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«KISS»: Joël Smets' WM-Rezept für Andrea Adamo

Von Nora Lantschner
MX2-Champion Andrea Adamo mit Joël Smets

MX2-Champion Andrea Adamo mit Joël Smets

Andrea Adamo (20) kürte sich in seiner ersten Saison als Red Bull-KTM-Werksfahrer auf Anhieb zum MX2-Weltmeister. Wesentlichen Anteil am steilen Aufstieg des Sizilianers hat Coach Joël Smets.

Dass Andrea Adamo bereits beim vorletzten Grand Prix der Saison 2023 als neuer MX2-Champion feststehen würde, hätten vor einem Jahr selbst aufmerksame Beobachter der Szene kaum für möglich gehalten. Schließlich hatte der junge Italiener 2022 – noch auf der GASGAS in den SM Action-Farben – erst einen GP-Podestplatz geschafft.

Seit seiner Verpflichtung für das Red Bull KTM Factory Racing Team und seinem Umzug nach Belgien im Spätherbst des Vorjahres machte der gebürtige Sizilianer unter den Fittichen von seinem neuen Teammanager Antonio «Tony» Cairoli und vor allem Trainier und Rider Coach Joël Smets jedoch beachtliche Fortschritte.

Beim WM-Auftakt in Argentinien sicherte sich Adamo seinen ersten von bisher zehn Podestplätzen der laufenden Saison. Beim Heim-GP in Arco gewann er erstmals einen Grand Prix, in Loket zum ersten Mal einen Wertungslauf. Bemerkenswert war auch sein zweiter GP-Sieg auf sandigem Untergrund beim finnischen Grand Prix in Vantaa – mit einem makellosen 1-1-Ergebnis, während sich Yamaha-Hoffnungsträger Jago Geerts mit seiner zweiten Verletzung endgültig aus dem Titelrennen verabschiedete.

Adamo hatte in einigen entscheidenden Momenten sicherlich das Glück des Tüchtigen auf seiner Seite, wie er selbst einräumte. Gleichzeitig betonte der 20-Jährige nach seinem Titelgewinn in Maggiora am Sonntag aber auch: «Ich habe in jedem einzelnen Rennen versucht, mein Maximum zu geben und nicht mehr – manchmal war es P2, manchmal P5 und manchmal P1. Ich kann akzeptieren, wenn jemand schneller ist als ich, und diese Strategie habe ich die gesamte Saison über durchgezogen – und jetzt bin ich Weltmeister.»

Mit seinem WM-Triumph versetzte Andrea Adamo vor heimischem Publikum ganz Motocross-Italien und natürlich auch das Red Bull-KTM-Werksteam in einen Freudentaumel. Groß war der Jubel auch bei Joël Smets, selbst 57-facher GP-Sieger und fünffacher Weltmeister.

Beim Treffen mit SPEEDWEEK.com erzählte Smets von seiner Arbeit mit dem neuen MX2-Champion: «Wir haben ungefähr zur Hälfte des Vorjahres angefangen zusammenzuarbeiten und uns ein bisschen kennenzulernen. Dass wir aber jetzt schon den Titel holen, ist wirklich großartig. Als wir im November mit der Vorbereitung auf die Saison begonnen haben, hätte ich, ganz ehrlich, nie daran denken können, dass das passieren würde. Natürlich versucht man, den größtmöglichen Fortschritt zu erzielen – und auf die bestmögliche Weise, also einfach Schritt für Schritt.»

«Mit Andrea mussten wir sogar ein paar Schritte zurückmachen», ging der 54-jährige Belgier noch näher ins Detail. «Als er erst einmal mit der Idee einverstanden war, dass wir zuerst einen Schritt zurück und alles richtig machen mussten, um dann nach vorne zu gehen und Fortschritte zu erzielen, hat er eingewilligt und gesagt: ‚Das klingt nach einem guten Plan.‘»

«Wir haben im Grunde von November bis Dezember einen Schritt zurück gemacht. Danach haben wir einen Schritt nach vorne gemacht, sozusagen wieder auf den Level des Vorjahres. Ende Februar haben wir dann einen Schritt nach vorne gemacht und ich glaube, während der Saison haben wir noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht. Es geht wirklich darum, realistisch zu sein und einen guten Plan zu machen. Denn wenn du beim Planen versagst, wird auch dein Plan versagen», unterstrich Smets.

Selbst mit dem besten Plan war aber nicht unbedingt mit einem Sprung vom achten WM-Rang in der Vorsaison zum Titelgewinn 2023 zu rechnen. «Ja, es ist verrückt», pflichtete Smets bei. «Es beweist aber auch einmal mehr: Wenn du einen guten Plan machst und dich an den Plan hältst – Stichwort KISS, ‚keep it short und simple‘, also halte es kurz und einfach – hilft es sehr. Die Leute tendieren oft dazu, Dinge komplizierter zu machen, als nötig wäre, und zwar nicht nur im Sport. Das ist nicht gut, weil das alles vergeudete Energie ist.»

«Du musst dich auf das konzentrieren, was zählt, und vergessen, worauf es nicht ankommt. Du musst all deine Energie in die Bereiche hineinstecken, wo du Fortschritte erzielen kannst. Das machen wir», fasste Joël Smets zusammen. «Es gibt kein Geheimnis, wir haben kein besonderes Trainings-Programm und kein besonders Bike… Wir haben nur unseren Kopf, um einen guten Plan zu machen, uns an diesen Plan zu halten und mit beiden Füßen auf dem Boden zu bleiben. Das ist alles. Wie gesagt: ‚Keep it short and simple.‘»

Ergebnisse MX2, Maggiora (17. September):

1. Jago Geerts (B), Yamaha, 2-1
2. Simon Längenfelder (D), GASGAS, 1-2
3. Andrea Adamo (I), KTM, 3-3
4. Kay de Wolf (NL), Husqvarna, 9-4
5. Thibault Benistant (F), Yamaha, 7-5
6. Kevin Horgmo (N), Kawasaki, 6-6
7. Lucas Coenen (B), Husqvarna, 5-7
8. David Braceras (E), Kawasaki, 14-8
9. Camden Mc Lellan (ZA), Honda, 13-9
10. Valerio Lata (I), KTM, 12-10
11. Rick Elzinga (NL), Yamaha, 8-14
12. Liam Everts (B), KTM, 4-DNF
13. Isak Gifting (S), GASGAS, 17-13
14. Sacha Coenen (B), KTM, 15-15
15. Jack Chambers (USA), Kawasaki, 19-12
16. Roan van de Moosdijk (NL), Husqvarna, 10-32 (DNF)
17. Oliver Oriol (E), KTM, 33-11
18. Jan Pancar (SLO), KTM, 11-30
19. Federico Tuani (I), KTM, 20-16
20. Emil Weckman (FIN), Honda, 16-DNF

MX2-WM-Stand nach Event 18 von 19:

1. Andrea Adamo (I), KTM, 779 Punkte, Weltmeister
2. Jago Geerts (B), Yamaha, 706, (-73)
3. Liam Everts (B), KTM, 702, (-77)
4. Simon Längenfelder (D), GASGAS, 702, (-77)
5. Lucas Coenen (B), Husqvarna, 558, (-221)
6. Kevin Horgmo (N), Kawasaki, 541, (-238)
7. Kay de Wolf (NL), Husqvarna, 531, (-248)
8. Roan van de Moosdijk (NL), Husqvarna, 523, (-256)
9. Thibault Benistant (F), Yamaha, 493, (-286)
10. Rick Elzinga (NL), Yamaha, 377, (-402)

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