KTM-Superstar Tony Cairoli wechselt zu Ducati
Tony Cairoli beim MXoN 2024 mit Gattin Jill und Sohn Ben (4)
Wie SPEEDWEEK.com-User wissen, überlegt Ducati den Einstieg in das Offroad-Geschäft. Die Italiener aus Borgo Panigale sollen hier schon intern recht weit fortgeschritten sein. Nun geht es wohl schon um Test- und Managementarbeit für das Projekt. Und dafür wurde auch der neunfache Champion Antonio «Tony» Cairoli (38) ins Visier genommen.
Dies hat Cairoli gegenüber einem italienischen Rennsport-Portal bestätigt. Namhafte italienische Quellen mutmaßen schon über einen Deal über zwei Jahre.
Der MX-Held aus Sizilien erklärte dazu: «Ja, es ist wahr – Ducati hat mich kontaktiert. Aber es ist auch wahr, dass meine Geschichte mit KTM lange ist und es würde mir auch gefallen, diese fortzusetzen. Derzeit sind es mit Ducati nur Gespräche.»
Doch heute wurde offiziell: Die Zusammenarbeit zwischen KTM und Cairoli geht zu Ende.
Natürlich hat Ducati bei allen Fahrern und Teams der Pierer Mobility AG mit den Marken KTM, Husqvarna und GASGAS angeklopft – auch bei Honda, Kawasaki und Yamaha.
SPEEDWEEK.com hat darüber bereits am 13. Juni 2023 berichtet. Denn die Italiener wollen selbstverständlich nach den zahlreichen Erfolgen in der MotoGP-, SBK- und SSP-WM auch einen professionellen MXGP-Einstieg gewährleisten.
«Sie haben bei Roger De Coster angefragt, bei De Carli und so weiter», berichteten Pit Beirer und Heinz Kinigadner schon im Juni. Doch Ducati Corse bekam von allen Pierer-Teams einen Korb.
Cairoli übernimmt jetzt eine Rolle als Offroad-Chef und Testfahrer für Ducati.
Weitere Details: Das Team von Corrado und Marco Maddii wird den Aufbau der Ducati-Motocross-Struktur stemmen. Als Vollzeit-Testfahrer fungiert Cairolis Kumpel Alessandro Lupino. Der Franzose Antoine Meo testet bereits. Er war mit der Wüsten-Enduro «DesertX Rally» mit 900 ccm auch am Erzberg-Spektakel.
Corrado und Marco Maddii haben 2023 in der MX2-WM sowie in den Europameisterschaften EMX125 und EMX250 das Fantic-MX-Werksteam betrieben, sie waren jedoch mit der Weiterentwicklung bei Fantic nicht zufrieden.
Die MX-Pläne von Ducati
So sehen die MX-Pläne von Ducati aus: Das 450-ccm-Motorrad ist einsatzbereit, es wird 2024 in der Italienischen Meisterschaft eingesetzt, um die Entwicklung unter Wettkampfbedingungen voranzutreiben. Wenn die Resultate den Vorstellungen entsprechen, wird Ducati 2024 ein paar Wildcard-Einsätze in der MXGP-WM absolvieren.
Danach ist bei Ducati für 2025 mit der 450er die Teilnahme an der MXGP-WM vorgesehen. Bis dahin wird auch die Entwicklung der 250er vorangetrieben; denn in die MX2-WM wird Ducati aber erst 2026 einsteigen. Im selben Jahr wird Ducati auch erstmals die US-Supercross-Championship bestreiten. 2027 kommt in den USA die 250-ccm-Klasse dazu, für dieses Modell müssen ebenfalls 400 Exemplare gebaut werden, damit die Homologation durchgeführt werden kann.
Ducati hat den Italiener Martino Bianchi als Berater engagiert, der bei Husqvarna Offroad-Erfahrung gesammelt und bei Honda bis 2018 die Dakar-Aktivitäten geleitet hat. Zu dieser Zeit kümmerte sich Bianchi auch um den heutigen Red Bull-KTM-Werksfahrer Andrea Adamo, 2017 Europameister in der inzwischen abgeschafften 150-ccm-Honda-Einheitsklasse.
Interessant ist auch: Corrado Maddiis künftiger Schwiegersohn Andrea Adamo (20) hat sich 2023 sensationell den WM-Titel in der MX2-Klasse für das Team Red Bull-KTM geholt und wurde dabei von Cairoli als Teammanager betreut.
Zurück zu Ducati: Falls die 450er in der nationalen MX-Meisterschaft 2024 konkurrenzfähig ist, sind sogar einzelne WM-Starts in der Saison 2024 geplant.
Fakt ist aber auch: Lupino hat sich zuletzt vorerst offiziell von der Motocross-WM-Bühne verabschiedet.
Konkurrent Triumph hat jedenfalls schon vorgezeigt, wie es gehen könnte. Die Briten haben sich den Belgier Clement Desalle, einst härtester Cairoli-Gegner, als Testfahrer geschnappt. Kommendes Jahr tritt Triumph erstmals in der MX2-Klasse offiziell mit einem Werksteam an. Die Fahrer dürften Camden McLellan und Mikkel Haarup sein.
Klar ist auch: Motocross ist spektakulär und populär – das hat zuletzt das Nationencross (MXoN) in Ernee gezeigt, wo an drei Tagen unfassbare 102.000 Fans auf das Gelände pilgerten.
Motocross kann im Gegensatz zur MotoGP mit genug eingekauften Knowhow nachgeahmt werden – und zwar zu vergleichbar erschwinglichen Kosten.
Besonders die junge Generation hat dank Helden wie Cairoli, Herlings, Prado oder Gajser wieder viel Spaß und Interesse am Motocross gefunden.