SM Braunau: Jason Clermont dominiert die Open-Klasse
Jason Clermont in Braunau
Hochsommerliche Temperaturen, zahlreiche Zuschauer, eine schnelle und perfekt präparierte Strecke, sowie eine vorbildlich organisierte Veranstaltung bildeten einen großartigen Rahmen für das MX-Event in Braunau-Riethüsli.
Entsprechend gut gelaunt gingen die MX-Open-Cracks ins Zeittraining, aus welchem der Franzose Jason Clermont als klarer Pole-Man hervorging. Mit einem Rückstand von über 0,7 sec folgte Titelverteidiger Andy Baumgartner vor seinem Teamkollegen Yves Furlato, der auf den Polesetter bereits über zwei Sekunden einbüßte.
Clermont fliegt mit seiner Kawasaki zum Laufsieg
Andy Baumgartner kam wie so oft am besten aus dem Startbalken und sicherte sich den Holeshot. Hinter ihm folgten Furlato, Clermont und AGMX-Honda-Pilot Alain Schafer. Doch bereits ausgangs der zweiten Kurve griff Clermont an, um eine Ecke später Baumgartner als Leader abzulösen. Wie so oft in den vergangenen Rennen, drückte nun der Mann vom HFour-Caluori Racing Team mächtig aufs Gas, um möglichst schnell Boden zwischen sich und seine Verfolger zu legen. So ganz nach Wunsch gelang ihm dies jedoch nicht, den Baumgartner, Furlato usw. vermochten seinen Speed recht lange mitzugehen.
Nach einem Rennviertel verlor Furlato seinen Dritten Platz an den immer stärker aufkommenden Cyrill Scheiwiller, der sich nach seiner langen Verletzungspause anfangs Saison, auf seiner Yamaha immer wohler fühlt. Bei Rennmitte schienen die Plätze bezogen; vorne zog Clermont ziemlich entspannt seine Kreise, gefolgt von Baumgartner, Scheiwiller, Furlato, Schafer und dem ebenfalls stark fahrenden Franzosen Alexandre Lejeune auf KTM.
Als sich die Zuschauer mit dieser Reihenfolge anzufreunden schienen, wurde es plötzlich doch noch dramatisch, denn vier Runden vor Schluss verlor Baumgartner immer mehr an Speed. Dadurch konnte der von hinten gewaltig drückende Scheiwiller das Loch zum Romanshorner zufahren. Drei Runden vor Ende musste Baumgartner die Yamaha mit der #501 vorbeigehen lassen. Doch es kam noch schlimmer, denn der schwächelnde KTM-Pilot musste in der vorletzten Runde auch noch seinen Teamkollegen Furlato ziehen lassen, ehe er in der allerletzten Runde auch gleich noch von Schafer aufgeschnupft wurde - was für ein Finale!
Ganz offensichtlich schien Andy Baumgartner noch immer die Nachwehen seiner diversen Verletzungen während dieser Saison (Rücken, Knie & Nacken) zu spüren, was sich kräftemäßig auswirkte.
Clermont holt sich seinen 3. Saison-Doppelsieg
Erneut war es Baumgartner, der den besten Start hatte. Im Gegensatz zum ersten Lauf vermochte er seine Spitzenposition bis in die zweite Runde zu verteidigen, ehe der momentane Überflieger Clermont die Führung erneut an sich riss. Einmal vorne, enteilte er dem Feld und sicherte sich so einen nie gefährdeten Laufsieg. Mit seinem nunmehr dritten Laufsieg in Serie, sicher er sich verdientermaßen den Tagessieg.
Auch Titelverteidiger Baumgartner zeigte im Vergleich zum ersten Tagesrennen, dass er so einfach nicht mehr durchgereicht werden will wie in Lauf 1. Entsprechend entschlossen und aggressiv fuhr er seinen Rhythmus und sicherte sich einen verdienten Rang zwei, womit er seine Führung in der Gesamtwertung erfolgreich verteidigte, ohne viele Punkte auf seine heißesten Titel Konkurrenten Furlato und Clermont einzubüßen.
Einen sehr guten Eindruck hinterließ in Race 2 auch Kim Schaffter, der nach seiner mehrwöchigen Verletzungspause (Comeback in Bulle) allmählich wieder zur alten Stärke zurückfindet - am Ende reichte es für den angenehmen Westschweizer Kawasaki-Piloten zu einem beachtlichen Rang 5.
Für viel Gesprächsstoff nach dem Rennen, sorgte jedoch die Harakiri-Aktion von Yves Furlato in der allerletzten Kurve vor dem Ziel. Denn in der Endphase des Rennens entwickelte sich zwischen ihm und Alain Schafer ein beinharter Zweikampf, der sich in der letzten Runde zuspitzte. Die Krönung dann in der letzten Kurve, als sich der Thurgauer Furlato in einer All-in-Aktion außen herum doch noch an Schafer vorbei quetschte und so Laufrang 3 notieren konnte.
Mit diesem Wahnsinns-Move sicherte sich Furli hinter Dominator Clermont und vor Baumgartner Platz 2 auf dem Tages-Podium.
Yves Furlato - Tageszweiter: Natürlich war dieser Angriff in der letzten Kurve ein Risiko, aber wir gehen aufs Ende der Meisterschaft zu, da muss man einfach mehr riskieren - man kann nicht immer nur hinterherfahren, denn so gewinnt man nichts. Es hat geklappt und deshalb bin ich sehr happy. Die Strecke ist nicht sehr selektiv, was mir nicht so entgegenkommt; dennoch kann ich mit Platz drei im Quali zufrieden sein. Der Start im 1. Lauf war sehr gut; leider aber hatte ich mit meinem Fahrwerk einige Mühe, da es im Nachhinein betrachtet für diesen Boden hier etwas zu hart war. Im 2. Rennen hatte ich einen mäßigen Start; deshalb musste ich mich etwas durchmogeln. Richtig genervt hat mich aber eine Fliege, die sich in meinem Helm sehr heimisch fühlte. Darunter litt natürlich meine Konzentration aufs Rennen, weil die sich genau im Bereich des einen Ohrs aufhielt. Ich dachte schon, dass ich nun das ganze Rennen mit meinem unwillkommenen Gast fahren muss. Doch dieser verabschiedete sich dann glücklicherweise nach einigen Runden. Somit fand ich endlich meinen Rhythmus. Ich hatte bis zum Schluss ein tolles Battle mit Alain Schafer, mit dem bekannten Ausgang. Unter dem Strich bin ich sehr happy. Hinsichtlich Saison-Endspurt, weiß ich, dass ich in der Pause sehr intensiv am Speed arbeiten muss, da der aktuell nicht optimal ist. Ich werde alles in die Waagschale schmeißen und dann sehen wir, was am Ende rausschaut.
Tagessieger Jason Clermont: «Es war ein perfektes Weekend, weil mir mein Team ein tolles Bike bereitgestellt hat. Wir haben speziell am Fahrwerk gearbeitet. In beiden Rennen habe ich von Beginn weg versucht, möglichst schnell zu fahren, um einen Vorsprung rauszuholen, was mir erlaubte, die Rennen jeweils zu kontrollieren. Das ist mir sehr gut gelungen. Natürlich werde ich versuchen, die letzten vier Rennen zu gewinnen in denen 100 Punkte zu gewinnen sind – auch wenn das sehr schwer wird. Sicher spüren Andy und Yves immer mehr Druck, weil sie wissen, dass ich nie nachlassen werde und weil ich gewinnen kann. Ich werde es auf jeden Fall genießen, weil ich einfach sehr viel Spaß am Fahren habe - am Ende wird abgerechnet - mal sehen wies rauskommt»