Aki Ajo (KTM): «Miguel Oliveira ist ein Riesentalent»
Im Vorjahr war Miguel Oliveira klar die Nummer 1 im Red Bull KTM-Ajo-Moto2-Werksteam. Das hatte aber auch damit zu tun, dass Brad Binder zweimal am Handgelenk operiert werden musste und erst im Juni wieder richtig einsatzfähig war, nachdem er sich nach dem Argentinien-GP zur zweiten Operation entschlossen hatte. Binder fehlte dann in Austin, Jerez und Le Mans und kehrte erst in Mugello (Platz 10) in die WM zurück.
Für den Südafrikaner, der 2016 die Moto3-WM gewonnen hat, begann die Weltmeisterschaft erst so richtig im Juni. Da hatte Oliveira schon drei Podestplätze in der Tasche. Im Herbst war Binder dann dicht an seinem portugiesischen Teamkollegen dran. Wird Oliveira auch in der Saison 2018 der überlegene KTM-Pilot sein? Wir befragten Red Bull KTM-Teambesitzer Aki Ajo.
Aki, ist Miguel Oliveira der schnellere Mann? Oder kann Brad Binder in diesem Jahr zu ihm aufschließen?
«Was die Rundenzeiten betrifft, so waren Binder und Oliveira Ende 2017 schon sehr eng beisammen. Aber anderseits: Miguel hat eineinhalb Jahre mehr Moto2-Erfahrung als Brad, weil er schon 2016 bei Kiefer gefahren ist.»
Brad hingegen ist 2017 erstmals in der Moto2-Klasse gefahren, und obendrein war er das erste Halbjahr verletzt.
«Klar, die Erfahrung spielt eine wichtige Rolle. Anderseits hat Brad eine Weltmeisterschaft gewonnen. Und er hat die Moto2-WM schnell begriffen. Ich bin sicher, dass beide Piloten in dieser Saison zu den Moto2-Topfahrern gehören werden. Mehr kann ich dazu noch nicht sagen.»
Miguel Oliveira hat 2015 ab Misano 110 Punkte auf WM-Leader Danny Kent wettgemacht. Er hat die letzten drei Rennen 2017 gewonnen. Spielt er fahrerisch in einer ähnlichen Liga wie Pol Espargaró, Viñales oder Rins?
«Du weißt, dass ich Fahrer nicht allzu gern vergleiche. Aber ich kann sagen, dass Miguel ein Riesentalent ist. Er ist schon in sehr jungem Alter in der spanischen 125-ccm-Meisterschaft auf höchsten Niveau gefahren, danach in der Weltmeisterschaft. Er hat inzwischen viel Erfahrung. Ich sehe nicht den geringsten Grund, warum er eines Tages nicht auf dem Level der erwähnten Fahrer sein und um Siege sogar in der MotoGP-WM-Kategorie kämpfen sollte.»
Du hast in der kleinen WM-Klasse immer wieder deutschsprachige Fahrer gehabt – von Aegerter über Folger bis zu Cortese. Momentan herrscht eine deutsche Durststrecke – mit Schrötter und Öttl sind nur zwei Deutsche in der WM dabei. Hast du eine Erklärung dafür? Einige deutsche Talente haben aus ihren Talent bisher nicht das Maximum herausgeholt, richtig?
«Hm. Ja, es ist schade. Deutschland ist ein großes Land mit vielen guten Fahrern. Deshalb wundert mich, dass ein nur mehr zwei deutsche GP-Fahrer gibt. Da kommen viele Dinge zusammen. Ich hoffe, dass bald etwas passiert, damit wieder mehr deutsche Topfahrer in der WM dabei sind.»
«Bei Cortese war es so, dass er fünf Jahre lang in der Moto2-WM war und nicht die Resultate erreicht hat, die er von sich erwartet hat. Deshalb ist er in eine schwierige Situation geraten. Aber in der Supersport-WM hat er eine neue Aufgabe gefunden. Ich hoffe auch, dass Jonas Folger bald wieder auf die Beine kommt. Er hat sich viele Jahre lang angestrengt, um im GP-Sport Erfolg zu haben. Es würde mich freuen, wenn er bald ein Comeback machen könnte.»