Jürgen Lässig: Ein Gentleman-Racer verlässt die Bühne
Noch vor ein paar Wochen gab sich der Schwabe Jürgen Lässig in einem Telefonat mit seinem Freund Axel Watter zuversichtlich, bald wieder sein geliebtes Tennis spielen zu können. Nun ist Jürgen Lässig, einer echter Gentleman-Racer, nicht mehr unter uns.
Jürgen Lässig hatte in seiner Zeit als Hobby- und Herrenfahrer ein besonders inniges Verhältnis zu Porsche und somit automatisch auch zu den großen 24h-Sportwagen-Klassikern, der Weltmeisterschaft mit ihren 1000 km-Distanzen und der Deutschen Rennsportmeisterschaft (DRM).
Vom Carrera RS über den 930 Turbo bis hin zum legendären 956/962 bewegte der Betriebswirt aus Reutlingen nahezu alle Porsche-Modelle, die zwischen 1973 und 1998 in Weissach für die Rennstrecke gebaut und an Privatfahrer abgegeben wurden.
Seine Autos, mit denen er vorzugsweise in der damals so populären DRM startete, ließ er von versierten Porsche-Teams wie Kremer oder Obermeier technisch betreuen – mit letzterem verband ihn eine besonders lange Partnerschaft.
Allein bei der DRM rollte er etwa 60 Mal an den Start, dazu 16 Teilnahmen bei den 24 Stunden von Le Mans und 17 Stars in Folge bei den 24 Stunden von Daytona.
Besonders stolz war der Chef einer Wirtschaftsberatungs-Kanzlei auf seinen zweiten Gesamtrang 1987 in Le Mans und den Gesamtsieg in Daytona gewesen, an der Seite des Franzosen Pierre Iver und des Belgiers Bernard de Dryver. Nur der Werks-Porsche mit Hans-Joachim Stuck, Derek Bell und Al Holbert war schneller.
In bester Erinnerung ist die edle Nadelstreifen-Lackierung der Modemarke Hugo Boss – der Lässig-Boss-956 war ein optischer Blickfang in jedem Starterfeld.
Der dazugehörige Pilot ging stets umsichtig zu Werke, überschritt nur selten mal die eigenen Grenzen und beendete seine Laufbahn erst, als eine Bandscheiben-OP und der Alterungsprozess ihn 1998 unmissverständlich dazu aufforderten.
Der deutsche Motorsport betrauert den Verlust eines besonders sympathischen Menschen und leidenschaftlichen Racers.