Neue Ducati: 5 Antworten auf häufig gestellte Fragen
In Madonna di Campiglio präsentierte Ducati am Montag im Rahmen des exklusiven Events «Campioni in Pista» neben den Werksteams aus der MotoGP- und Superbike-WM erstmals die mit Spannung erwartete neue Desmo450 MX.
Eine günstige Gelegenheit, um bei den Fahrern nachzufragen: Wie fühlt sich das erste Motocross-Bike aus Borgo Panigale mit dem Einzylinder-Desmo-Motor denn an?
«Ich war beim ersten Test beeindruckt, weil ich nicht erwartet hätte, dass das Motorrad so gut sein würde», erzählte Alessandro Lupino. «Bei einem Prototyp-Bike erwartet man sich immer viel und gleichzeitig nichts. Dieses Motorrad fühlt sich aber nicht wie ein Prototyp an, es ist schon ein echtes Motorrad und macht Spaß. Motor und Rahmen sind beeindruckend. Mit dem Rahmen lässt es sich einfach fahren, man fühlt sich wohl damit. Der Motor ist gut und beim Fahren hat man das Gefühl, dass man noch viel schneller fahren könnte – es ist so, als hätte der Motor kein Limit. Es macht einfach sehr viel Spaß, man hat nie einen schlechten Moment, weil man immer alles unter Kontrolle hat.»
«Das Bike ist einzigartig, weil wir im Moment nur ein paar wenige Exemplare haben, eines oder zwei», ergänzte Antonio «Tony» Cairoli lachend. «Nein, es ist wirklich einzigartig. Die Technologien, die beim Bau dieses Motorrad eingesetzt werden, vor allem auch für den Rahmen, hat man so noch nie gesehen. Der Desmo-Motor ist für unsere Offroad-Welt auch komplett neu. Der Charakter des Motorrads ist etwas Neues und nicht mit anderen Herstellern vergleichbar.»
Das lange Warten auf die ersten offiziellen Bilder führte vor allem auf den sozialen Netzwerken zu Spekulationen, sobald auch nur ein erster Schnappschuss der vermeintlichen Ducati aufgetaucht war. Stimmt es, dass die Ducati-Piloten im Training mitunter auf einer Honda sitzen?
«Wir haben Kommentare gesehen, dass unsere Fahrer eine Honda mit einem Ducati-Motor oder Ähnlichem fahren würden. Die Sache ist aber sehr klar», stellte Paolo Ciabatti in seiner neuen Rolle als General Manager von Ducati Corse Off-Road klar. «Uns steht im Moment nur eine sehr limitierte Anzahl an Prototypen-Bikes zur Verfügung. Tony und Alessandro können die Ducati nur im Rahmen von offiziellen Tests fahren, die wir mehr und mehr organisieren. Motocross-Fahrer trainieren aber fast täglich, deshalb trainieren sie auf anderen Motorrädern der Konkurrenz. Das ist kein Geheimnis, wir gehen offen damit um und geben unseren Testfahrern auch die Möglichkeit zum Benchmarking, um unseren Ingenieuren zu sagen, was an den Motorrädern der Konkurrenz eventuell gut ist. Wir wollten aber klarstellen, dass es keine Honda mit einem Ducati-Motor ist. Es ist einfach eine Honda, eine Yamaha, eine Kawasaki oder was auch immer, wenn sie alleine trainieren.»
«Es ist wie in einem Traum», warf Lupino mit einem Grinsen ein. «Wir wachen am Morgen auf, fahren ins Werk und können auswählen, welches Motorrad wir heute fahren wollen, weil wir uns eben in dieser Phase des Projekts befinden.»
Aufmerksamen Beobachtern fiel am Montag bei der Enthüllung auf: Die Bikes von Cairoli und Lupino sind nicht identisch. Was hat es mit den Nummerntafeln auf sich?
«Die Motorräder sind ähnlich, aber nicht identisch», bestätigte Ciabatti. «Alessandros Bike hat keine Startnummern an der Seite, Tonys dagegen schon. Die Verantwortlichen der Italienischen Meisterschaft erlauben uns, die seitlichen Nummerntafeln zu nutzen, um dort Sponsoren zu präsentieren. Im internationalen Rennsport wird noch verlangt, die Nummer auch an der Seite anzubringen. Wir haben über die Herstellervereinigung die anderen Werke gefragt, ob das etwas sein könnte, das man künftig auch für die MXGP in Betracht ziehen sollte.»
«Natürlich gibt es einerseits von Seiten der Streckenposten das Bedürfnis, dass sie den Fahrer identifizieren können müssen. Ich glaube aber, mit der Startnummer auf dem Rücken und auf der vorderen Nummerntafel und dem Transponder sollte das ziemlich einfach funktionieren. Denn auf der anderen Seite muss dieser Sport mehr und mehr Sponsoren anziehen und der limitierte Platz am Motorrad macht es schwierig. Ich glaube, wir haben in der Italienischen Meisterschaft dank der FMI das Eis gebrochen. Alessandros Bike ist also in der Konfiguration für die Italienische Meisterschaft, Tonys dagegen mehr für die internationalen Meisterschaften.»
Die Ducati wird also in Lupinos Händen in der italienischen MX-Prestige-Meisterschaft am 16. und 17. März 2024 in Mantua ihr Renndebüt feiern. Viele Fans fragen sich aber schon lange: Besteht die Chance, dass auch der neue Markenbotschafter und Edeltester Cairoli auf der Ducati in naher Zukunft doch noch einmal einen Grand Prix bestreiten wird?
«Den Plan gibt es nicht wirklich», winkte Cairoli ab. «Ich fahre ja schon seit zwei Jahren kein Rennen mehr auf dem höchsten Level. Wenn es noch kommen wird, wird es kommen, im Moment bin ich aber nicht wirklich daran interessiert Rennen zu fahren. Mein Ziel ist, das Motorrad so gut wie möglich zu entwickeln. Wir werden sehen, wie es dann sein wird. Ich kann aber verraten, dass es sehr viel Spaß macht, das Bike zu fahren – man weiß also nie», ließ sich der neunfache Weltmeister, der seine GP-Karriere Ende 2021 beendete, doch noch ein Hintertürchen offen.
Unabhängig von Cairoli sieht der Zeitplan des neuen Offroad-Projekts Folgendes vor: 2025 will Ducati in der MXGP-WM starten. Voraussichtich wird das erste Motocross-Bike aus Borgo Panigale dann in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 in Produktion gehen. Dadurch soll der Desmo450 MX für 2026 der Einstieg in die US-Supercross-Serie ermöglicht werden. Wie aber sieht es mit der MX2-Klasse bzw. einem 250er-Viertakt-Bike aus?
«Es wird eine 250-ccm-Maschine geben», verriet Ciabatti nach kurzem Zögern. «Das Projekt beinhaltet 250 und 450, die 250er wird ein Jahr später kommen. Möglicherweise werden wir uns dann mit dieser Motorenbasis in anderen Offroad-Bereichen bewegen. Ich glaube, es ist besser, es jetzt zu sagen: Wir machen es jetzt mit der 450er und die 250er kommt nächstes Jahr. Der Plan ist, die 250er im nächsten Jahr wieder mit Alessandro in der Italienischen Meisterschaft zu entwickeln.»