Pit Beirer: «Tony Cairoli soll KTM-Manager werden»
Am vergangenen Dienstag kündigte der neunfache Motocross-Weltmeister Tony Cairoli (35) in Rom seinen Rücktritt als WM-Pilot per Saisonende an; der Red Bull KTM-Werksfahrer kämpft aber nach wie vor um seinen zehnten Titel.
KTM-Firmenchef Stefan Pierer und Motorsport-Direktor Pit Beirer haben aber nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass der Sizilianer, der dem österreichischen Hersteller seit 2010 sechs WM-Titel bescherte, auch weiter in den Diensten von KTM bleiben wird. Pierer hatte beim Spielberg-GP im August bereits im Interview mit SPEEDWEEK.com angekündigt: «Tony wird sich aussuchen, ob er 2022 noch einzelne Rennen bestreiten wird.»
Aber bisher sind keine Einzelheiten darüber durchgesickert, wie sie sich Zusammenarbeit zwischen KTM und Cairoli künftig gestalten wird.
«Wir haben an Dienstagabend in Rom festgestellt, dass Tony immer noch sehr viel Feuer in sich hat», schilderte Pit Beirer beim Misano-GP im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Er hat dann Stefan Pierer die Frage gestellt, ob er sich zum Abschluss noch etwas wünschen darf. Er hat dann gesagt, er möchte mit einer Wildcard ein US-National in der Outdoor-Saison bestreiten. Stefan Pierer hat diese Frage natürlich wie aus der Pistole geschossen sofort bejaht. Er hat gesagt: ‚Tony, aber wir machen dann mindestens zwei Rennen miteinander, wir gehen also mit dir rüber nach Amerika.‘ Der Saisonauftakt 2022 mit Tony Cairoli in Amerika ist also schon gesichert. Der Tony wollte unbedingt einmal in Amerika ein Rennen fahren, also werden wir ihm das noch ermöglichen.»
KTM hat dann noch andere Aufgaben für den MX-Superstar geplant. Beirer: «Aber das wird nicht die Zukunft für Tony sein. Unser Ziel ist definitiv, ihn in die Teamplanung und Motocross-Planung einzubeziehen. Jetzt müssen wir aber auch sehen, ob er wirklich Lust darauf hat. Sein Aufgabenbereich kann sich von der Jugendarbeit bis zum Teamchef erstrecken; wir haben auch sehr viel Arbeit daheim im Büro. Da gibt es ein breites Spektrum von Tätigkeiten, denen Tony nachgehen kann.»
Stefan Pierer überreichte Cairoli bei der Pressekonferenz in Rom eine elegante BOSS-Aktentasche als Geschenk. «Das war ein Präsent mit Symbolkraft», verriet Pit Beirer, der 250-ccm-Motocross-Vizeweltmeister von 1999. «Denn in der Tasche befand sich ein Blanko-Zwei-Jahres-Vertrag. Da steht nicht genau drin, was er arbeiten muss. Der Vertrag wird jetzt schrittweise mit Leben befüllt. Die erste Aufgabe werden die zwei Wildcard-Rennen in Amerika sein. Dann werden wir aber gemeinsam mit Tony auch unsere Motocross-Strategie für die Zukunft planen.»
Beirer weiter: «Wir werden Tony mit Sicherheit auch als Experten für alle drei Motorradmarken einsetzen, also auch für Husqvarna und GASGAS. Die ersten zwei Jahren betrachten wir als Transferzeit. Mein Ziel ist, dass Tony am Ende der zwei Jahre ein KTM-Manager ist. Am Anfang werden wir auch nutzen müssen, dass er als Fahrer jetzt noch Grands Prix gewinnen kann. Es wird also in absehbarer Zeit keinen besseren Testfahrer für Motocross-Bikes geben als Tony Cairoli.»