Finnland: Tänak verhindert Siegesparty von Toyota
Es hätte ein komplettes Toyota-Podium beim Heimspiel des Toyota Gazoo Racing Teams mit Kalle Rovanperä, Esapekka Lappi und Elfyn Evans werden können. Es blieb aber nach 22 Prüfungen des finnischen Schotter-Grand Prix beim Konjunktiv. Dafür sorgte ein prächtig aufgelegter und mit dem Messer zwischen den Zähnen kämpfender Ott Tänak vom Ostseenachbarn Estland mit seinem Hyundai i20 N Rally1. Seit 2017 steuerte der Sieger der Rallye Finnland einen Toyota. Doch diesmal saß der Triumphator Ott Tänak beim finnischen Mächtigkeitsspringen im Hyundai i20 N Rally1.
Er fuhr in Jyväskylä nicht nur nach Italien seinen zweiten Saisonerfolg und 16. Gesamtsieg ein, es war auch sein dritter Volltreffer bei der Rallye Finnland nach 2018 und 2019, sinnigerweise allerdings im Toyota. Eigentlich war es in der Statistik sein vierter Triumph auf finnischem Boden, zählt man die Rallye Arctic im Februar 2021 hinzu. Mit dem letztlich knappen Vorsprung von 6,8 Sekunden hielt Tänak, der auf der zweiten Prüfung das Zepter übernahm, den fünffachen Saisonsieger und Tabellenführer Rovanperä auf Distanz.
Logischerweise jubelte Tänak über diesen Erfolg und baute eine Liebeserklärung ein: «Die Toyota -Jungs haben mir am Freitag zu Beginn Hoffnung gegeben und seitdem haben wir unsere Chance gesehen. Wir haben von dort an gepusht, aber alles, was ich in diesen schwierigen Zeiten sagen möchte, ist, dass ich wirklich alles meiner Frau zu verdanken habe. Sie unterstütze mich so sehr und ich bin wirklich stolz auf sie - ich liebe dich so sehr.»
Rovanperä hätte natürlich seine diesjährige Erfolgsstory nur zu gerne mit dem für einen Finnen so wichtigen Heimsieg gekrönt: «Natürlich war es ein schönes Wochenende. Ich hätte natürlich zu Hause gewinnen wollen, aber wenn man sich die Situation ansieht, muss man auch bedenken, dass wir am Freitag das erste Auto auf den Schotterstraßen waren. Wir haben uns zurückgekämpft und sind immer noch ziemlich nahe herangekommen. Ich denke, wir können stolz auf das sein, was wir getan haben.»
Das Duell der Giganten
Die 71. Auflage lebte von dem Duell Tänak vs. Rovanperä. Neunmal setzte Rovanperä die Bestmarke, sieben Mal Tänak, und zwei Bestzeiten teilten sie sich. Das zeigt, wie hart die Beiden vorne gefightet haben. Rovanperä baute damit und weiteren Sieg auf der Power Stage seine souveräne Gesamtführung auf inzwischen 198 Punkte aus und hat auf den neuen WM-Zweiten Tänak nun 94 Zähler Vorsprung, das sind mehr als die maximalen Punkte von drei Rallyes. Theoretisch könnte er sich schon mit einer entsprechenden Punkteausbeute beim nächsten Lauf in zwei Wochen im belgischen Ypern den Titel vorzeitig sichern. Bei den Herstellern ist weiter der Titelverteidiger Toyota mit nun 339 Punkten 88 Zähler vor Hyundai vorne.
Lappi sorgte im Toyota-Lager für einen kurzen Schockmoment, als er sich auf der vorletzten Prüfung mit seinem Yaris rollte und zum Glück wieder auf allen vier Rädern landete. Er verlor zwar dadurch 20 Sekunden, konnte aber seinen dritten Rang (+ 1:20,7) vor Evans (1:37,6) verteidigen. Ohne Windschutzscheibe und mit einer Skibrille startete er in die Power Stage.
Lappi war froh im Ziel zu sein: «Wow. Das ist schön! Es gab auf der vorletzten Prüfung eine Rille, die wir getroffen haben. Wir haben uns sofort überschlagen, dreimal. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, es tut mir für das Team leid. Ich bin froh, im Ziel zu sein.» Lappi ist bislang mit seinem Sieg 2017 im Toyota der letzte Finne, der sein Heimspiel gewonnen hat.
Mehr als Platz fünf (+ 2.18,0) konnte Thierry Neuville im zweiten Hyundai diesmal nicht erreichen, weil auch er beim Auto Nachholbedarf sieht. Mit einem Rückstand von 3:09,0 Minuten beendete der in Jyväskylä lebende Japaner Takamoto Katsuta im Toyota GR Yaris Rally1 sein Heimspiel. Er schaffte mit 69 Metern den weitesten Sprung im Ziel der letzten Prüfung.
Das Leiden von M-Sport Ford
Das Leiden von M-Sport Ford setzte sich auch in Finnland fort. Gus Greensmith erreichte im besten Ford Puma Rally1 den siebten Platz (+ 3:57,0). Gastfahrer Jari Huttunen belegte bei seiner Jungfernfahrt im Ford Puma Rally1 nach seinem Pech am Samstag den zehnten Rang (+ 10:31,6). Großer Pechvogel bei M-Sport war diesmal Pierre-Louis Loubet. Als Gesamtachter blieb er einen Kilometer vor der letzten Prüfung liegen. Der Fünfplatzierte Craig Breen riss auf der zwöften Prüfung an einem Felsen das rechte Hinterrad ab. Nach dem Re-Start wurde er auf dem 33. Platz (+ 1:10:55,9) gewertet. Adrien Fourmaux wurde nach seinem Schaden am Samstag auf dem 19. Gesamtplatz (+ 22:57,9) geführt.
Hyundai durfte auch in der WRC2 einen Sieg mit Teemu Suninen feiern. Als Gesamtachter (+ 9:31,3) lag er im i20 N Rally2 7,7 Sekunden vor Emil Lindholm (Skoda Fabia Rally2) und 2:00,8 Minuten vor Egon Kaur (VW Polo GTi R5).
| Endstand nach 22 Prüfungen |
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Pos. | Team/Nat/Fahrzeug | Zeit/Diff. |
1 | Tänak/Järveoja (EE), Hyundai | 2:24:04,6 |
2 | Rovanperä/Halttunen (FIN), Toyota | + 6,8 |
3 | Lappi/Ferm (FIN), Toyota | + 1:20,7 |
4 | Evans/Martin (GB), Toyota | + 1:37,6 |
5 | Neuville/Wydaeghe (B), Hyundai | + 2:18,0 |
6 | Katsuta/Johnston (J/IRL), Toyota | + 3:09,0 |
7 | Greensmith/Andersson (GB/S), Ford | + 3:37,0 |
8 | Suninen/Markkula (FIN), Hyundai | + 9:31,3 |
9 | Lindholm/Hämäläinen (FIN), Skoda | + 9:35,6 |
10 | Huttunen/Lukka (FIN), Ford | + 10:31,6 |
| Fahrer-WM Stand nach 8 von 13 Läufen |
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Pos. | Team/Nat/Fahrzeug | Punkte |
1 | Kalle Rovanperä (FIN), Toyota | 198 |
2 | Ott Tänak (EE), Hyundai | 104 |
3 | Thierry Neuville (B), Hyundai | 103 |
4 | Elfyn Evans (GB), Toyota | 94 |
5 | Takamoto Katsuta (J), Toyota | 81 |
6 | Craig Breen (GB), Ford | 64 |
7 | Esapekka Lappi (FIN), Toyota | 42 |
8 | Sébastien Loeb (F), Ford | 35 |
9 | Sébastien Ogier (F), Toyota | 34 |
10 | Dani Sordo (E), Hyundai | 34 |
11 | Gus Greensmith (GB), Ford | 34 |
| Hersteller-WM Stand nach 8 von 13 Läufen |
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Pos. | Team/Nat/Fahrzeug | Punkte |
1 | Toyota Gazoo Racing WRT | 339 |
2 | Hyundai Shell Mobis WRT | 251 |
3 | M-Sport Ford WRT | 174 |
4 | Toyota Gazoo Racing WRT NG | 89 |