Cal Crutchlow/Honda: «Dovi kann hier kaum verlieren»
Cal Crutchlow in Mugello: Nachteile im Top-Speed
LCR-Honda-Pilot Cal Crutchlow trumpfte im zweiten freien MotoGP-Trainings im Autodromo del Mugello mit der Bestzeit auf: 1:47,365 min, damit ließ er Ducati-Star Andrea Dovizioso in der Tagesgesamtwertung mit 0,029 sec Vorsprung knapp hinter sich.
Cal Crutchlow winkte in der Auslaufrunde den Zuschauern zu. Aber er meinte: «Das mache ich immer, auch wenn ich 15. bin. Damit will ich mich bei den Fans bedanken, dass sie an die Strecke gekommen sind. Aber wenn ich 15. bin, sieht man das halt nicht im Fernsehen... Ob ich 15. oder Erster bin, ich zeige dann immer ein paar Wheelies.»
«Ich habe zwar heute nie die perfekte Runde zustande gebracht, aber meine beste Runde war in Ordnung. Ich glaube, man kann hier noch eine Sekunde schneller fahren, besonders am Samstagfrüh im FP3, wenn es etwas kühler ist. Heute habe ich das Beste aus der Situation gemacht. Am Nachmittag habe ich mich zuerst nicht so großartig gefühlt. Zu Beginn der FP2-Session bin ich außerdem mehrmals aufgehalten worden. Aber ich bin gelassen geblieben, weil ich wusste, ich habe die nötige Pace.»
Letztes Jahr tuckerte Cal in Mugello im Rennen hoffnungslos auf den siebten Platz, er war chancenlos, auch im Training.
«Ich weiß, warum ich letztes Jahr so hoffnungslos war. Es lag daran, dass mich Teamchef Lucio zwang, hier die 320er-Bremsscheiben zu verwenden. Also musste ich spazieren fahren, um ins Ziel zu kommen. Wenn du 340 km/h fährst, brauchst du hier zum Beispiel vor der Kurve 1 am besten 360-mm-Scheiben. Wenn mich das Team selber Entscheidungen machen lässt, wenn ich so fahren kann, wie ich das will, dann sind wir konkurrenzfähig. In Brünn habe ich 2016 in erster Linie gewonnen, weil ich allein bei ungewissem Wetter die richtige Reifenwahl getroffen habe. Wenn das Team die Reifen wählt wie in Katar, dann schneide ich nicht besonders gut ab. Wenn sie die Bremsen auswählen, schneide ich nicht so gut ab. Wenn ich selber entscheiden kann, dann treffe ich fast immer die richtigen Entscheidungen. Dass ich hier letztes Jahr nicht so schnell war, hatte auch einen anderen Grund. Ich hatte einen sehr schlechten Saisonstart mit vielen Stürzen. Ich kam fast nie ins Ziel. Das Team sagte vor Mugello: Wir brauchen dringend eine Zielankunft. Vorher war ich in Jerez Nur Elfter geworden, in Le Mans bin ich gestürzt... Aber am Schluss hatten wir 2016 eine gute Saison. Und 2017 wird sie noch besser werden, das spüre ich.»
Cal Crutchlow trug schon am Donnerstag das rechte Handgelenk bandagiert. «Es tut auf jeden Fall weh. Beim Bremsen habe ich keine argen Beschwerden, aber bei den Richtungswechseln. Trotzdem habe ich vor dem Turn 1 immer ein flaues Gefühl, wenn ich mit der lädierten Hand mit 350 km/h angerauscht komme. Wobei man gar nicht spürt, ob man 300 oder 350 fährt. Ich fahre sowieso nicht 350, das ist Bullshit, ich schaffe nur 339,5 km/h. Unser Bike ist am Ende der Geraden langsam. Dovi und Bautista mit den Ducati fahren 350 und 352 km/h. Aber du merkst den Speed nicht. Du spürst auf dem Motorrad nicht, ob du mit 320 oder 350 unterwegs bist. Klar, wenn du bei 340 km/h bremsen musst, dann ist es anders als bei 300. Und es macht einen Unterschied, ob plötzlich bei 350 oder bei 250 km/h ein Hindernis vor dir auftaucht. Aber man merkt auch keinen Unterschied, ob jetzt Winglets drauf sind wie 2016 oder nicht.»
Wundert sich Cal über den 13. Tagesrang von Marc Márquez?
«Nein, denn ich weiß welche Reifen er verwendet und wann er sie verwendet hat. Ich weiß, wie viel Power er genützt hat und welche Engine-Brake-Mode, ich weiß alles von ihm. Wird Marc morgen in der ersten Reihe stehen? Yes! Ich bin auch nicht überrascht, dass Valentino auf Platz 14 liegt nach dem ersten Tag. Wird er am Sonntag um das Podest fighten? Yes!»
«Ich werde froh sein, wenn ich hier am Sonntag aus einer der ersten zwei Reihen wegfahren kann. Solange ich nicht in der Nähe der letzten Reihe stehe wie im Vorjahr...»
Wer werden die schärfsten Rivalen am Sonntag sein?
Crutchlow: «Dovi, würde ich im Moment sagen. Er kann sich diesen Sieg nur selber verscherzen. Pirro ist auch gefährlich. Er hat eine gute Pace. Am Ende haben sie so viele Testtage hier und so viele Daten. Bei Mitte der Start/Ziel-Geraden, wo die Boxensignale gezeigt werden, bis zum Bremspunkt bei der ersten Kurve nehmen uns die Ducati 0,4 Sekunden ab. Wir haben das genau studiert, denn Serge macht für uns die Videoaufzeichnungen an der Strecke. Sie haben sicher einen großen Vorteil. Aber du darfst nie auf Marc, Maverick und Vale vergessen, auch Dani hat einen großartigen Rennspeed. Um diese Fahrer muss ich mir Sorgen machen... Wir müssen jetzt im Quali eine gute Leistung bringen.»
Cal Crutchlow lag lange um Platz 15, dann marschierte er plötzlich auf Platz 1. «Wir haben für den letzten Run den Vorderreifen getauscht. Wir haben den Medium gewählt, das ist zumindest die Bezeichnung von Michelin. Aber wir haben dieses Wochenende keine Ahnung. Die Begriffe für die Reifen sind seltsam. Zarco fuhr in Le Mans das Rennen mit dem weichen Reifen. Freitagfrüh hat er den harten Vorderreifen genommen, weil er weiß: Der Harte ist nicht der Harte. Der Medium scheint im Moment die härteste Mischung zu sein... Ja, wir haben hinten einen weichen Reifen genommen für den letzten Run, vorne den Medium. Aber ich hatte am Anfang mit dem harten Hinterreifen zu Beginn der Session kein großartiges Gefühl. Außerdem wurde ich oft aufgehalten. Aber ich habe am Anfang nicht viel riskiert, nicht stark gepusht. Ich habe für meine schnellste Runde nur einmal gepusht. Ich wollte nicht noch mal etwas riskieren. Ich habe bereits en schmerzendes Handgelenk, es ist eine alte Verletzung.»