Bimota Tera: Reise-Supermoto mit Tesi-Nabenlenkung
Bimota wurde 1973 als Edelschmiede für Sportmotorräder mit exquisiten Fahrwerken gegründet von Valerio Bianchi, Giuseppe Morri und Massimo Tamburini. Jeweils die beiden ersten Buchstaben der Nachnamen der Firmengründer ergeben den Firmennamen. Nach finanziellen Schwierigkeiten und einer Insolvenz übernahm Kawasaki 2019 die Mehrheit bei Bimota.
Fast logisch, dass die neueste Bimota deshalb mit dem Kompressor-Vierzylinder der Kawasaki H2 ausgerüstet ist. 200 PS bei 11.000/min und 137 Nm bei 9500/min dürften reichen, um mit der Bimota Tera zügig voranzukommen. Die Gemeinsamkeiten mit der Kawasaki H2 enden mit dem Antrieb.
Das Fahrwerk ist eine höchst eigenständige Konstruktion, ersonnen von Pierluigi Marconi, der 1990 schon die legendäre Bimota Tesi erschuf, damals als Abschlussarbeit seines Studiums an der Universität Bologna. Die Tesi zeichnet sich aus durch eine Vorderradführung mit Schwinge und Radnabenlenkung.
Die Vorteile der aufwendigen Konstruktion: Kaum Eintauchen unter Bremsdruck und dadurch konkurrenzlose Stabilität beim Bremsen, konstruktive Trennung von Lenkung und Federung und dadurch feines Ansprechen auch unter Belastung, dazu Reduktion der ungefederten Massen. Nachteile gibt es aber auch: Teure Fertigung, beschränkter Lenkeinschlag und mangelndes Feedback im Grenzbereich stehen bislang einem Durchbruch im Wege.
Seit 2019, nach der Übernahme durch Kawasaki, wird eine weiterentwickelte Bimota Tesi angeboten mit dem Motor der Kawasaki H2, zum Preis von 64.000 Euro. An der EICMA in Mailand zeigte Bimota nun die Tera, eine Reisemaschine mit Federwegen von 145 und 135 mm und einem Lenkeinschlag von beidseitig 35°, 16° mehr als die Tesi H2.
Dazu musste die Front überarbeitet werden: Neu überträgt ein Hebelsystem vom Lenkkopf über Kniehebel und Platten, an denen auch die Bremszangen befestigt sind, die Lenkbewegung direkt von oben auf die Nabe.
Die Grundkonstruktion ist jedoch mit der Tesi H2 identisch: Der Motor ist zentrales Bestandteil des Fahrwerks. Am Motor sind vorne und hinten Platten verschraubt, in denen die Schwingen gelagert und der Lenkkopf und das Rahmenheck befestigt sind. Das hintere Zentralfederbein ist aussermittig rechts angebracht. So konnte direkt daneben Platz geschaffen werden für ein zweites Federbein, welches über ein Hebelsystem die vordere Schwinge abstützt.
Weitere Edelzutaten: Geschmiedete Magnesuimräder, bereift mit 120/70-17 und 190/55-17. Vierkolbenzangen aus Brembos Oberklasse-Baureihe Stylema, mächtige 330er Doppelscheibe vorne.
Und halt, es wurde ja nicht nur der Motor von Kawasaki übernommen, sondern auch die Assistenzelektronik unter anderem mit Kurven-ABS, Schräglagen-abhängiger Traktionskontrolle, vier Fahrmodi und Tempomat. An der Messe war von einem Trockengewicht von 198 kg zu hören. Der Preis steht noch nicht fest, die Tera dürfte aber kaum preisgünstiger zu haben sein als die Tesi H2.