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Dave Prater: «Roczen zeigt seinen wahren Charakter»

Von Thomas Majchrzak
Die Supercross-WM ist wegen Covid-19 bis auf weiteres unterbrochen. SPEEDWEEK.com widmet sich im Exklusiv-Interview mit Senior-Director Dave Prater Themen abseits der Pandemie.

Feld Entertainment, der Promoter der AMA Supercross-WM, erklärte am 13. März: «Aufgrund der zunehmenden Verbreitung von Covid-19 und der zunehmenden Beschränkungen für Inlands- und Auslandsreisen sowie gemäß der Anweisungen der nationalen und lokalen Regierungen, die große Gruppentreffen verbieten, wurde die Saison 2020 der FIM-Weltmeisterschaft für unbestimmte Zeit unterbrochen.»

Indianapolis, Detroit, Seattle, Denver und Foxborough sind bereits abgesagt, das deckt den Zeitraum bis 18. April ab. Danach gäbe es nur noch die Veranstaltungen in Las Vegas (25. April) und Salt Lake City (2. Mai).

Weil sich die Lage durch die Viruspandemie derzeit täglich ändert, sprach SPEEDWEEK.com mit Dave Prater, Senior Director of Operations bei Feld Motor Sports, über allgemeine Supercross-Themen.

Dave, die Supercross-Saison 2020 hat gezeigt, dass das Fahrerfeld so stark und ausgeglichen wie selten zuvor ist. Sowohl bei den 450ern als auch bei den 250ern gibt es viele Fahrer, die sich einen Sieg schnappen können. Was hat zu dieser Entwicklung geführt?

Das ist eine Entwicklung der letzten paar Jahre. Ich glaube, das liegt an zwei Gründen: Den Fahrern und den Motorrädern. Die Supercross-Fahrer haben die Messlatte für Fitness und Training immer höher gelegt. Sie verbringen unglaublich viel Zeit auf der Teststrecke und im Fitness-Studio. Der Fitness-Level, den sie das ganze Jahr über aufrechterhalten, ist im Profi-Sport geradezu unübertroffen. Gleichzeitig ist der Entwicklungsstand der Bikes auch noch einmal viel höher als noch vor ein paar Jahren. Klar, der Sport hatte immer schon das Spitzenequipment im Offroad-Bereich, aber die Marken waren nicht so ausgeglichen wie heute. Alle Dirtbikes sind mittlerweile richtig gut, was zu noch mehr Gleichheit im Fahrerfeld führt.

Welche anderen wichtigen Trends siehst du in der Supercross-WM?

Wir beobachten, dass unsere Athleten sich immer wohler dabei fühlen, ihre Persönlichkeit zu zeigen. Egal ob durch das Aufkeimen von Social-Media oder wegen intensiver Medien-Trainings. Die Fahrer haben keine Angst mehr, ihren wahren Charakter in der Öffentlichkeit zu zeigen. Noch vor ein paar Jahren war es schwierig, interessante Interviews auf dem Podest zu führen und andere Antworten als «Ich danke meinen Sponsoren» zu erhalten. Das ändert sich nun deutlich, auch dank Ken Roczen, Aaron Plessinger, Dean Wilson oder jüngst Adam Cianciarulo. Sie alle sind herausragende Persönlichkeiten und reden, wie ihnen der Mund gewachsen ist, haben Spaß, und sind einfach nur sie selbst – sowohl auf Social-Media als auch im TV am Mikrofon.

Sofern die Supercross-WM noch weitergeht, wird das Finale nicht in Las Vegas stattfinden, sondern in Salt Lake City. Und der Monster Energy Cup zieht von Las Vegas nach Kalifornien um und soll am 10. Oktober 2020 stattfinden. Was ist organisatorisch sonst neu?

Da gibt es noch einiges, worauf wir stolz sind: Für dieses Jahr haben wir an einer Weiterentwicklung des FanFests gearbeitet (Vorprogramm am Nachmittag vor den jeweiligen Rennen mit Erlebnis-Angeboten und Autogrammstunden – der Autor), das Fahrer und Fans näher zusammenbringt. Auch das Livestream-Vorabprogramm wird nun vom FanFest aus übertragen. Daniel Blair und Jim Holley haben dabei regelmäßig die Stars der Szene vor der Kamera, von Ryan Dungey bis Eli Tomac. Die Fans können den Fahrern ganz nah sein und sie fragen, wie es im Qualifying war, was sie für den Abend erwarten und so weiter. Ferner haben wir den «Ride of Fame» geschaffen. Das ist eine Art roter Teppich, auf dem alle Fahrer fürs Qualifying ins Stadion hinein- und wieder hinausfahren. Das ist bei den Fans sehr beliebt. Auch haben wir die Foto-Möglichkeiten für die Fans verbessert. Und das wollen die Fans natürlich direkt auf Social-Media teilen.

Wie beliebt ist Supercross, wenn man es mit Mainstream-Sportarten in den USA vergleicht?

Die Beliebtheit nimmt weiter zu. Es ist ein internationaler Wettbewerb, auch wenn wir derzeit nur in den USA fahren. Der internationale Supercross Video Pass Streaming Service, den wir vor drei Jahren eingeführt haben, explodiert geradezu. 70 Prozent der Facebook-Fans sind international, ebenso viele YouTube-Zuschauer sind nicht aus den USA. Wir bekommen stetig neue Sportler aus aller Welt, ebenso Fans. Daher wollen wir den Sport auch als internationale Marke weiterentwickeln. Es gibt zwar noch keine konkreten Pläne auch außerhalb der Staaten Rennen zu fahren, aber wir beobachten künftige Möglichkeiten.

Die Top-Fahrer sind Stars und manche Tickets in den Stadien sind schon heute teuer. Was macht ihr, damit Supercross nicht eine Art «Formel-1-Erlebnis» wird, sondern für den Zuschauer erreichbar bleibt?

Unser Ziel ist, die Stadien regelmäßig zu füllen und das Erlebnis erschwinglich zu belassen. In der Tat war das auch eines der Hauptziele für 2020, den Sport weiterzuentwickeln, aber trotzdem für die Fans bezahlbar zu halten.

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