Überblick: Das sind die einzelnen Prototypen-Klassen
LMH vor LMP2: Peugeot 9X8 und Oreca 07
Der internationale Sportwagen-Motorsport ist in zwei Bereiche eingeteilt: Die GT-Fahrzeuge und die Prototypen. Im Gegensatz zu den GTs brauchen Prototypen keinen Bezug zu einem Straßenfahrzeug. Insofern haben die Konstrukteure hier viel mehr Freiraum bei der Entwicklung als bei einem GT. Insgesamt gelten Prototypen auch als Aerodynamik-Fahrzeuge. Das bringt hohe Geschwindigkeiten in schnellen Kurven und sorgt (zumeist) für ordentlich Fahrspaß. SPEEDWEEK.com stellt die wichtigsten Prototypen-Kategorien kurz vor:
Die LMH-Klasse
Die LMH haben zur Saison 2021 die LMP1 als Königsklasse abgelöst. Die Fahrzeuge sind technisch um einiges einfacher ausgelegt als die früheren LMP1. Es gibt beispielsweise Maximalwerte bei der Aerodynamik, was extreme Entwicklungen verhindern soll. Dadurch haben die Hersteller zudem die Möglichkeit, den Fahrzeugen ein attraktives Aussehen zu verleihen. Doch das macht sich auch bei der Performance bemerkbar. Im Vergleich zu den LMP1 sind die LMH auf der Rennstrecke in Le Mans rund zehn Sekunden langsamer. Ein Hybridsystem ist weiterhin erlaubt. Es gibt keine Hubraumbegrenzung. Die Gesamtleistung ist jedoch auf 520 kW begrenzt. Bislang sind Toyota, Peugeot und Glickenhaus mit einem LMH unterwegs. Ferrari wird 2023 hinzustoßen. Außerdem wollen mit Kolles und Isotta Fraschini zwei weitere private Engagements in der WEC fahren.
Die LMDh-Klasse
Die LMDh sind die Nachfolger der amerikanischen DPi (siehe unten). Sie werden 2023 eingeführt und sind neben der IMSA-Serie auch in der FIA WEC zugelassen. Das hat große Vorteile für die Autohersteller, da sie mit einem Fahrzeug in den beiden großen Sportwagen-Serien antreten können. Über eine Balance of Performance (BoP) werden die LMDh und die LMH auf ein Rundenzeiten-Niveau gebracht. Die LMDh basieren auf den LMP2-Chassis. Es gibt zudem weitere Gleichteile, wie beispielsweise das Hybridsystem. Das macht die LMDh um einiges günstiger als die LMH. Acura, BMW, Cadillac und Porsche werden 2023 in der IMSA antreten. Cadillac und Porsche fahren parallel auch in der WEC. Derzeit entwickeln auch Alpine und Lamborghini einen LMDh.
Die LMP2-Klasse
Die zweithöchste Klasse ist seit 2016 streng reglementiert. Nur vier Chassis-Konstrukteure wurden zugelassen. Das sind Dallara, Ligier, Oreca und Riley/Multimatic. Das Verkaufspreis ist gedeckelt. Über die Jahre stellte sich der Oreca 07 als das beste Fahrzeug heraus. Aufgrund dessen wird dieses Chassis inzwischen von eigentlich allen Teams eingesetzt. Es gibt zudem einen Einheitsmotor, der von der britischen Schmiede Gibson geliefert wird. Das 4.2-Liter-Aggregat (V8-Saugmotor) kann jedoch nur geleast und nicht gekauft werden. Die LMP2 wurden seit 2021 (über diverse Stellschrauben) immer weiter verlangsamt, damit sie den LMH/LMDh nicht in die Quere kommen. Die aktuelle LMP2-Generation soll noch bis 2025 laufen. Für 2026 ist dann ein neues technisches Reglement angekündigt.
Die LMP3-Klasse
Die LMP3-Kategorie ergänzt die LMP-Pyramide am unteren Ende. Sie ist die Einsteigerklasse in die LMP-Welt. Die LMP3 wurde zur Saison 2015 ins Leben gerufen. 2020 wurde ein überarbeitetes Reglement eingeführt. Auch hier ist die Anzahl der Chassis-Hersteller auf Vier begrenzt: Ligier, Duqueine, Ginetta und Adess. Der Einheitsmotor (V8-Sauger mit 5.6 Liter Hubraum) kommt von Nissan und leistet rund 335 kW. Die Betreuung des Antriebsstrangs (Motor, Getriebe und Elektronik) wird über Oreca abgewickelt. Alte Chassis der Generation 2015 bis 2019 können über ein Upgrade-Kit auf den technischen 2020er Stand gebracht werden.
Die DPi-Klasse (ab 2023 nicht mehr erlaubt)
Die DPi (Daytona Prototype international) waren eine Erfindung der amerikanischen IMSA-Serie. Sie bauten auf den LMP2-Chassis auf und waren für Autohersteller gedacht. Anstatt des Gibson-V8 mussten sie lediglich einen anderen Motor einbauen und das Aussehen der Fahrzeug-Außenhaut in gewissen Bereichen abändern. Es gab DPi von Acura, Cadillac, Mazda und Nissan. Die DPi wurden Ende 2022 eingestellt. 2023 werden sie nun von den LMDh abgelöst, die jedoch um einiges komplexer und teurer sind - beispielsweise da sie ein Hybridsystem haben müssen.