Andrea Adamo (KTM): «Kein Pech, es war mein Fehler»
Im Oktober des letzten Jahres übersiedelte Andrea Adamo nach Belgien, um dort unter den Fittichen von Joel Smets zu trainieren. Dass der 19-jährige Italiener seither auch auf sandigem Untergrund große Fortschritte erzielt hat, untermauerte er am vergangenen Wochenende in Lommel als Zweiter im Zeittraining – gerade einmal 0,012 Sekunden hinter der Bestzeit von Simon Längenfelder (GASGAS).
Zwei vierte Plätze im Qualifying-Rennen am Samstag und im ersten Wertungslauf am Sonntag lagen für den WM-Leader dann auch voll im Bereich der Zielsetzung. Der 13. Platz nach gleich zwei Stürzen im zweiten Rennen tat mit Blick auf das Gesamtklassement allerdings weh. Denn Jago Geerts (Yamaha) verkürzte seinen Rückstand mit einem perfekten Heim-GP (Sieger im Quali-Rennen und in beiden Läufen) auf 13 Punkte.
«Manchmal laufen die Dinge nicht nach Plan», fasste der gebürtige Sizilianer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com zusammen. «Sagen wir so: Bis zum zweiten Lauf war alles nach Plan gelaufen. Wir haben das Ziel verfolgt, das wir uns gesetzt hatten – nämlich so nahe wie möglich an den Top-3 dran zu sein. Denn ich wusste, dass auf dem Papier drei oder vier Jungs auf Sand schneller waren als ich. In so einem Grand Prix kann aber immer alles passieren, deshalb war das Ziel, so nahe wie möglich an einen Top-3-Platz heranzukommen und in jedem Fall in den Top-5 zu sein.»
Im zweiten Lauf lag Adamo nach dem Start hinter seinem Titelrivalen Geerts auf Rang 2, als er bereits in der ersten Runde zum ersten Mal stürzte und zwischenzeitlich sogar aus den Top-20 fiel. «Wir hatten mit Joel besprochen, dass ich – bei einem guten Start und wenn Jago vor mir liegen würde – versuchen würde, ihm zu folgen, solange ich es schaffe. Danach würden wir sehen, wie sich der Lauf entwickelt. Das war der Plan, ich habe aber leider einen Fehler gemacht und bin zu Boden gegangen. Ich bin danach aber wieder gut gefahren, ich war nahe an den Top-10 dran – und bin dann noch einmal gestürzt. Nach dem zweiten Sturz war es dann nur noch ein Überlebenskampf.»
«Wenn du zweimal stürzt – vor allem in Lommel – ist dein Rennen so gut wie gelaufen. Schon ein Sturz ruiniert dein Rennen, aber meine Pace war gut, ich war dennoch recht gut unterwegs. Nach dem zweiten Sturz habe ich wieder viele Positionen eingebüßt und es war alles andere als einfach. Es war ein wirklich schwieriger Lauf», räumte der Red Bull-KTM-Werksfahrer ein, der am Ende sogar noch von Geerts überrundet wurde.
Andrea, lastet vielleicht auch ein bisschen die Red-Plate des WM-Leader schwer?
Nein, nein.
War zuletzt einfach etwas Pech dabei? In Loket bist du ja auch einmal nur als 13. gewertet worden, nach dem Zwischenfall mit Rick Elzinga und der Strafversetzung wegen einer missachteten gelben Flagge.
Ich halte eigentlich nicht viel von Glück oder Pech. Und wenn, dann war eher in Loket Pech dabei. Hier in Lommel war es mein Fehler. Man kann hier nicht von Pech reden, man muss von einem Fehler sprechen. Das kann aber passieren, weil wir auch nur Menschen sind – und vor allem auf dieser Strecke, auf der es wirklich schwierig ist, keine Fehler zu machen. Natürlich wäre es immer das Ziel, keine Fehler zu machen. Mir ist aber ein grober Fehler unterlaufen, für den ich teuer bezahlt habe. Der Fehler hat mich viele Punkte gekostet.
Du führst die WM-Tabelle dennoch weiter an, auch wenn Jago Geerts bis auf 13 Punkte herangerückt ist. Mit welchem Mindset gehst du in das nächste Rennwochenende in Finnland?
Ja, ich bin immer noch vorne. Und es stehen noch sechs Grand Prix aus… Die Einstellung bleibt dieselbe, es hat sich nichts verändert. Es ist nur ein Lauf schlecht gelaufen, insgesamt gab es aber mehr positive als negative Aspekte, was schon einmal gut ist. Nur leider wiegt der eine negative Aspekt schwer. Also gleicht es sich aus, 50:50.
Wir gehen aber mit demselben Mindset nach Finnland. Es gilt, das Bestmögliche herauszuholen und, wenn sich die Möglichkeit ergibt, ein paar Punkte aufzuholen. Und ich sage, wenn sich die Möglichkeit ergibt, weil auch in Finnland ein Sandrennen ansteht, das ziemlich hart wird. Aber auch wir sind hart.
Läuft es in der Weltmeisterschaft auf einen Zweikampf zwischen dir und Geerts hinaus? Thibault Benistant musste nach Loket auch auf die Rennen in Lommel verzichten, Kay de Wolf musste wegen der Nachwirkungen eines Trainingsunfalls aufgeben.
Rein mathematisch ist es noch eine Sache zwischen vier oder fünf Fahrern. Ich fahre also gegen alle, nicht gegen eine Person. Wenn wir uns aber die Punkte-Situation genauer anschauen, dann ist im Moment sicher Jago der gefährlichste Rivale.
Es tut mir leid für Kay und für Thibault. Ich hoffe, dass sie beide wieder fit werden. Denn ich bevorzuge es, mit allen auf der Strecke zu kämpfen. Es ist immer schlimm zu sehen, wenn jemand leidet.
Ergebnis MX2, Lommel, 23. Juli:
1. Jago Geerts (B), Yamaha, 1-1
2. Lucas Coenen (B), Husqvarna, 2-2
3. Simon Längenfelder (D), GASGAS, 3-3
4. Liam Everts (B), KTM, 5-4
5. Kevin Horgmo (NOR), Kawasaki, 7-6
6. Rick Elzinga (NL), Yamaha, 9-5
7. Andrea Adamo (I), KTM, 4-13
8. Oriol Oliver (E), KTM, 8-10
9. David Braceras (E), Kawasaki, 12-7
10. Isak Gifting (S), GASGAS, 11-8
11. Ferruccio Zanchi (I), KTM, 14-11
12. Ivano van Erp (NL), Yamaha, 17-9
13. Emil Weckmann (FIN), Honda, 15-13
14. Camden Mc Lellan (RSA), Honda, 13-14
15. Andrea Bonacorsi (I), KTM, 6-30
16. Sacha Coenen (B), KTM, 10-33
17. Jorgen-Matthias Talviku (EST), Husqvarna, 16-17
18. Joel Rizzi (GBR), GASGAS, 20-15
19. Taylor Hammal (GBR), KTM, 26-21
20. Philip Olsson (S), Husqvarna, 33-16
21. Jan Krug (D), Husqvarna, 19-19
...
DNS: Kay de Wolf (NL), Husqvarna
DNS: Thibault Benistant (F), Yamaha
DNS: Mike Gwerder (CH), KTM
MX2-Stand nach WM-Runde 13:
1. Andrea Adamo (I), KTM, 564
2. Jago Geerts (B), Yamaha, 551, (-13)
3. Kay de Wolf (NL), Husqvarna, 501, (-63)
4. Liam Everts (B), KTM, 487, (-77)
5. Thibault Benistant (F), Yamaha, 462, (-102)
6. Simon Längenfelder (D), GASGAS, 438, (-126)
7. Roan van de Moosdijk (NL), Husqvarna, 433, (-131)
8. Lucas Coenen (B), Husqvarna, 425, (-139)
9. Kevin Horgmo (NOR), Kawasaki, 361, (-203)
10. Jan Pancar (SLO), KTM, 253, (-311)
Ferner:
19. Marcel Stauffer (A), KTM, 52, (-512)
21. Mike Gwerder (CH), KTM, 45, (-519)
48. Peter König (D), KTM, 6, (-558)
53. Jan Krug (D), Husqvarna, 4, (-560)