Michelin: Hobbyfahrer, bleib' bei deinem Reifen
Vom Michelin Power Slick Evo existiert nur eine Gummimischung, die alle Temperaturbereiche abdeckt. Reifenwärmer sind zwingend, mit einer Heiztemperatur von 80 Grad reichen preiswerte Reifenwärmer aus.
Wir fuhren mit einem Satz Power Slick Evo in den Dimensionen 120/70-17 und 190/55-17 raus auf die Rundstrecke von Anneau du Rhin. Bei rund 25 Grad und bewölktem Himmel funktionierten die Reifen sofort problemlos, sodass sich sogleich ein Gefühl der Sicherheit einstellte.
Probiert haben wir diese Reifen auf einer 1998er Yamaha R1, mit Serienmotor und überarbeitetem Serienfahrwerk. Vormals hatten Michelin-Slicks ja den Ruf, nur bei passend abgestimmtem Fahrwerk zu brillieren.
Das ist beim Power Slick Evo nicht der Fall, der Reifen funktionierte mit der zuvor mit Slicks einer anderen Marke erarbeiteten Fahrwerkseinstellung auf Anhieb einwandfrei und brachte zwar nicht frappante, aber doch spürbare Handlingvorteile in Wechselkurven.
Und für Hobbyfahrer, die andertags wieder gesnd bei ihrer Arbeitsstelle erscheinen sollen, das Wichtigste: Keine Tücken, keine Überraschungen, immer zuverlässig Grip.
Durch einen (un)glücklichen Zufall haben wir den Vergleich zum Slickreifen, den Michelin für Spitzenfahrer entwickelt hat, den Michelin Slick Ultimate. Weil an einem anderen Training noch ein halber Tag zu fahren war, der Hinterreifen aber am Ende, montierten wir auf das gleiche Motorrad hinten einen Slick Ultimate, weil nichts anderes vorhanden war.
Hinterher erfuhren wir, was wir alles falsch gemacht haben: Aufgeheizt auf 80 Grad, doch der Ultimate braucht 110 Grad, einfache Allerwelts-Reifenwärmer sind untauglich. Dann sind wir mangels korrekter Info auch noch mit zu viel Luftdruck gefahren, doch das grösste Problem lag bei mir, dem Fahrer.
«Als Faustregel gilt: Wenn einer von einem Hobbyfahrer-Slick auf den Ultimate umsteigt, muss er zwei Sekunden schneller fahren, sonst kommt der Reifen nicht auf Temperatur, kann nicht im idealen Temperaturfenster arbeiten und reisst in der Folge auf», sagt Thomas Ochsenreiter, Reifenexperte bei Michelin. Er schilderte genau das, was mir geschehen ist.
Drei vordere und fünf hintere Mischungen gibt es vom Ultimate, der für den Einsatz auf Oberklasse-Superbikes konzipiert ist. Da ist die Ur-R1 Yamaha mit ihren 150 PS fast schon untermotorisiert. Man müsste sowieso mehrere Felgensätze verfügbar haben, damit man jederzeit mit der idealen Mischung ausrücken kann – für den Hobbyfahrer, der nie in die Nähe von Streckenrekorden kommt, definitiv ein illusorischer und auch unnützer Aufwand.
Dass der Michelin Power Slick Evo rund 50 Euro günstiger ist pro Satz als der Ultimate, erleichtert dem Hobbyfahrer die (richtige) Entscheidung zusätzlich.
Wer sich den Aufwand mit Hebeständer und Heizdecken, mit Slicks zwingend erforderlich, nicht antun will – etwa für eine Anreise zur Strecke per Motorrad – kann zum Michelin Power Cup greifen. In etwa ein minimal profilierter Slick mit Strassenzulassung, dessen Gummimischung aber ein Warmfahren auf der Strecke erlaubt und der dann annähernd den Grip eines Slicks bieten soll. Bei Regen ist dieser Reifen allerdings nur mit grosser Vorsicht fahrbar.