er ist. Dass ihm vom Filmstudio eine Handlung aufs Auge gedrückt wurde, mit einer Love-Story obendrein, das war ihm eher lästig. Ihm ging es um Echtheit. Einmal wollte ihm jemand Schweisstropfen aufs Gesicht sprühen. McQueen wollte davon nichts wissen. Er hechtete ins Auto, fuhr ein paar Runden, stieg wieder aus – nun war der Schweiss echt. Der Amerikaner zeigte dabei auf Blutgefässe an seinem Kopf, die leicht hervorstanden: «So etwas bringt kein Maskenbildner hin.»
Beim Drehen war McQueen meist bei den Berufsrennfahrern anzutreffen. Er wollte von ihnen nicht als Filmstar wahrgenommen werden, sondern als gleichwertiger Rivale der Rennbahn. So wie in Sebring 1970, als er mit viel Hilfe von Peter Revson sensationeller Zweiter wurde.
«Edition auto motor und sport: Helden» widmet dem 1980 im Alter von 50 Jahren an Krebs verstorbenen McQueen ein eigenes Kapitel. Keiner spielte den Helden so cool und doch so berührend.
«Helden» spannt absichtlich einen weiten Bogen, wie Chefredakteur Ralph Alex schreibt: «Wir sehen den Begriff eher lässig, nehmen ihm die Schwere. Deshalb geht es auch um kleine Helden, um Beinahe-Helden und um solche, die keiner auf dem Schirm hat.»
Etwa Manon Ossevoort, die zum Südpol aufbrach – mit einem Traktor. Oder Dani Heyne, der mit zwei Kumpels auf Vespas durch USA tourte, durch Island oder Grossbritannien. Oder die Racer von morgen, die beim ältesten Seifenkistenrennen der Welt antreten, das seit 1907 veranstaltet wird.
Hans-Jörg Götzl hat sich in den mächtigen Blitzen-Benz gesetzt, vor hundert Jahren das schnellste Fahrzeug der Welt und heute so furchteinflössend wie damals. Formel-1-Berichterstatter Michael Schmidt erzählt von jenen dreizehn tragischen Helden, die in der letzten Runde um einen GP-Sieg gebracht wurden. «Helden» hat das Fangio-Museum in Balcarce (Argentinien) besucht, und sich Gedanken über das wichtigste Bindeglied zwischen Fahrer und Fahrbahn gemacht, das Lenkrad.
Alles in allem bietet «Helden» Stunden bester Unterhaltung aus der Welt auf zwei und vier Rädern. Und das tut in diesen schwierigen Zeiten wirklich gut.
Edition auto motor und sport: Helden
Aus dem Motorbuch-Verlag, Stuttgart
ISBN: 978-3-613-30926-5
Format 21,5 x 28 cm
160 Seiten
300 Abbildungen
Für 9,90 Euro im Fachhandel