Sensation: Suzuki steigt aus der Cross-WM aus
Jeremy Seewer
Riesenwirbel in der internationalen Motocross-Szene vor dem Cross der Nationen vom übernächsten Wochenende: Suzuki zieht sich völlig überraschend aus beiden WM-Klassen zurück.
Diese Hiobsbotschaft erreichte die Fahrer und Teammitglieder aus heiterem Himmel. Zuerst sah es so aus, als sei nur die MX2-Klasse betroffen, dieser Rückzug war bereits vor zwei Wochen durchgesickert. Aber jetzt steigt Suzuki auch aus der MXGP-Klasse aus.
Diese Entscheidung trifft nicht nur den Schweizer MX2-Vizeweltmeister und bisherigen Suzuki RM-Z250-Piloten Jeremy Seewer wie ein Blitz. Auch seine MX2-Fahrerkollegen Hunter Lawrence, Bas Vaessen und Zachary Pichon sowie deren Mechaniker sind betroffen.
Bei Suzuki wird somit auch der Job des zehnfachen Weltmeisters Stefan Everts (43) hinfällig, der seine Karriere nach der Saison 2006 beendet hat, seit zwei Jahren wieder für Suzuki tätig ist und dort eine vorbildliche und erfolgreiche Nachwuchsförderung betrieb.
Seewer sollte für das Suzuki-Werk wegen Erreichen des Alterslimits 2018 in die MXGP-Klasse aufsteigen und dort das Werksteam mit dem Litauer Arminas Jasikonis auf der Suzuki RM-Z450 bilden.
Jasikonis hat die WM in diesem Jahr bei Suzuki auf Platz 13 beendet und hat einen neuen Vertrag für 2018 erhalten. Der 32-jährige MXGP-Pilot Kevin Strijbos kündigte seinen Abschied von Suzuki ohnedies an.
Die Neuigkeit des Suzuki-MXGP-Rückzugs ist inzwischen durchgesickert, weil sich die Fahrer und Mechaniker mittlerweile bei den Konkurrenz-Teams beworben haben und auch die Mitglieder des Suzuki-MotoGP-Teams informiert sind.
Offenbar wurde die Neuigkeit des Rückzugs von den japanischen Suzuki-Bossen schon am letzten August-Wochenende beim MotoGP-Rennen in Silverstone an alle Betroffenen kommuniziert. Aber offiziell hat das Suzuki World-Team bisher keine Stellung genommen.
Ärgerlich für die Suzuki-Teammitglieder: Bei den meisten Rennställen sind die guten Plätze und Jobs für die Saison 2018 längst vergeben.
Everts hatte mit viel Geschick ein Junioren-Cross-WM-Team aufgebaut, weil er die Strategie verfolgte, keinen Topfahrer für viel Geld für die MXGP-WM zu engagieren. Der Schweizer Jeremy Seewer war das erste Eigengewächs, das er in die Königsklasse befördern sollte.
Stefan Everts bemüht sich jetzt, Seewer und Jasikonis mit Suzuki-Maerial mit einem Privatteam in die MXGP-WM 2018 zu bringen.
Suzuki ist für kurzfristige Hauruck-Entscheidungen im Motorsport bekannt. Die Japaner sind Ende 2011 für drei Jahre aus der MotoGP-WM ausgestiegen und pausieren momentan auch in der Superbike-WM. Ob sie 2018 zurückkehren, ist immer noch fraglich.
Gut möglich, dass Suzuki mehr Geld für die Entwicklung der MotoGP-Maschine GSX-RR braucht.
In den USA ist seit dem Abgang von Ken Roczen zu Honda sowieso nicht mehr klar erkennbar, wer dort das offizielle Suzuki-Werksteam bildet.