MX-Paddock: Honda und Kawasaki zu klinisch?
Die Motocross-WM macht am Wochenende Station im lettischen Kegums, das mit seiner anspruchsvollen Sandpiste seit Jahren schon fixer Bestandteil im MX-WM-Kalender ist. Mit dabei sind auch die Werksteams von Honda und Kawasaki, die von Gariboldi und der ICE-One-Truppe von Formel-1-Ex-Weltmeister Kimi Raikkönen aus Finnland betrieben werden.
Gerade diese beiden Teams sorgten bei den Fans jüngst für Unmut. Denn beiden Rennställe sind im Fahrerlager mittlerweile mit ausfahrbaren Glas-Palästen präsent, in denen von der Technik-Crew im klinisch sauberen Innenraum – vor Blicken gut geschützt, teils hinter breiten Stellwänden und riesigen Aufklebern – die notwendigen Arbeiten erledigt werden.
Dabei muss man wissen: Gerade die Streifzüge durch das Fahrerlager sind für viele echte MX-Fans ein Muss, sie sind hochinteressant und gehören bei jedem Besuch eines Grand Prix zum Ritual. Im Motocross-Paddock bekommt man gewöhnlich auch noch sehr viel von der Arbeitsweise mit und die edlen Bikes können aus nächster Nähe bestaunt werden.
Bei den Werksteams von Honda und Kawasaki ist damit nun Schluss. MXGP-WM-Leader Tim Gajser verzieht sich nach jeder Session sofort hinter den Glas-Container, seine Crew wuchtet das Motorrad blitzschnell über eine steile Rampe hinauf in den ausgefahrenen Glas-Auflieger.
Während Honda erst 2022 mit dem verglasten Truck im Fahrerlager aufgetaucht ist, sorgte Ice-One schon in der Saison 2020 – damals waren die Finnen um die Teamchefs Kimi Räikkönen und Antti Pyrhonen noch in Diensten von Husqvarna – für Staunen im Fahrerlager.
Bei Honda war zuletzt durchgesickert, das der neue Glasbau von den japanischen HRC-Bossen gefordert wurde – wohl um übermäßig viele neugierige Blicke der MXGP-Konkurrenz zu vermeiden.
Dabei ist jeder GP-Fahrer von den Bikes her doppelt bestückt und die edlen Ersatzbikes sind bei jeder Session in der Boxengasse teils unbeaufsichtigt abgestellt. Dasselbe gilt auch für den Vorstart des Rennens, dort ist man definitiv nicht mehr vor Blicken sicher.
Fakt ist, dass vor allem die Fans die Leidtragenden dieser Entwicklung sind. Die Teams machen dagegen die Vorteile der modernen Struktur geltend: Sie sparen einen halben Arbeitstag ein, in knapp zwei Stunden ist ihr kompletter Auftritt im Fahrerlager einsatzbereit. Im Vergleich dazu waren für den Aufbau des großen Vorzelts rund sieben Stunden nötig. Zudem finden die Mechaniker im beheizten bzw. klimatisierten Innenraum stets ideale Arbeitsbedingungen vor. Wetterkapriolen, wie etwa zum Beginn der Saison in Matterley Basisn gesehen, haben dem «Aquarium», wie es im Paddock mit einem Augenzwinkern bezeichnet wird, nichts an.
Die Kehrseite des Glas-Verliesses für die Crews: Bei rasch nötigen Arbeiten wie etwa der Abnahme der Sitzbank vor dem Weg zum Waschplatz, für die das Bike nicht extra in den Glasbau gehievt wird, wird hinter dem Palast fast stümperhaft – weil ohne Struktur – an den Plastikteilen und Schräubchen herum hantiert. Dafür verlegen die Teams aber einen Plastikboden zwischen ihren Trucks.
MXGP WM-Stand nach WM-Runde 5:
1. Tim Gajser (SLO), Honda, 236
2. Jorge Prado (E), GASGAS, 203, (-33)
3. Maxime Renaux (F), Yamaha, 184, (-52)
4. Jeremy Seewer (CH), Yamaha, 160, (-76)
5. Glenn Coldenhoff (NL), Yamaha, 141, (-95)
6. Brian Bogers (NL), Husqvarna, 126, (-110)
7. Jeremy van Horebeek (B), Beta, 126, (-110)
8. Ruben Fernandez (E), Honda, 125, (-111)
9. Alberto Forato (I), GASGAS, 94, (-142)
10. Jed Beaton (AUS), Kawasaki, 82, (-154)
11. Ben Watson (GB), Kawasaki, 82, (-154)
12. Mitchell Evans (AUS), Honda, 80, (-156)
13. Pauls Jonass (LT), Husqvarna, 76, (-160)
14. Clavin Vlaanderen (NL), Yamaha, 75, (-161)
15. Jordi Tixier (F), KTM, 75, (-161)
16. Thomas Kjer Olsen (DK), KTM, 73, (-163)
17. Henry Jacobi (D), Honda, 59, (-177)
18. Brent van Doninck (B), Yamaha, 47, (-189)
19. Tom Koch (D), KTM, 41, (-195)
20. Alvin Östlund (S), Yamaha, 30, (-206)