Roger De Coster: «Müssen die Fahrer besser verstehen»
Roger De Coster spricht Klartext
«Wie jeder weiß, hatten wir besonders zu Saisonbeginn einige Probleme», erklärte Roger De Coster gegenüber Swapmoto Live. «Bis zur Saisonmitte haben wir einige größere Veränderungen am Fahrwerk vorgenommen, besonders am Bike von Chase [Sexton]. In der Folge lief es dann immer besser und Chase hat Schritt für Schritt sein Selbstvertrauen zurück gewonnen. In den letzten Rennen haben wir dann nur noch kleine Anpassungen vorgenommen, aber nichts Großes mehr.»
Chase Sexton wechselte zu KTM, nachdem er 2023 mit Honda die Meisterschaften gewonnen hatte. Wann hat er die KTM zum ersten Mal getestet? «Die ersten Tests mit Chase haben wir im November durchgeführt», sagt der Belgier. «Er war sofort zufrieden mit dem Bike. Aber je näher der Saisonstart rückte, desto mehr Beschwerden erhielten wir. Er kam mit dem neuen Fahrwerk nicht so gut klar wie mit dem alten. Aber wir haben bald gemerkt, dass es an den Fahrwerkseinstellungen gelegen hat und nicht an dem neuen Rahmen. Heute wissen wir, dass es allein an den Fahrwerks-Settings gelegen hat.»
Der inzwischen 79-jährige Belgier hat Erfahrungen über Jahrzehnte und kennt diese Probleme. Hat sich im Laufe der Jahre an dieser Stelle etwas verändert? «Heute ist es viel komplizierter als früher, weil es mehr Optionen gibt. Manchmal sind wir nicht gut genug um zu verstehen, was die Fahrer uns erklären wollen. Die heutige Fahrergeneration hat fantastische Fähigkeiten auf dem Motorrad, aber sie arbeiten selbst nicht mehr am Motorrad. Deshalb haben sie nicht mehr das Verständnis für die technischen Details des Fahrwerks und des Motors. Die Kommunikation zwischen Fahrer und Techniker ist schwieriger geworden. Wir müssen uns an dieser Stelle verbessern. Es kann passieren, dass dir drei, vier oder fünf Fahrer dasselbe Problem auf unterschiedliche Weise erklären. So kann es zu Missverständnissen kommen. Aber ich denke, dass wir in dieser Saison sehr viel gelernt haben und dass wir uns bei den Outdoors verbessern werden.»
De Coster wurde gefragt, wie die Testarbeit verläuft: «Supercross ist nur in den USA kompetitiv. Es gibt auch ein paar Serien in Frankreich und Australien, aber das Level im Supercross hier in den USA ist wirklich sehr hoch. Man hat es gerade wieder gesehen: Im Zeittraining lagen die Rundenzeiten von 10 Fahrern innerhalb einer Sekunde. In Österreich oder in Europa können wir ein Supercross-Motorrad einfach nicht testen.»
Trotz der offenen Kritik von De Coster ist KTM auf bestem Wege, mit Tom Vialle die Ostküstenmeisterschaften zu gewinnen. «Als er [Anm. Tom Vialle] in die USA kam, hatte er keinerlei Erfahrungen im Supercross. Sein erstes Jahr war ein Lehrjahr. Seine Stärke liegt in seiner Konstanz. Er ist kein Fahrer, der eine einzige schnelle Runde raushaut. Seine Stärke ist seine Kurventechnik. Im Bereich der Whoops muss er sich noch verbessern. Aber er hat das Zeug, zu gewinnen. Er hat sich hier wieder mit Deegan auseinandergesetzt und ich war mit seiner Leistung sehr zufrieden. Er kann dem Druck standhalten und begeht nur wenige Fehler.»