Michael Sandner: Wirbelbrüche, aber keine Operation?
Michael Sandner
Der 24-jährige Österreicher Michael Sandner aus dem ungarischen HTS-KTM-Team hat sich bei seinem MXGP-Debüt in Arco am Sonntag in den «Waves» in der dritten Runde schwer verletzt. Er befindet sich noch auf der Intensivstation des Krankenhauses in Trento und soll jetzt so rasch wie möglich nach Innsbruck verlegt werden. Heinz Kinigadner, 250-ccm-Motocross-Weltmeister 1984 und 1985 auf KTM und Botschafter der Rückenmarks-Stiftung «Wings for Life», steht mit den behandelnden Ärzten und den Eltern des Oberösterreichers in Verbindung.
«Ich war in Arco beim Rennen, aber ich habe erst durch meinen Sohn Hannes am Montag in der Früh von diesem schweren Unfall erfahren», schilderte der Tiroler im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Wenig später hat uns Papa Sandner angerufen; seither stehe ich in Verbindung mit den Ärzten. Wir schauen, dass so rasch wie möglich ein Krankentransport nach Innsbruck organisiert wird. Dort wird Sandner dann von Professor Tomé behandelt, dem Chef der Neurochirurgie in Innsbruck. Er ist bei der Stiftung ‚Wings for Life‘ dabei, wir haben dadurch ein sehr gutes Verhältnis zu ihm.»
Offenbar hat Michael Sandner in den «Waves» durch einen heftigen Schlag bereits eine Schulterluxation erlitten, als sein Hinterrad ausbrach. Bei der folgenden Welle passierte dann der folgenschwere Crash, bei dem zahlreiche schwere Verletzungen entstanden.
Die Ärzte diagnostizierten Frakturen der Rückenwirbel C1 und C2, dabei handelt es sich vom Kopf weg um die ersten zwei Wirbel am oberen Ende der Wirbelsäule. Dazu ist der Brustwirbel TH4 gebrochen, dazu kommen Serienrippenbrüche, ein Schambeinbruch, eine Verletzung am Becken, Verletzungen an beiden Schultern, dazu kollabierten kurzfristig die beiden Lungenflügel.
«Aber die Verletzungen scheinen nicht lebensgefährlich zu sein», fasste Heinz Kinigadner zusammen. «Da es mit den Ärzten in Trento keine gute Kommunikationsgrundlage gibt, pochen die Eltern Sandner auf eine rasche Überstellung nach Innsbruck.»
Michael Sandner klagt über keine neurologischen Ausfälle, also keine Lähmungserscheinungen an Händen und Beinen.
«Dr. Tomé hat mir erklärt, bei einem Bruch des C1-Wirbels bist du entweder tot – oder die Auswirkungen sind nicht so dramatisch», berichtete Kinigadner. «In der Regel wird so eine Fraktur auch nicht operiert. Die Italiener haben jedoch gestern von einer Operation geredet. Dr. Tomé sagt, in den meisten Fällen wird so ein Bruch von außen eine sehr, sehr lange Zeit mit einer Halskrause fixiert. Denn der Wirbel C1 ist eine kritische Höhe… Michael Sandner wird also lange brauchen, bis er wieder normal auf den Beinen steht. Aber man muss ganz laut ‚danke‘ sagen, dass er noch lebt und voraussichtlich keine bleibenden Schäden davontragen wird. In dieser Hinsicht schaut es positiv aus. Aber über eine Rückkehr in der heurigen Saison denkt im Moment natürlich keiner nach.»
Michael Sandner stammt aus Peterskirchen in Oberösterreich und kam über die ADAC MX Masters sowie Top-Ergebnisse in der EMX250 und die MX2-ÖM in die Motocross-WM der Königsklasse MXGP.
Der Oberösterreicher dominierte EMX Open Serie zu Beginn der Saison 2022 und es sah lange so aus, als könnte er den Titel gewinnen. Nach einigen missglückten Rennen beendete er die Meisterschaft auf Platz 3, was dennoch ein Highlight in seiner Karriere darstellte.
Mit Hilfe eines Bekannten vom KTM Shop Wimmer wurde nach der Saison 2022 ein Kontakt zum ungarischen HTS KTM Team hergestellt, das auf mehr als zehn Jahre Erfahrung zurückblickt und mit Aaron Katona einen hoffnungsvollen 85-ccm-Piloten im Aufgebot hat. Michael Sandner und Teamchef Lajos Horváth wurden sich schnell einig und unterzeichneten einen Ein-Jahres Vertrag für die Saison 2023.