Jorge Lorenzo: Woher kamen die Ducati-Gerüchte?
Die Zukunft von Jorge Lorenzo ist immer noch mit Fragezeichen verknüpft. Nach den jüngsten Ergebnissen seit der Rückkehr nach den zwei Brustwirbelbrüchen (Sturz in Assen) steht die Auflösung des HRC-Vertrags für 2020 im Raum. Vier Punkte in vier Grand Prix hat der Repsol-Honda-Fahrer seit dem Comeback in Silverstone eingesammelt. Der mittlerweile 32 Jahre alte Spanier hätte sich gewünscht, mit deutlich mehr Punkten als seinen bisher 23 Zählern zum Honda-Heimrennen auf dem Twin-Ring im japanischen Motegi zu kommen.
Inzwischen ist immerhin geklärt, warum im August beim Österreich-GP durchgesickert war, dass Lorenzo-Manager Albert Valera mit Ducati über 2020 verhandelte. Der fünffache Weltmeister wollte damals von Repsol Honda zu Ducati Corse zurückkehren und 2020 statt Jack Miller bei Pramac Ducati fahren. Der Australier hatte zwar eine mündliche Zusicherung für 2020 von Ducati, aber keinen unterschriebenen Vertrag. Die Situation wurde so brenzlig für Jack, dass er nach der Kündigung von Johann Zarco in Spielberg sogar mit Red Bull KTM verhandelte, um den Platz des Franzosen 2020 übernehmen zu können. Miller verpasste den Moto3-WM-Titel 2014 im Red Bull Ajo-KTM-Team nur knapp um 2 Punkte gegen Alex Márquez. Und KTM-Teamchef Aki Ajo ist seither sein persönlicher Manager.
Doch die Pläne von Lorenzo wurden von HRC durchkreuzt, denn der Mallorquiner bekam keine Freigabe. Honda wollte ihn nicht zum stärksten Konkurrenten gehen lassen.
Das langfristige Ziel von Lorenzo war, 2021 ins Ducati-Werksteam aufzurücken. Er hat 2018 bei Ducati immerhin drei GP-Siege gefeiert. General Manager Gigi Dall‘Igna ist schon seit der 125er-WM ein Riesenfan von Lorenzo. Bei HRC vermisst Lorenzo die nötige Nestwärme. Denn das ganze MotoGP-Projekt ist dort seit 2013 auf Marc Márquez zurechtgeschneidert.
Mittlerweile stellt sich nur noch die Frage, ob Lorenzo und HRC nach der Saison 2019 wirklich zu einer Vertragsauflösung kommen.
Inzwischen lässt sich erahnen, wie die geheimen Verhandlungen mit Ducati damals im August ans Tageslicht kamen. Erstens hatte sich Manager Valera gegenüber Sky-TV verplaudert.
Außerdem residiert Lorenzo seit vielen Jahren in Lugano im Schweizer Tessin. Dort trainiert der Spanier seit 2019 immer wieder gemeinsam mit Moto3-Honda-Ass Tony Arbolino, der als Hoffnungsträger der Tifosi in der GP-Szene zählt. Als sich Lorenzo mit seinem Korsett nach dem heftigen Assen-Crash im Tessin aufhielt, verbrachten Arbolino und Lorenzo viel Zeit miteinander. Arbolino wird seinerseits von Manager Carlo Pernat betreut. Der Italiener ist als redseliger und erstklassig informierter Parade-Kiebitz im MotoGP-Fahrerlager bekannt.
Durch die gute Freundschaft mit Lorenzo bekam Arbolino die Verhandlungen aus nächster Nähe mit, die der Mallorquiner ab Juli mit seinem Ex-Boss Gigi Dall’Igna führte. Als Lorenzo in seiner Schweizer Wahlheimat auf seine Genesung wartete, soll er regelmäßig in telefonischem Kontakt mit Dall’Igna gestanden sein.
Arbolino wurde Augen- und Ohrenzeuge und berichtete davon seinem väterlichen Freund und Manager Pernat. Dadurch sollen die geheimen Informationen dann an die Öffentlichkeit geraten sein. Beim Österreich-GP entstand deshalb ab Donnerstag ein Riesenwirbel.
Andrea Dovizioso betrachtete diese Geschichte als Misstrauensantrag. Das seit dem Sachsenring-GP angespannte Verhältnis zu Gigi Dall‘Igna hat seither noch stärker gelitten.
MotoGP-WM-Stand nach 15 von 19 Rennen:
1. Marc Márquez 325 Punkte. 2. Dovizioso 215. 3. Rins 167. 4. Viñales 163. 5. Petrucci 162. 6. Rossi 145. 7. Quartararo 143. 8. Miller 119. 9. Crutchlow 102. 10. Morbidelli 90. 11. Pol Espargaró 80. 12. Nakagami 74. 13. Mir 58. 14. Aleix Espargaró 46. 15. Bagnaia 34. 16. Iannone 33. 17. Oliveira 29. 18. Zarco 27. 19. Lorenzo 23. 20. Rabat 18. 21. Bradl 16. 22. Pirro 9. 23. Guintoli 7. 24. Syahrin 7. 25. Abraham 5.
Marken-WM:
1. Honda 331. 2. Ducati 254. 3. Yamaha 248. 4. Suzuki 192. 5. KTM 91. 6. Aprilia 67.
Team-WM:
1. Ducati Team 377. 2. Repsol Honda Team 358. 3. Monster Energy Yamaha 308. 4. Petronas Yamaha SRT 233. 5. Team Suzuki Ecstar 229. 6. LCR Honda 176. 7. Pramac Racing 153. 8. Red Bull KTM Factory Racing 107. 9. Aprilia Racing Team Gresini 79. 10. Red Bull KTM Tech3 36. 11. Reale Avintia Racing 23.