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Crewchief Galbusera: «Rossi kann Weltmeister werden!»

Von Thomas Baujard
Silvano Galbusera ersetzt 2014 Valentino Rossis legendären Crewchief Jeremy Burgess. Die Testfahrten in Sepang liefen mit Rang 2 sehr gut für das neue Gespann. Setzt sich dieser Trend fort?

2013 trennte sich MotoGP-Star Valentino Rossi nach 14 Jahren von seinem erfolgsverwöhnten Crewchief Jeremy Burgess. Dessen Nachfolger, Silvano Galbusera, glaubt an Rossis Erfolgschancen für 2014. Er ist davon überzeugt, dass der alternde Superstar noch zu Höchstleitungen fähig ist.

Rossi und Galbusera arbeiteten bereits 2010 in Misano zusammen, als sich Rossi erstmals nach seinem Schien- und Wadenbeinbruch von Mugello auf die Superbike-Yamaha von Cal Crutchlow schwang, um sich auf sein Comeback vorzubereiten. Galbusera war damals Crutchlows Crew-Chief und betreute Rossi an diesem Testtag. In Brünn absolvierten die beiden einen zweiten Test miteinander.

Bereits bei den Testfahrten nach dem Saisonfinale 2013 in Valencia löste Galbusera, der zuletzt für Marco Melandri bei BMW in der Superbike-WM arbeitete, den MotoGP-erfahrenen Burgess ab. SPEEDWEEK.com sprach mit Silvano Galbusera über sein erstes Treffen mit Rossi, die Arbeit in Sepang und Rossis Chancen für die Saison 2014.

Wie schwer war die Umstellung von den Superbikes zur Betreuung einer MotoGP-Maschine?

Ich bin Renningenieur, ich kenne mich sowohl mit der Elektronik als auch mit dem Chassis und der strategischen Seite aus. Zwischen Superbike und MotoGP besteht natürlich ein großer Unterschied, daher musste ich in der Anfangszeit sehr viel lernen. Es ist sehr interessant, aber ich bin auch sehr beschäftigt.

Wie verlief deine erste Zusammenarbeit mit Valentino Rossi 2010?

Mit Valentino arbeitete ich das erste Mal 2010 in Misano zusammen. Allerdings handelte es sich damals nur um wenige Stunden. Es fuhr das Bike damals ohne jegliche Modifikationen. Unser erstes wichtiges Treffen fand in Brünn statt. Dort fragte er mich viel über die Abstimmung des Bikes und die Strategie. Ich war überrascht, denn er wusste viel mehr über die Superbikes, als ich dachte. Er kannte die unterschiedlichen Reifen und die Rundenzeiten von Biaggi. Er wollte nicht einfach nur einen Test fahren, sondern das Bike zu hundert Prozent verstehen. Er lieferte mir einige Informationen, die wir sogar beim nächsten Rennen berücksichtigten. Ich habe ihm die gesamte Geschichte unseres Bikes erzählt und er hat sich alles gemerkt. Es war, als hätte er die Maschine bereits zwei Jahre gefahren.

Wie verliefen die ersten Testfahrten in Valencia und Sepang?

Der Valencia-Test war sehr kurz und wir mussten nach dem aus Japan vorgegebenen Testplan vorgehen, daher war nicht viel Zeit für einen Informationsaustausch mit Vale. In Sepang hatten wir den ersten richtigen Test. Das Niveau war sehr hoch und Valentino hat mich überrascht. Seine Angaben sind sehr präzise und er bemerkt jede kleine Veränderung. Er ist sehr fokussiert.

Was unterscheidet deine Arbeitsweise von der anderer Crewchiefs?

Das weiß ich nicht genau. Ich versuche, mich schnell an die Bedingungen in der MotoGP-WM anzupassen, aber ich brauche noch etwas Zeit. Derzeit unterstütze ich Valentino dabei, mir gutes Feedback in kurzer Zeit zu geben. Das macht meinen Job einfacher und wir können das Bike schneller modifizieren.

Im letzten Jahr schien es, als hätte Jeremy Burgess den Glauben an Valentino bereits verloren. Er sagte damals, dass die jungen Fahrer einfach schneller sind. Denkst du, dass Rossi 2014 wieder siegen und Weltmeister werden kann?

Ja, warum nicht? Ich vertraue auf sein Potenzial. Er kann es schaffen, wenn ich ihm eine Maschine bereitstelle, mit der er mit den anderen Piloten kämpfen kann. Das Level ist extrem hoch und ein winziger Unterschied hat große Auswirkungen auf die Rundenzeit.

2013 hat Rossi Probleme am Kurveneingang mit dem weichen Bridgestone-Reifen beklagt. Wie könnt ihr dieses Problem lösen?

In Sepang haben wir versucht, das Problem und das Verhalten des Bikes zu verstehen. Wir haben einen Lösungsansatz gefunden, aber wir sind noch nicht zu hundert Prozent zufrieden. Nach dem Test werden die Daten analysiert und wir arbeiten weiter. Es ist klar, dass wir diesen Reifen verwenden müssen, also ist es wichtig, die Maschine daran anzupassen.

In den Jahren zuvor, als die Karkasse der Bridgestone-Reifen noch starrer konstruiert war, sagten Brembo-Techniker, dass man etwa mit 1,8 bar Druck fahre. Wie ist es jetzt?

Das Problem ist, dass Valentinos Stärke das Bremsen war und nun kann er die Bremse nicht mehr so einsetzen, weil der Reifen weicher ist. Wir müssen also das Bike und seinen Fahrstil daran anpassen. Das ist kein Ding der Unmöglichkeit.

Habt ihr in Sepang bereits Fortschritte verzeichnet?

Ja, wir haben einen großen Schritt nach vorne gemacht, aber wir befinden uns erst am Anfang. Das Setting muss bei den nächsten Testfahrten noch verbessert werden.

Wird in der MotoGP-Klasse von Seiten Yamahas schneller auf deine Wünsche eingegangen als in der Superbike-WM?

Meine Wünsche werden schnell umgesetzt. Ich kenne die hochqualitative Arbeit von Yamaha bereits und ich kannte schon einige japanische Ingenieure. Es ist vielleicht noch zu früh, das zu beurteilen, aber wir geben unsere Informationen weiter und es wir schnell darauf reagiert. Das Niveau ist in der MotoGP-Klasse noch höher. Das ist überall spürbar. Sie sehen die Maschine als großes Ganzes und machen viele Simulationen. Es arbeiten sehr viele Menschen im Hintergrund.

Lastet nun mehr Druck auf dir, weil du mit Valentino Rossi zusammenarbeitest?

Es ist eine großartige Gelegenheit, für die ich mich bei Valentino bedanken will. Der Druck kommt nicht von ihm sondern von außen, weil Valentino einer der besten Fahrer der Welt ist. Ich stehe zum ersten Mal so im Mittelpunkt und das verstört mich etwas. Jeder hat hundert Fragen an mich. Ich muss lernen, damit umzugehen und ruhiger bleiben.

Welche Art von Ingenieurs-Ausbildung hast du?

Meine Schule war mehr als 35 Jahre lang der Motorradsport an sich. Ich habe 1979 im Motocross-Bereich begonnen. Ich lerne jeden Tag, auch heute noch, etwas dazu. Ich habe direkt nach meinem Schulabschluss begonnen, als Mechaniker zu arbeiten. In den ersten zehn Jahren war ich Mechaniker und habe dann als Crewchief in der Superbike-WM gearbeitet.

Aus welchem Teil Italiens kommst du?

Ich stamme aus der Nähe von Mailand. Die kleine Gemeinde heißt Usmate Velate und liegt in Norditalien in der Nähe von Monza.

Bist du ein Fan von Valentino?

Natürlich, ich bin Italiener und war schon immer ein Fan von ihm. Er war immer an der Spitze und ich war von dem Traum, mit ihm zu arbeiten, weit entfernt. Ich war damals auch sehr überrascht als Yamaha sagte, dass er mein Bike testen will. Natürlich war ich noch überraschter, als sie mich in der Endphase der letzten Saison anriefen. Ich hatte nicht viel Zeit, um mich zu entscheiden, und ich sagte nur: ‹Gebt mir fünf Minuten, damit ich aufwache.› Ich genieße die Arbeit mit ihm.

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