Jürgen Barth: Ein Sportwagen-Held wird 70 Jahre alt
Im Gegensatz zu Disziplinen wie Tennis oder Eishockey, sind es im Motorsport auch die Sportgeräte, die es zum Legenden-Status schaffen. Während ein Porsche 956 aus den 1980er Jahren einem romantischen Rennsport-Nostalgiker auch heutzutage noch ab und zu die nächtlichen Träume versüßt, schaffen es tatsächlich nur sehr wenige Tennisschläger überhaupt in ein Museum. Aufgrund der maschinellen Konkurrenz, haben es Menschen im Motorsport folglich um so schwieriger, sich ein Profil zu bilden, um als Ikonen ihrer Zunft angesehen zu werden. Jemand, der dies jedoch zweifelsohne geschafft hat, ist Jürgen Barth. Er wurde am 10. Dezember 1947 im Thum (Erzgebirge) geboren und feiert am heutigen Sonntag somit seinen 70. Geburtstag.
Jürgens Vater Edgar wurde bereits in den 1950er Jahren zum Porsche-Werksfahrer ernannt, was die Familie von Sachsen ins Westdeutsche 'Schwaben-Ländle' auswandern ließ. Doch erst nach dem Abschluss seines Studiums konnte sich Sohn Jürgen so richtig auf den Motorsport einlassen. Nach ersten Tätigkeiten in der Porsche-Presseabteilung half Barth beim Aufbau des Porsche-Motorsport-Kundenprogramms elementar mit.
Doch in die Köpfe der Menschen schaffte es Jürgen Barth erst durch seine Leistungen im Cockpit. Von 1971 bis 1982 nahm er zwölfmal hintereinander am 24-Stunden-Rennen von Le Mans teil – natürlich immer in einem Porsche. Höhepunkt dieser Zeit war der Gesamtsieg im Jahre 1977 im offenen 936 zusammen mit Jacky Ickx und Hurley Haywood. Weniger gut lief es für Barth bei seinen beiden Auftritten bei den 12 Stunden von Sebring. Beim legendären Rennen auf dem Flugplatzkurs in Zentralflorida schaffte er es sowohl 1972 als auch 1982 nicht bis ins Ziel. Im Jahre 1993 kehrte er für einen letzten Einsatz sogar nochmals zu den 24 Stunden von Le Mans zurück.
Den größtmöglichen Dienst überhaupt hat Jürgen Barth dem Sportwagen-Rennsport aber außerhalb des Cockpits erwiesen. Denn in den 1990er Jahren bewahrte er diese motorsportliche Sparte vom fast schon sicher geglaubten Ende. Als die Prototypen-Szene nach dem Ende der Gruppe-C-Ära am Boden lag, hatte Barth die geniale Idee, den GT-Sport zu revitalisieren. Gemeinsam mit Stéphane Ratel und Patrick Peter rief er 1994 die BPR-Serie ins Leben. (BPR stand hierbei für den ersten Buchstaben der jeweiligen Nachnamen.) Aus dem Championat entwickelte sich 1997 die FIA-GT-Serie, bzw. viel später die noch heute erfolgreiche Blancpain GT Series. Und im Sog der GT-Renner konnten über die Jahre auch die Prototypen wieder zum Höhenflug ansetzen.
Auch zum aktuellen Erfolg des nationalen deutschen GT-Motorsports trug Jürgen Barth seinen Anteil bei. Zusammen mit einem kleinen Team von Spezialisten half er bei der Entstehung des ADAC GT Masters entscheidend mit. Diese Serie wurde 2007 gegründet und hat sich mittlerweile zu einer der besten GT3-Championate der Welt entwickelt.
Es sind Menschen wie Jürgen Barth, die den Sportwagen-Sport zu dem gemacht haben, was er heute ist. SPEEDWEEK.com wünscht einen schönen Geburtstag und noch viele weitere gute Jahre.