Jeffrey Herlings (KTM): «Dafür bin ich zu alt»
Jeffrey Herlings feierte in Spanien seinen 102. GP-Sieg
«Ich habe immer davon geträumt, der erfolgreichste Motocross-Fahrer der Geschichte zu sein», erzählte der fünffache Weltmeister Jeffery Herlings im Interview mit SPEEDWEEK.com. «Aufgrund meiner Verletzungen werde ich nie die zehn WM-Titel von Stefan Everts erreichen. Die meisten Lauf- und GP-Siege zu haben, ist nach den Titelgewinnen aber die zweit- und drittgrößte Sache, die man in der Motocross-WM schaffen kann.»
Seit knapp zwei Wochen ist der 28-jährige Niederländer mit 102 GP-Erfolgen alleiniger Rekordhalter, bei den Wertungsläufen liegt er schon deutlich länger vorne. Mit seinem perfekten 1-1-Ergebnis in Arroyomolinos schraubte er die Anzahl seiner WM-Laufsiege zuletzt auf 192 nach oben. Everts schaffte im Vergleich dazu 172.
Jeffrey, theoretisch hättest du mit 28 Jahren auch noch Zeit, die zehn Titel ins Visier zu nehmen. Du willst also nicht so lange weitermachen wie beispielsweise dein heutiger Teammanager Tony Cairoli?
Nein, nein. Er ist sehr lange gefahren, Tony war ja 36 bei seinem Rücktritt. Ich werde dieses Jahr 29 Jahre alt und mein Plan ist, noch ungefähr drei oder vier Jahre weiterzumachen. Aber es hängt wirklich davon ab, wie es mit den Verletzungen geht und wie ich mich fühle. Vielleicht möchte ich meine Karriere zu dem Zeitpunkt dann verlängern, wer weiß. Wenn du mich das aber heute fragst, sage ich noch drei, vier Jahre, dann machen wir Feierabend.
In den vergangenen Jahren wurde immer wieder über einen Wechsel in die US-Serie spekuliert, ist das noch eine Option für dich?
Dafür bin ich zu alt. Ich habe darüber nachgedacht, aber in den USA ist Supercross die große Sache, die Outdoors sind ein bisschen ein Plan B, diesen Eindruck bekommt man zumindest. Das Hauptziel ist dort, einen Supercross-Titel zu gewinnen – und dafür bin ich einfach zu alt, dazu bin ich nicht mehr in der Lage.
Ich habe noch einen Vertrag mit KTM bis zum 31. Dezember 2025. Mein Ziel ist natürlich, meine Karriere mit KTM zu beenden. Es hängt davon ab, wie sich die Situation in zwei Jahren gestalten wird, das ist noch sehr weit weg. Vielleicht können wir mit KTM ein weiteres Jahr in den USA anhängen – oder ich höre auf oder bleibe in Europa… Ich weiß es nicht, aber eine kleine Chance auf die Nationals könnte noch bestehen, das schon.
So wie Cairoli, der nach seinem Rückzug aus der WM im Vorjahr noch einen Gastauftritt in den USA gab. Wie ist es eigentlich, jetzt mit deinem ehemaligen Rivalen als Red Bull-KTM-Teammanager zusammenzuarbeiten?
Es ist tatsächlich schräg, mit jemanden zu arbeiten, den du in der Vergangenheit im Grunde gehasst hast, weil er dich geschlagen hat. Wir haben ja gegeneinander um Siege und Weltmeisterschaften gekämpft – an ihn habe ich auch einen Titel verloren, weil er einfach besser war. Und er hat im Jahr darauf den Titel an mich verloren.
Also ja, es ist merkwürdig, aber wir haben beide viel Erfahrung und es ist gut, dass ich jetzt seine Hilfe auf meiner Seite habe, um zu versuchen, neue Ziele zu erreichen. Sein Ziel ist jetzt, als Teammanager die WM zu gewinnen. Es wäre schön für ihn, das schon im ersten Jahr zu schaffen. Und es ist auch mein Ziel, dieses Jahr die Weltmeisterschaft zu gewinnen.