Knalleffekt: Guy Martin hängt Helm an den Nagel
Senior-TT 2007: Guy Martin (li.) neben Sieger John McGuinness und Ian Hutchinson (re.)
Guy Martin ist einer der beliebtesten, aber auch umstrittensten Straßenrennfahrer der Gegenwart. Nicht nur durch seine direkte Art, mit der er sich in den Fahrerlagern nicht nur Freunde gemacht hat, schaffte er es in die Schlagzeilen, sondern auch durch seine zahllosen Siege, seinen verwegenen Fahrstil und seine teils furchterregenden Unfälle. Vor allem sein Sturz bei der TT 2010, bei dem seine Honda in einem Feuerball endete, ist noch jedem Motorsportfan in Erinnerung.
Insgesamt 17 Mal stand Guy Martin bei der Tourist Trophy auf der Isle of Man auf dem Podium, acht Mal davon als Zweiter. Um endlich auch den heiß ersehnten Sieg zu erreichen, unterschrieb der 35-jährige Brite am Beginn der Saison 2017 bei Honda Racing. Gemeinsam mit John McGuinness sollte er die Entwicklung der neuen Honda CBR1000RR SP2 Fireblade vorantreiben. Doch das Jahr entwickelte sich für ihn zu einem Desaster.
Schon bei seinem ersten Renneinsatz in Tandragee kam er zu Sturz. Als McGuinness im Training zum North West 200 wegen eines technischen Gebrechens verunfallte, zog Honda als Konsequenz daraus die Starts von Martin in den Klassen Superstock und Superbike zurück. Für die Tourist Trophy wechselte man auf die Motec-Elektronik, die von den Honda-Fahrern in der britischen Superbike-Meisterschaft eingesetzt wird.
Die Tourist Trophy verlief nicht nach dem Geschmack von Martin und Honda. Der LKW-Mechaniker, der mittlerweile auch zum TV-Star wurde, stürzte schwer. Wie durch ein Wunder kam er mit schweren Prellungen relativ glimpflich davon. Martin, normalerweise nicht um Worte verlegen, bemühte sich in einem ersten Statement, gelassen zu bleiben. «Irgendetwas war mit dem Motorrad nicht in Ordnung, denn plötzlich hatte ich den Leerlauf drinnen.»
Sein Abflug bei hoher Geschwindigkeit hatte sichtlich Spuren hinterlassen und den eigenwilligen Honda-Piloten jegliches Selbstvertrauen genommen. Völlig überraschend und zum Missfallen seines Teams verkündete er knapp vor dem Rennen, dass er aus Sicherheitsgründen nicht daran denke, an der Senior-TT teilzunehmen. Gleichzeitig betonte er, dass er sich auf die Rennen beim Southern 100 und den Ulster Grand Prix freue.
Nachdem seine Nennung von Honda Racing weder für das Southern 100, bei dem er das «Solo Championship»-Rennen gewann, noch beim Ulster Grand Prix, bei dem er elf Mal als gefeierter Sieger hervorging, abgegeben wurde, musste schon bezweifelt werden, ob er jemals wieder in den Sattel der neuen Fireblade steigen werde. Jetzt sorgte Martin mit seiner Ankündigung, dem Straßenrennsport Lebewohl zu sagen, für einen vorerst letzten Knalleffekt.