Heiko Klepka: «Ich wollte, dass Kenny bei KTM bleibt»
Ken Roczen war mit KTM sehr erfolgreich
Ken Roczen hatte mit KTM seine größten Erfolge. Nach seinem MX2-WM-Titel 2011 mit KTM wechselte der Deutsche in die USA und wurde 2013 Supercross-West Champion. 2014 wechselte er mit KTM in die 450er Klasse, gewann die US Nationals und wurde Dritter der Supercross-WM. Ende 2014 endete sein Engagement bei KTM und Ken Roczen unterschrieb bei RCH Suzuki. Kens Vater Heiko Klepka erklärt gegenüber SPEEDWEEK.com wie es dazu kam.
«Die Wenigsten wissen, dass ich Kenny nicht dazu geraten habe, KTM zu verlassen. Ich bin zwar schon immer Suzuki-Fan gewesen, aber das hat sich dann auch geändert, nachdem das Team nicht immer voll hinter dem Projekt stand. Man ist dann plötzlich ein Niemand. Ich hätte Kenny zu dieser Zeit lieber bei KTM gesehen. Das war eine Familie und er hatte die besten Leute in seinem Umfeld. Auch wenn nicht immer alles perfekt war: Es ist nirgendwo alles perfekt.»
Damals hieß es, der Wechsel von Red Bull KTM zu RCH Suzuki von Ricky Carmichael sei eine Frage des Geldes gewesen. Das Team von Carmichael hätte Ken Roczen ein sehr großes Honorar geboten: «Niemals», antwortet Klepka. «So ein Privatteam hat niemals ein größeres Budget als ein Factory-Team. Es lief nicht alles glatt zu der Aufbauzeit [mit KTM], was auch nicht schlimm ist, aber bei so einem jungen Menschen wie Kenny zu dieser Zeit, der noch zu wenig Erfahrung hatte, war der Bogen einfach überspannt. Wenn sich zu dieser Zeit Pit Beirer ein bisschen mehr Zeit genommen und mit Kenny gesprochen hätte, wäre er vielleicht gar nicht weggegangen. Die Ergebnisse und die Leistungen waren da, warum sollst du dann auch etwas bemängeln? Das verstehe ich auch. Aber Roger [DeCoster] kam noch zwei Jahre nach Kennys Weggang zu mir, hat mir auf die Schulter geklopft und mir erklärt, dass wir dort einiges aufgedeckt haben. Das Team konnte das später auch abstellen und in die richtigen Bahnen lenken. Wenn man viel zu tun hat, bekommt man auch eine Betriebsblindheit. Dann passieren solche Sachen.»
Roger DeCoster galt und gilt in der Szene als einer der fähigsten Strategen. Der Belgier, so erinnert sich Klepka, wollte Ken Roczen bei KTM halten. «Roger [De Coster] wollte, dass Kenny bei KTM bleibt. Wir haben dann auch alles versucht, aber Ken hatte zu diesem Zeitpunkt schon bei Suzuki unterschrieben, dann war es vorbei. Es war zu spät. Wir wollten selber Fahrwerkskomponenten kaufen, weil wir gesehen haben, dass es nicht gehen kann. Wir wussten auch genau, wo die Fehler liegen. Man hat es von weitem eigentlich schon gesehen, aber wir konnten es nicht abstellen.»
Die Situation erinnert an Cooper Webbs Ende bei KTM vor wenigen Tagen. «Dass ein Fahrer gewinnt, bedeutet nicht, dass er wirklich zufrieden ist», erklärt Klepka. «Ein Chase Sexton gewinnt jetzt, aber auch er hat beim Supercross an einem gewissen Punkt die Nase voll gehabt und nach dem Rennen hat Kenny genau so deppert dagesessen wie er. In solch einer Situation kommt dann ein anderer Hersteller und hat dich im Boot.»
Der Rest ist Geschichte: Roczen wechselte zu RCH Suzuki und hatte dort aber ganz ähnliche Probleme wie zuvor bei KTM. Auch während seiner späteren Honda-Zeit spielten Marketing-Interessen des Herstellers oft eine größere Rolle als Ergebnisse, wie Heiko Klepka an anderer Stelle erklärte. Roczens Vater verband mit dem jüngsten Engagement bei HEP Progressive Suzuki die große Hoffnung, dass sich die Situation verbessert. Diese Hoffnung scheint sich nun tatsächlich zu erfüllen. Ken Roczen selbst lobt nicht nur die Arbeit seines Teams sondern zeigt sich mit seinem Arbeitsgerät hoch zufrieden. Die Basis halten viele für veraltet. Seit Jahren hat Suzuki in der Tat auch keinerlei Innovation gezeigt, aber dafür hat Ken Roczen jetzt die Freiheit, sich beliebige Komponenten aussuchen zu können, die optimal für ihn und seinen Fahrstil passen. Der Erfolg gibt ihm recht.