Peter Petit: Grosser Pirelli-Reifenchef unvergessen
Oben: Ein Leben für Pirelli: Peter Petit 1964 und 2001. Unten: Hohe Ehrung für Verdienste im Rallye-Sport: Peter Petit, Sportpräsidenten Huschke von Hanstein (AvD, links) und Jochen Springer (ADAC, rechts) 1978
Peter Petit gehörte zur deutschen Rallye-Landschaft wie das Roadbook zum Co-Piloten. Aus dem Nichts baute der liebenswürdige Franzose den Pirelli-Renndienst auf und profilierte sich schon bald als unentbehrlicher Experte. Er starb zwei Monate nach seinem 95. Geburtstag 2019 und wäre am 13. Juni 100 Jahre alt geworden.
Mit vielen Top-Piloten speziell der 70er- und 80er-Jahre, vor allem aber mit Walter Röhrl, verband Petit ein besonders herzliches Verhältnis. Dabei kam der Sportchef des hessischen Reifenunternehmens eher unfreiwillig zu seinem Job im Odenwald-Städtchen Höchst.
Die deutsche Wehrmacht verschleppte den gebürtigen Franzosen 1943 als Zwangsarbeiter in die Reifenfabrik Veith. Dort begeisterte Petit seinen Arbeitgeber im Laufe der Jahre für den Motorsport und begann wie mit dem Aufbau einer hauseigenen Sportabteilung. Pirelli wurde 1964 Mehrheitsaktionär von Veith, die Firma trat zunächst unter dem Namen Veith-Pirelli auf, später als Pirelli Deutschland.
Nun spurtete Petit samt Service-Crew und Reifen-LKW mit Elan und Begeisterung von einer Rallye zur anderen, aber auch zu Berg- und Rundstreckenrennen.
Dabei kam er locker auf 40 bis 50 Veranstaltungen pro Saison. Mit seinen Vertragsteams feierte er jede Menge Titelgewinne, darunter mehrmals die Rallye-WM, -EM und –DM. Zwischendurch halfen Petit als Berater und Pirelli als Sponsor mit, das Krähberg-Rennen im hessischen Odenwald als Nachkriegs-Neuauflage wiederzubeleben. Jahrzehntelang kämpften die Berg-Spezialisten dort um Meisterschafts-Punkte.
Seine schönste Zeit hat Petit nach eigener Aussage mit Walter Röhrl und Christian Geistdörfer in der Rallye-WM erlebt. Die beiden Rallye-Stars hatten mit Petit bis ins hohe Alter ihres einstigen Reifenflüsterers Kontakt. Auch andere ehemalige Top-Piloten aus dem Rallyesport schwärmen noch heute von der Kompetenz, Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft des hessischen Franzosen.
Seine amüsante Sprachmixtur aus Odenwälder Mundart und französischer Betonung, der oft ganze Wortsilben zum Opfer fielen («mein schön Beruf»), machten ihn nur noch sympathischer. Seit 1983 lebte er in Höchst in seinem Häuschen («gleich neb dem Pirelli») im Ruhestand.
Zu seinen runden und halbrunden Geburtstagen empfing er jeweils eine Vielzahl von alten Rallye-Freunden als Gratulanten, darunter auch die WM-Paarung Röhrl/Geistdörfer und den einen oder anderen deutschen Titelgewinner. So berichtete er nach seinem 80. Geburtstag am Telefon, dass «ich ein groß Fest gemacht hab mit viel eingelad Freund».
Nach seinem Tod am 9. August 2019 trug die deutsche Rallye-Gemeinde Trauer.