Deutschland-Grand-Prix: Trendwende im Talkessel
Der Grand Prix of Germany im Talkessel von Teutschenthal Jahrgang 2018 ist Geschichte. 30.000 begeisterte Zuschauer haben den Talkessel zum Kochen gebracht (werfen Sie bitte auch einen Blick in unsere Bildergalerien). Auch in diesem Jahr haben wir in beiden WM-Klassen eine Trendwende beobachtet, die eine Vorentscheidung markieren könnte. In den vergangenen Jahren war das Rennen in Teutschenthal stets ein Wendepunkt, wie ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt.
2015: Rookie Febvre übernimmt das Zepter
2015 kam Max Nagl mit dem 'redplate' des WM-Führenden nach Teutschenthal. Nagl brach sich im Qualifying den Fuss und musste seine Titelhoffnungen begraben. Der damalige MXGP-Rookie, Romain Febvre (Yamaha) gewann beide Läufe und wurde am Ende des Jahres Weltmeister.
2016: Rookie Gajser leitet Trendwende ein
Im nächsten Jahr, 2016, übernahm Febvre die WM-Führung und reiste mit dem 'redplate' nach Teutschenthal an. Tim Gajser entriss dem Franzosen als MXGP-Rookie aber genau hier die WM-Führung und wurde am Ende Weltmeister.
2017: Rookie Herlings betritt die MXGP-Bühne
2017 betrat dann ein anderer MXGP-Rookie die WM-Bühne: Jeffrey Herlings. Er legte genau hier im Talkessel den Schalter um, nachdem die Saison schon vor ihrem Beginn durch eine Handverletzung gelaufen war. Er überholte den in der WM führenden Antonio Cairoli auf der Strecke und läutete damit die Trendwende ein. Es war erst sein dritter MXGP-Laufsieg überhaupt, dem aber noch 9 weitere in der Saison folgen sollen. Hätte die WM zu diesem Zeitpunkt begonnen, wäre der Holländer Weltmeister geworden. Doch Cairoli hatte in der ersten Jahreshälfte genügend Punkte gesammelt und wurde am Ende zum neunten Mal Champion.
2018: Herlings setzt sich ab
2018 könnte erneut eine Trendwende markieren: Während zu Saisonbeginn alles auf ein Duell zwischen Titelverteidiger Cairoli und Herausforderer Herlings hindeutete, scheint Herlings nun endgültig davonziehen zu können. Sein einziger bislang ebenbürtiger Gegner, Weltmeister Antonio Cairoli, fand im Talkessel zu keinem Zeitpunkt ein probates Mittel gegen die Überlegenheit des holländischen Herausforderers. Herlings gewann den Großen Preis von Deutschland so spielerisch, so entspannt und so souverän, als wäre er auf einer Spazierfahrt unterwegs gewesen. Herlings definiert in der Premiumklasse des Motocross ein neues Level.
Die Souveränität, mit der Herlings im Talkessel beide Läufe gewann, erinnerte an jene Überlegenheit, die ihm in der MX2-Klasse 3 WM-Titel einbrachte. Nur, weil er sich früher mit seiner erdrückenden Überlegenheit selbst im Wege stand, sind es nicht 5 sondern 'nur' 3 Titel geworden. Aber Herlings ist gereift, obwohl er mit 23 Jahren immer noch einer der jüngeren Piloten im Feld ist. Nach 8 von 20 WM-Läufen führt er klar mit 48 Punkten an. Cairoli, der sich bisher stets auf seine Konstanz verlassen konnte, weiß, dass 5. und 6. Plätze wie im Talkessel bei weitem nicht reichen, um den holländischen Siegertypen abzufangen. Es müssen Siege her. Doch Herlings kann sich im Moment nur selbst besiegen.
Trendwende in der MX2
Auch in der MX2 zeichnet sich eine Trendwende ab: Jorge Prado geht die WM mit einem spielerisch-jugendlichen Fahrspaß an, die es dem Titelverteidiger in der laufenden Saison noch schwer machen dürfte. Zu Saisonbeginn gewann Pauls Jonass unangefochten 6 WM-Läufe. Erst in Trentino drehte der Spanier den Spieß um und seitdem wird die Lücke zur Spitze immer kleiner. Dachten wir zu Saisonbeginn noch, Jonass könnte eine Spazierfahrt zur Titelverteidigung hinlegen, muss der Lette nun um seine WM-Führung zittern. 22 Punkte trennen Prado noch von der Spitze. Sein Sieg im Talkessel war ein weiterer Meilenstein für den jungen Spanier. Er konnte zwar in Deutschland keine weiteren Punkte gutmachen, aber mental hat er weiter zugelegt. Wer hätte das zu Saisonbeginn gedacht?