Über Mike Hailwood
«Mike the Bike» hat in den 1960er Jahren auf zwei Rädern so gut wie alles gewonnen, was ein Rennfahrer gewinnen kann. Legendär seine Auftritte für MV Agusta. Die gefährliche TT, die Tourist Trophy auf der Insel Man, sicherte er sich vierzehn Mal. Den ersten WM-Titel hatte er 1961 noch für Honda erobert (250 ccm), dann folgten Halbliter-Titel 1962 bis 1965 für MV Agusta, 1966/1967 wurde er Champion der 250ccm- und 350ccm-Klassen, nun wieder mit Honda. Er gewann 76 Grands Prix.
Im August 1963 schaffte er einen Rekord für die Ewigkeit: Er gewann auf dem Sachsenring am gleichen GP-Wochenende drei WM-Läufe – am Samstag in der 350er Klasse mit MV Agusta, am Sonntag auf der Halblitermaschine der Italiener, anschließend auf einer 250-ccm-MZ.
Nach neun Weltmeistertiteln entschloss sich Mike Hailwood, das Rennmotorrad zur Seite zu stellen und sich ganz dem Formel-Sport zuzuwenden.
Schon Anfang der 60er Jahre hatte er an Formel-1-Rennen teilgenommen, 1964 wurde er in Monaco Sechster. Aber so richtig ernst wurde es im Rennwagen erst Anfang der 70er Jahre. 1972 holte er sich auf einem von John Surtees konstruierten Auto den Europameistertitel in der damals bärenstark besetzten Formel 2. Hailwood und Surtees waren Brüder im Geiste – John Surtees ist bis heute der einzige Weltmeister auf zwei und vier Rädern.
Hailwood galt als löwenmutig, aber nicht als unbedacht. Heldenhaft seine Aktion beim Grossen Preis von Südafrika 1973 in Kyalami. Der Tessiner Clay Regazzoni war nach einer Kollision mit Hailwood bewusstlos in seinem BRM zusammengesunken. Streckenposten in T-Shirt und kurzen Hosen schauten hilflos zu. Unter Lebensgefahr tauchte Mike in die Flammen, konnte das Gurtschloss von Regazzoni öffnen und den Schweizer in Sicherheit zerren. Für diese Tat erhielt er später von der britischen Königin eine Tapferkeitsmedaille.
1974 setzte McLaren für ihn einen dritten Werksrenner ein, neben Emerson Fittipaldi und Denny Hulme. Die Saison begann nach Mass: Vierter in Argentinien, Fünfter in Brasilien, Dritter in Südafrika. Aber beim Grossen Preis von Deutschland brach die Aufhängung, schwere Beinbrüche beendeten seine Formel-1-Karriere. Hailwood wanderte nach Neuseeland aus, aber das erwies sich als Unruhestand.
1978 wurde von langer Hand ein Comeback eingefädelt – ausgerechnet bei der Tourist Trophy auf der Isle of Man. Auf einer Ducati 900 NCR nahm Hailwood am Rennen der TT-Formula-One teil. Und was nicht einmal seine Fans für möglich gehalten hatten: Der 76-fache Grand-Prix-Sieger liess der Konkurrenz keine Chance.
Im darauffolgenden Jahr kehrte er ein letztes Mal als Aktiver auf die kleine Insel zwischen Irland und Grossbritannien zurück. Nach einem fünften Platz bei der TT-Formula-One und Rang 2 hinter Alex George bei der Classic-TT holte er sich auf einer Suzuki RG500 unter dem Jubel der Zuschauer bei der Senior-TT seinen 14. TT-Sieg.
Als Rennfahrer schien der neunfache Weltmeister Hailwood alles zu haben: Hingabe, Talent, Intelligenz, Taktik, technisches Verständnis, grenzenlosen Enthusiasmus und einen unbezwingbaren Geist. Als Mann kam sein gutes Aussehen hinzu, von einem markanten Kinn bestimmt. Frauenherzen flogen ihm nur so zu. Mit seinem natürlichen Charme gewann er viele Freunde und Bewunderer aus allen sozialen Schichten. Mike war bescheiden und fröhlich, egal ob unter Widrigkeiten oder im Erfolg.
Welche Ironie, dass dieser Held der Helden als unschuldiges Opfer eines Autounfalls sein Leben verlor. Am Samstag, 21. März 1981, wollte Mike mit seinen Kindern Fish und Chips holen. Auf dem Rückweg nach Hause fuhren sie auf der A435 durch Portway, unweit ihres Hauses in Tanworth-in-Arden, als ein Lastwagen unerlaubt wendete. Nicht einmal die blitzschnelle Reaktion von Hailwood konnte die Kollision zwischen seinem Rover SD1 und dem Lkw verhindern. Die neunjährige Michelle war auf der Stelle tot. Mike erlag am 23. März seinen schweren inneren Verletzungen. David überlebte leicht verletzt.