KymiRing droht Insolvenz: Finnland-GP vor der Absage
Mit dem KymiRing wurden Millionen an Baukosten versenkt
Am 19. Mai veröffentlichten FIM und Infront Moto Racing die bisher letzte Änderung des Terminkalenders für die Motocross-WM 2022, weil der für den 3. Juli geplante Jakarta-GP in Indonesien abgesagt werden musste. Der korrekte Ablauf der Veranstaltung hätte für dieses Jahr nicht sichergestellt werden können, hieß es in der Erklärung.
Schon damals hielt sich im MXGP-Fahrerlager trotz Dementi des Promoters das hartnäckige Gerücht, der am 14. August angesetzte Finnland-GP werde ebenfalls abgesagt. Schließlich strich die MotoGP-WM den KymiRing aufgrund schleppend vorangehender Arbeiten und der unsicheren geopolitische Lage in der Region bereits am 25. Mai aus dem Kalender.
Außerdem bereitet den Motocross-WM-Teams die Logistik Kopfzerbrechen. Denn bereits am 21. August ist der «MXGP of Charente Maritime» in Saint-Jean d'Angély vorgesehen. Das ist zeitlich knapp bemessen, wenn die Trucks die mehr als 3200 km vom Norden Finnlands bis in den Westen Frankreichs in wenigen Tagen zurücklegen müssen.
Nicht zu vergessen: Die LKW-Fahrer sind an gesetzliche Ruhezeiten gebunden – und der Ab- und Aufbau des Vorzelts und der Teamstruktur nimmt ebenfalls je einen halben Arbeitstag in Anspruch.
Dazu kommt: Bisher ist auf dem KymiRing von einem Motocross-WM-Kurs nichts zu sehen. Und der Aufbau einer WM-würdigen Strecke kostet ca. 200.000 Euro. Aber bei der aktuellen Finanzlage der Rennstreckenbesitzer würde jeder Rennstrecken-Architekt nur gegen Vorauskasse arbeiten.
Immer wieder war in Zusammenhang mit dem KymiRing von Geldknappheit die Rede, Baustopps verzögerten das Projekt. Bis 20. September sollten jetzt alle Baumaßnahmen fertiggestellt sein. Aber das wird nicht mehr passieren, denn die Besitzer sind in die Insolvenz geschlittert.
Es zeichnet sich ab, dass auf der 4,6 km langen Rennstrecke, die in der Nähe von Iitti gebaut wurde, rund 110 km nordöstlich von Helsinki, voraussichtlich nie ein Weltmeisterschaftslauf stattfinden wird. Auch der Motocross-GP im kommenden August wird der Pleite zum Opfer fallen. Immerhin hat im August 2019 auf der Baustelle damals ein MotoGP-Test mit allen Testfahren von Honda, Yamaha, Suzuki, Ducati, KTM und Aprilia stattgefunden.
Die traurige Geschichte der skandinavischen Rennstrecke hat jetzt eine Wendung genommen, die niemanden mehr wirklich überrascht, denn es gab nicht nur umstrittene Förderungen durch örtliche Behörden und ihnen nahestehende Firmen, die unter obskuren Bedingungen zustande gekommen sind.
Die Tageszeitung «Iltalehti» berichtet jetzt auf ihre Website, die Bauunternehmen Maanrakennus Pekka Rautiainen ky und Macra oy hätten am gestrigen Dienstag beim Bezirksgericht Päijät-Häme einen Konkursantrag gegen den KymiRing gestellt.
Laut Antrag haben die Gläubiger Forderungen gegen KymiRing in der Höhe von rund 370.000 Euro und 264.000 Euro gestellt. Die beide Gläubiger haben ihre Forderungen durch Zahlungsbescheide vom 13. Juni fällig gestellt, aber die KymiRing-Besitzer sahen sich außerstande, die Schulden zu bezahlen.
Riku Rönnholm, CEO der KymiRing-Anlage, teilte am heutigen Mittwoch mit, dass er den Insolvenzantrag noch nicht erhalten habe. Dementsprechend wollte Rönnholm keine weiteren Statements abgeben. Inzwischen wurde die Pleite der Rennstrecke auch schon im finnischen Rundfunk gemeldet.
Beim KymiRing-Projekt wurden also rund 30 Millionen Euro an Baukosten versenkt, die Betreiber haben aus staatlichen Kassen Zuschüsse in Höhe von 6,5 Millionen Euro erhalten und buchstäblich in den Sand gesetzt.
Für die Promotion des abgesagten MotoGP-Events haben die KymiRing-Manager auch ca. 500.000 Euro von der Firma Lahti Events Oy erhalten, die zu 100 Prozent der Stadt Lahti gehört und durch diesen Deal tief in die roten Zahlen gerutscht ist.