NTC 2024: Auinger als Zaungast in Oschersleben
Gustl Auinger (li.) mit Tobias Kitzbichler
Seit der Einführung des Red Bull MotoGP Rookies Cup 2007 gibt der fünffache 125er-Grand-Prix-Sieger August «Gustl» Auinger sein Wissen als Riding Coach an die in die Moto3-WM aufstrebenden Talente weiter. Ebenso gehört er zum Gremium, welches am Ende einer jeden Saison die Neuen fürs darauffolgende Jahr auswählt.
Als nun die Teilnehmer am diesjährigen Northern Talent Cup (NTC) am vergangenen Wochenende in Oschersleben ihren obligatorischen Einführungslehrgang und Vorsaisontest absolvierten, war auch der Österreicher zugegen. Sucht er sich die Talente jetzt schon unterhalb des Red Bull Rookies Cup? Wir wollten es wissen.
«Das ist relativ einfach. Es gibt ja von der Dorna das Projekt Road to MotoGP und der Northern Talent Cup ist davon genauso ein Teil wie der Red Bull Rookies Cup. In diesem Jahr ist der Northern Talent Cup für mich besonders interessant, weil zwei Aufsteiger dabei sind, die aus unserer MiniGP-Serie Austria kommen – Tobias Kitzbichler und Ben Wiegner. Wenn die jetzt in dieses kalte Wasser springen, hat man als Ziehvater ein bisschen das Gefühl, dass man sie noch etwas beschützen muss. Das ist der Hauptgrund», erklärte der 68-jährige Oberösterreicher im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.
Das heißt, dass er nicht in seiner Funktion für den Red Bull MotoGP Rookies Cup in Oschersleben weilte, sondern sich den besagten zwei Fahrern widmete. Offensichtlich wurde auch mit seiner Hilfe am Ende der zwei fordernden Testtage mit insgesamt zwölf halbstündigen Trainingssessions der Plauener Ben Wiegner als der absolut Schnellste aller Fahrer und aller Turns geführt. Und auch Tobias Kitzbichler aus Niederndorf in Tirol schlug sich mit Rang 7 mehr als wacker.
Seine Einschätzung des NTC formulierte Auinger zudem so: «Wenn man ein Motorsport-Fanatiker ist, spielt das nicht die große Rolle, welche Serie es ist. Da ist man gern dabei. Mittlerweile hat der Northern Talent Cup ein unglaublich hohes Niveau und es ist sehr interessant, zuzuschauen. Es ist ja immer die große Frage, warum sind zu wenig Deutschsprachige in der MotoGP? Ich glaube, jetzt ist viel getan worden, dass wirklich Nachwuchs entstehen und gefördert werden kann. Schauen wir mal, ob das in die richtige Bahn kommt.»
Auch für die NTC-Vorstufe MiniGP hatte er nur lobende Worte und sagte dazu: «Bei der MiniGP haben wir ein Reglement, welches weltweit gilt. Egal in welchem Land, fährt man nach einheitlichen Regeln und am Ende trifft man sich beim Weltfinale. In dieser Altersklasse und danach auch im NTC ist es ganz wichtig, dass die Talente mit einheitlichem technischem Material ausrücken. Die Treppe ist nun gebaut, weshalb es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir wieder einen deutschsprachigen Weltmeister haben.»
Während er in seiner Funktion im Red Bull Cup natürlich neutral sein muss und ist, kann er beim NTC sehr wohl parteiisch sein. «Im Northern Talent Cup ist es wie im Rookies Cup. Es gibt einen offiziellen Riders Coach. Das heißt, es gibt eine Struktur, die gesetzt ist. Da mische ich mich nicht ein. Ich bin hier, wenn einer meiner genannten Fahrer eine Frage hat, dann helfe ich gern.»
Rückblickend auf seine Anfänge als Red Bull Rookies Coach erklärte er: «Als der Rookies Cup entstanden ist, hat man mich für die Technik der Motorräder eingeplant. Das war für mich wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag zugleich, denn die Technik liebe ich über alles. Als es dann drum und dran war, hat es geheißen: Nein, die Technik bleibt in Mattighofen, du kümmerst dich um die Fahrer! Im ersten Moment war ich unglaublich enttäuscht, weil ich diesen Technik-Job nicht bekommen habe und heute bin ich der glücklichste Mensch der Welt. Als Techniker arbeitest du mit hochwertigen und exklusiven Materialien. Ich habe mit 13-jährigen Kindern gearbeitet. Wenn ein 13-jähriges Kind an der Boxenmauer sitzt und weint und am Abend neben dir sitzt, lacht und danke sagt, dann hast du etwas erreicht, was dir kein Material oder Geld bieten kann.»
Und weiter zu diesem Thema: «Ich bekomme heute noch Post von Fahrern, die es nicht zu einer großen Karriere geschafft haben. Aber sie schreiben mir, dass sie die Zeit im Rookies Cup nie vergessen werden. Das ist der Lohn für die Arbeit. Das kann man mit Geld nicht bezahlen.»