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75 Jahre Porsche: Vom Volks- zum Sportwagen

Von Thorsten Horn
Das Porsche-Jubiläums-Jahr 2023, jenes des 75. Geburtstages, neigt sich dem Ende zu, was wir noch einmal zum Anlass nehmen möchten, die Entstehung sowie Meilensteine der Entwicklung nach zu skizzieren.

Es gab eine Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, da herrschte in Deutschland nach verflogener Depression wieder Aufbruchsstimmung. In dieser Phase gab es eine Reihe Firmenneugründungen, die später auch wieder den Aufstieg auf Weltniveau schafften. Eine dieser Firmen erhielt den Namen Porsche.

Dabei hatten sich die Herren Ferry und dessen Vater Ferdinand Porsche, eine Marktnische ausgewählt, für die, wie man eigentlich meinen sollte, vorerst kaum Bedarf bestand – die Herstellung von Sportwagen.

Die Geschichte der Marke Porsche beginnt zwar 1948 im österreichischen Gmünd, doch ist auch die Vorkriegszeit nicht uninteressant.

1930 eröffnete Ferdinand Porsche in Stuttgart, nachdem er schon einige Jahre für Daimler-Benz am Zeichenbrett stand, sein unabhängiges Konstruktionsbüro. Hier brachte er auch die ersten Bleistiftstriche für die erfolgreichen Auto-Union-Rennwagen zu Papier. Während des Krieges verlagerte er sein Büro nach Gmünd.

Nach Kriegsende fassten die Porsches den Entschluss, eigene Automobile herzustellen. Die ersten rund 60 Porsche 356 wurden noch in Gmünd hergestellt. 1950 kehrte die Firma Porsche nach Stuttgart zurück. Die Produktion wurde hier in den zunächst vom Karosseriewerk Reutter angemieteten Fabrikhallen aufgrund der optimierten Serienfertigung wesentlich effektiver als im Alpenland.

Bereits im November des gleichen Jahres verließ der 500. Porsche 356 das Werk. Den Aufschwung zur Weltmarke sollte Ferdinand Porsche allerdings nicht mehr erleben.  Er verstarb im Januar 1951 im Alter von 75 Jahren. Seine Gefangenschaft unmittelbar nach dem Krieg hatte ihm so stark zugesetzt, dass die Geschicke der Firma Porsche größtenteils in den Händen seines Sohnes Ferry lagen.

Der 356 wurde in der Folgezeit zu einem der meistgebauten Sportwagen. Ursprünglich sollten, nach Ferry Porsches eigener Aussage, nur einige wenige gebaut werden, schließlich halten gerade Sportwagen den rasch wechselnden Bedürfnissen und Trends meist nur kurze Zeit stand.

Geburtsstunde des 911er

1963 wurde der Nachfolger des 356 der Öffentlichkeit präsentiert. Er bekam die Typenbezeichnung 911 und übertraf hinsichtlich der Modellpflege sogar noch seinen Vorgänger. Bei konsequenter Durchnummerierung der Porsche-Konstruktionen wäre für den Neuen die 901 herausgekommen, doch diese Zahl als Typenbezeichnung beanspruchte schon Peugeot.

Fanden beim 356 noch viele VW-Teile Verwendung – Ferdinand Porsche schuf schließlich den Käfer und auch Sohn Ferry arbeitete damals schon fleißig am «Volkswagen» mit – so war der Neue ein völliges Eigengewächs. Mit diesem betraten die Zuffenhausener die Oberklasse und zwar technisch wie preislich. Doch geben bislang weit mehr als eine Million verkaufter Einheiten dem Konzept vom luftgekühlten Sechzylinder-Boxermotor in jeder Hinsicht Recht.

Mit dem 911er begann auch die große Zeit für Porsche im Motorsport. Zwischen 1968 und 1970 gewann man drei Mal in Folge die Rallye Monte Carlo, die vermeintlich schwerste aller Rallyes. Bei sämtlichen weiteren namhaften Rallyes trug sich Porsche in die Siegerlisten ein, lediglich die Safari-Rallye blieb für die Stuttgarter auch nach mehreren Anläufen ein unbezwingbarer Gipfel. Natürlich halfen die zahlreichen Rallye-Erfolge die Verkaufszahlen zu erhöhen, doch sollten bei einem Sportwagenhersteller andere Prioritäten gesetzt werden.

Mit den hubraumschwächeren Modellen 550, 718 und 356 reichte es bei Langstreckenklassikern wie Le Mans, Mille Miglia, 1000 km Nürburgring, Sebring und Daytona zu zahlreichen Klassensiegen. Um endlich auch in den großen Klassen Fuß zu fassen und für Gesamtsiege in Betracht zu kommen, dienten gegen Ende der 1960-Jahre die Modelle 906 bis 908.

1969 gewann Porsche überlegen die zehn Läufe umfassende Sportwagen-Weltmeisterschaft vor Ford und Lola. Die Porsche-Protagonisten waren damals vor allem Jo Siffert und Brian Redman, aber auch Hans Herrmann, Richard Attwood, Vic Elford und Rolf Stommelen trugen ihr Scherflein zum Erfolg bei.

Diesem Triumph ließen die Zuffenhausener, bis zum vorläufigen Untergang der beliebten Serie 1992, noch 12 weitere Markenweltmeisterschaften folgen. Logischerweise errang man auch eine Reihe von Fahrerweltmeisterschaften und zwar durch Rob Garretson, Jackie Ickx, Stefan Bellof, Derek Bell und Hans-Joachim Stuck. Die beiden zuletzt genannten Akteure bildeten 1985 und 1986 ein Team und wurden jeweils punktgleich Weltmeister.

Die erfolgreichen Rennwagen waren vor allem der von 12 Zylindern befeuerte Typ 917, wie auch die vom 911er abstammenden 935 bzw. 936 mit dem bewährten Sechszylinder im Heck. Mit dem 917 holten Hans Herrmann und Richard Attwood 1970 auch endlich den ersten Gesamtsieg bei den 24h von Le Mans für Porsche.

Zu den späteren Gruppe-C-Zeiten stellten die Porsche-Ingenieure, die inzwischen im neuen Entwicklungszentrum in Weissach beheimatet wurden, mit den Typen 956 und 962 erneut dominierende Fahrzeuge auf die Räder. In ihrer Le-Mans-Bilanz kann Porsche mittlerweile auf 19 Gesamtsiege zurückblicken.

Die Formel-1-Erfolge

Doch auch im Formel-Rennsport fand Porsche ein Betätigungsfeld, das man in zwei Phasen unterteilen muss. Die Erste liegt nun schon 65 Jahre zurück. Zunächst entwickelte man aus dem Rennsportwagen 1500 RS-K mit Vierzylinder-Viernockenwellenmotor einen Formel-2-Wagen. Nach dessen Evolution gewann er durch die Fahrer Hans Herrmann, Edgar Barth, Wolfgang Graf Berghe von Trips, Stirling Moss und Graham Hill die inoffizielle Formel-2-Weltmeisterschaft.

Für 1961 trat die 1,5-Liter-Formel für die Formel 1 in Kraft. Somit hatten die Zuffenhausener bereits ein fast fertiges Auto, doch waren die 180 PS nicht gerade das Maß der Dinge. Der erfolgreiche Ferrari Dino 156 leistete damals rund 20 PS mehr. Mit dem Amerikaner Dan Gurney (2 Mal) und dem Schweden Joakim Bonnier (1 Mal) standen bei Grands Prix trotzdem drei Mal Porsche-Fahrer auf dem zweithöchsten Treppchen.

Mit dem neuen Achtzylinder-Triebwerk des darauffolgenden Jahres gelang dann Dan Gurney im französischen Rouen der einzige Formel-1-GP-Sieg für Porsche. Insgesamt war aber die 1962er-Saison mit 18 zu 22 Punkten etwas weniger erfolgreich und die kühl kalkulierenden Schwaben stiegen wieder aus.

Phase zwei dauerte von 1983 bis 1987. Für diese Zeit wurde Porsche durch die arabische TAG beauftragt, einen 1,5-Liter-V6-Turbomotor zu bauen. Bereits 1984 dominierten Niki Lauda und Alain Prost die Konkurrenz dermaßen, dass sie 12 von insgesamt 16 WM-Läufen gewannen. Das bessere Ende hatte schließlich der Österreicher für sich. Er wurde mit der bislang einzigartigen Differenz von 0,5 Punkten (72 zu 71,5) Weltmeister vor seinem französischen Teamkollegen und Rivalen.

Auch in den beiden darauffolgenden Jahren stellte McLaren-TAG-Porsche den Weltmeister. Nun war es allerdings Alain Prost, der sich die Krone der Formel 1 aufsetzte.

Nach getaner Arbeit – die Verträge wurden nicht verlängert – trat Porsche etwas kürzer. Auch bei den Sportwagen überließ man das Feld vorübergehend Jaguar, Mercedes und Peugeot.

Rückkehr auf die Motorsport-Bühne

Mit Beginn der FIA-GT-Meisterschaft kehrte auch Porsche wieder auf die große Motorsportbühne zurück. Nachdem man 1996, 1997 und 1998 mit dem TWR-Porsche WSC-95 bzw. dem 911 GT1 wieder in Le Mans gewonnen hatte, übergab man den Staffelstab Konzern-intern an Audi. Nach deren großartiger Erfolgs-Ära schlug das Pendel wieder in Richtung Porsche aus, die 2015, 2016 und 2017 mit dem 919 Hybrid wieder an der Sarthe sowie in der Fahrer- und Hersteller-Weltmeisterschaft siegreich waren.

Als Porsche 1998 seinen 50. Geburtstag feierte, war einer bei den offiziellen Feierlichkeiten schon nicht mehr dabei. Ferdinand Alexander, genannt «Ferry», Porsche verstarb am  27. März 1998 im Alter von 88 Jahren.

Seit 2023 mischt Porsche in der neuen Hybrid-Kategorie Hypercar in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) wieder mit und wurde mit dem Team Porsche Penske Motorsport und dem 963 Dritter der Konstukteursweltmeisterschaft. Ebenso ist man auch weiterhin in der Formel E mit dem hauseigenen TAG Heuer Porsche Formula E Team vertreten.

Wie es nicht besser hätte passen können, schenkten der Österreicher Thomas Preining und das Team Manthey EMA Porsche im Jahr des 75-jährigen Jubiläums den ersten Meistertitel in der (GT3-)DTM.

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